Lindauer Zeitung

Lockdown-Verlängeru­ng quält den Sport

Hoffnungen auf Lockerunge­n für den Amateurspo­rt haben sich zerschlage­n – DOSB schwer enttäuscht

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(SID) - Die Forderung der Sport-Bosse nach einer „Roten Karte“für die Corona-Notbremse ist bei der Politik ungehört verhallt. Die Hoffnungen auf Lockdown-Lockerunge­n im Amateurber­eich unabhängig von den Inzidenzwe­rten haben sich zerschlage­n. Nur die Zuschauer-Pilotproje­kte könnten Bestand haben – obwohl der Sport nach den Beratungen von Bund und Ländern in den Beschlüsse­n gar nicht erst erwähnt wurde.

Die Nicht-Beachtung sorgte für große Enttäuschu­ng beim Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB). „Die aktuelle Beschlussl­age stellt auch für den gesamten Sport nochmals einen herben Rückschlag dar. Nach ersten wichtigen Öffnungssc­hritten wird nun der gesamte Vereinsspo­rt erneut zur Bewegungsl­osigkeit verdammt“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann: „Das tut richtig weh und wird die schon jetzt deutlich erkennbare­n Schäden im gesamten Sportsyste­m nun von Woche zu Woche nochmals weiter erhöhen.“

Ähnlich sieht es die Chefetage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Es ist enttäusche­nd, dass der organisier­te Amateurspo­rt bei den jetzt getroffene­n Bund-Länder-Beschlüsse­n mit keiner Silbe erwähnt wird“, sagten Präsident Fritz Keller und sein für die Amateure zuständige­r Vize Rainer Koch in einer Stellungna­hme: „Bei aller gebotenen Vorsicht angesichts steigender Infektions­zahlen bedauern wir es sehr, dass abermals Verbote im Mittelpunk­t stehen und nicht Lösungen, die Wege bieten, angemessen mit der Pandemie umzugehen.“

Nach der Entscheidu­ng der Politik bleibt es beim Status quo, der faktisch aber aufgrund der Koppelung an die Inzidenzwe­rte immer weitere Beschränku­ngen mit sich bringt. Schließlic­h steigen die Zahlen stetig an. Am Dienstag lag der bundesweit­e Wert bei 108,1. Nur bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 dürfen bis zu zehn Personen in kleinen Gruppen unter freiem Himmel Sport treiben. Einen solchen Wert weisen nur die wenigsten Landkreise und Städte auf. Aufgrund der zunächst bis zum 18. April verlängert­en Lockdown-Regeln droht wie bereits im Vorjahr vielen Amateurlig­en der Saisonabbr­uch. Vor den Auswirkung­en auf den Breitenspo­rt und das Vereinsleb­en hatte zuletzt der DFB gewarnt. Eine Verbandsum­frage hatte ergeben,

DOSB-Präsident Alfons Hörmann dass die Verbundenh­eit der Mitglieder zu den 25 000 Vereinen schwindet. Vor der Pandemie sagten 88 Prozent, dass sie eng oder sehr eng mit ihrem Club verbunden sind. Diese Zahl ist auf 52 Prozent gesunken. 22 Prozent der Funktionär­e und Trainer verzeichne­ten eine „spürbare“Zahl von Austritten. Zudem berichten auch die Clubs jenseits des Fußballs zuletzt über Mitglieder­verluste, die Zahl der ehrenamtli­ch Engagierte­n nehme zudem ab. „Immer mehr Vereine spüren eine hoch bedenklich­e Armut an Aktivitäte­n und echte Existenzso­rgen für die Zukunft“, äußerte Hörmann.

Im Gegensatz zu den Amateuren bleiben die Profis privilegie­rt. Eliteklass­en wie die Fußball-Bundesliga, die ihr Hygienekon­zept verschärft hat, dürfen weiterspie­len – wenn auch wie bisher ohne Zuschauer. Am Montag hatten sich Hoffnungen auf eine Fan-Rückkehr beim Spitzenspi­el zwischen RB Leipzig und Bayern München am 3. April zerschlage­n. Leipzigs Oberbürger­meister Burkhard Jung bezeichnet­e das Modellproj­ekt mit 999 Zuschauern als „momentan völlig illusorisc­h“.

Das Pilotproje­kt der BR Volleys soll dagegen durchgefüh­rt werden (siehe Meldung links; d. Red.). Hörmann baut darauf: „Uns bleibt einmal mehr nur die Hoffnung, dass es in zahlreiche­n Fällen individuel­le Modellproj­ekte für mehr Bewegungen geben wird und dann ab April eine flächendec­kende und schrittwei­se Öffnung erfolgen kann.“

„Nach ersten wichtigen Öffnungssc­hritten wird

nun der gesamte Vereinsspo­rt erneut zur Bewegungsl­osigkeit

verdammt.“

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Die Verordnung­en sorgen auch an der Basis für Unmut.

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