Auf der Palme
Mallorca-Urlaub ist gerade das Aufregerthema schlechthin. Was Wunder also, wenn sich kurz vor Palmsonntag die TV-Bilder von sonnenhungrigen Deutschen häufen, die sich gleich nach der Ankunft im Flughafen von Palma de Mallorca unter Palmen tummeln. Womit wir die Kurve nehmen wollen zu einer sprachlichen Betrachtung. Was hat dieser Sonntag eigentlich mit Palmen zu tun, die wir bei uns aus der Natur gar nicht kennen?
Sage keiner, das sei Allgemeingut. Die Episode vom triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem wenige Tage vor seinem Tod am Kreuz ist heutzutage nicht mehr unbedingt präsent. Als eines der wenigen Ereignisse im Leben Jesu erscheint sie in allen vier Evangelien, was für ihre große Bedeutung im Zusammenhang mit der Passion spricht. Hier die Version nach Johannes:
Bei Markus ist nur von
die Rede, desgleichen bei Matthäus, wobei das auch Olivenoder Maulbeerbaumzweige sein könnten.
Dieser kleine Unterschied lässt sich auch am Namen des Gedenktages ablesen. In Frankreich nennt man ihn nur nach den Zweigen:
also
oder kurz
und in Spanien
ist es der In England, Schweden oder Italien dagegen wird wie in Deutschland auf die Palme Bezug genommen:
oder
Und wenn schon dann bleibt man auch dabei. So heißen die mit Bändern und Bögen aus bunten Eiern verzierten Sträuße, die bei uns nach altem Brauch zum Palmsonntag gebunden werden,
oder kurz Darin finden sich zwar Zweige aus Buchs, Thuja, Weidenkätzchen, Wacholder, Tanne, Holunder, Hasel … und der grünen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bei echten Palmzweigen ist aber Fehlanzeige, die gibt es hier halt nicht.
Schauen wir uns noch das Wort
genauer an. Durch den Einfluss des Christentums verbreitete sich der Name dieser in der Bibel häufig zitierten Pflanze – lateinisch – rasch in ganz Europa. Eigentlich bedeutet dieses aber weil das fächerförmige Blatt der Palme
einer Hand mit ausgestreckten Fingern ähnelt. Womit jetzt noch kurz ein Abstecher in die französische Hauptstadt fällig wäre: Ältere Paris-fahrer werden sich noch an die
in den Tuileriengärten unweit des Louvre erinnern. Dort wurde bis zu ihrem Umzug 1986 in das neu erbaute Musée d’Orsay die weltweit singuläre Impressionisten-Sammlung mit ihren Manets, Monets, Renoirs etc. gezeigt, heute zeigt man dort moderne Kunst.
Gebaut hatte man die Galerie 1861 allerdings als Ballspielhalle. heißt auf Deutsch
In der Tat hatten schon Mönche im Mittelalter diesem Vorläufer des heutigen Tennis gehuldigt, allerdings nicht mit Schlägern, sondern mit der flachen Hand, und der Name blieb erhalten, auch als später Holzschläger aufkamen. Das Wort geht also auf das lateinische zurück. Genau diesen Lautwechsel von zu haben wir übrigens auch bei
oder
Leider sind Ausflüge nach Paris über Ostern auch nicht gerade angeraten, dort herrscht totaler Lockdown … Diese Pandemie bringt uns alle zusehends auf die Palme.
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