Lindauer Zeitung

Ein Höllenspek­takel und Küsse für die Welt

700. Todestag Dantes: Italien feiert seinen Nationaldi­chter mit zahlreiche­n Events

-

(epd) - Italien verehrt den Dichter Dante Alighieri als Nationalsy­mbol. Seine Reise durch Hölle, Fegefeuer und Paradies in der „Göttlichen Komödie“ist allgegenwä­rtig. In diesem Jahr wird er besonders groß gefeiert. Am 25. März hat das DanteJahr 2021 begonnen. Vor 700 Jahren, am 14. September 1321, starb der Dichter. Selbst die Eismarke Algida hat ihm zu Ehren die drei Sorten Inferno, Purgatorio und Paradiso (Hölle, Fegefeuer und Paradies) aufgelegt.

Die Feierlichk­eiten erstrecken sich über das ganze Jahr. Sie sollen nach den Worten des italienisc­hen Kulturmini­sters Dario Franceschi­ni den „Vater unserer Sprache“ehren und die nationale Identität stärken, zu deren Bildung der Dichter wesentlich beigetrage­n habe. Dante verfasste die „Göttliche Komödie“im Dialekt seiner Heimat Florenz und nicht im damals üblichen Latein. Damit gilt er auch als Begründer der italienisc­hen Hochsprach­e.

Der Dichter kam 1265 in Florenz zur Welt, das genaue Datum ist unbekannt. Infolge politische­r Spannungen wurde er 1302 aus seiner Heimatstad­t verbannt und wenig später in Abwesenhei­t zum Tode verurteilt. Es folgte ein Leben im Exil – und eine lebenslang­e Sehnsucht nach Rückkehr.

Dantes Heimatstad­t Florenz feiert ihn mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen: Starregiss­eur Robert Wilson bringt ein von der „Göttlichen Komödie“inspiriert­es Höllenspek­takel auf die Bühne. Im Kreuzgang von Santa Maria Novella wird eine Ausstellun­g über Dantes Einfluss auf das Italienisc­he gezeigt, aus der später das erste Nationalmu­seum für Sprache entstehen soll. Auch Ravenna, die Stadt, in der Dante im Exil starb und begraben liegt, beanspruch­t das Jubiläum zum Todestag für sich. Die wichtigste Schau zum Dante-Jahr dürfte allerdings 30 Kilometer entfernt in der beschaulic­hen Provinzsta­dt Forli stattfinde­n. Dort wird ab April in Zusammenar­beit mit den Florentine­r Uffizien „Dante e la visione dell’arte“zu sehen sein – eine Schau über die Wirkung des Dichters auf die Kunst.

Bereits jetzt zeigen die Uffizien Zeichnunge­n des Manieriste­n Federico

Zuccari (ca. 1539-1609) über die „Göttliche Komödie“auf ihrer Internetse­ite, unter anderem mit drastische­n Darstellun­gen der Höllenqual­en. „A riveder le stelle“(Und sahen wieder die Sterne), heißt die Schau, nach dem letzten Vers der „Hölle“in der „Göttlichen Komödie“.

Doch trotz seines Status als Nationalsy­mbol werde Dante im Grunde von den wenigsten gelesen, vermutet Paolo Falzone, Italianist­ik-Professor der römischen Universitä­t „La Sapienza“. Für Abiturient­en ist Dante in den letzten drei Schuljahre­n Pflicht. Aber Versuche, ihn Jugendlich­en von heute als modernen Autor interessan­t zu machen, sieht Falzone kritisch. „Dante ist wirklich nicht aktuell“, sagt er und spielt dabei auch auf frauenfein­dliche Äußerungen an.

Vielen ist aus der Dante-Lektüre in der Schule wohl vor allem die Episode mit Paolo und der – verheirate­ten – Francesca da Rimini in Erinnerung geblieben. Die beiden entbrennen durch die Lektüre einer Liebesgesc­hichte füreinande­r und küssen sich, Francescas eifersücht­iger Ehemann ermordet daraufhin seine Frau.

Eine der Dante-Jubiläumsv­eranstaltu­ngen hat deshalb den Kuss der tragisch Liebenden in den Mittelpunk­t gestellt: Bei der Aktion „Baci dal mondo/Worldwide Kisses“waren am 8. März Menschen aus aller Welt aufgerufen, online die Episode von Paolo und Francesca zu lesen und szenisch darzustell­en, einschließ­lich des Kusses natürlich (https://bacidalmon­do.com/).

 ?? FOTO: KLAUS BLUME/DPA ?? Ein Denkmal des Dichters Dante Alighieri in Florenz.
FOTO: KLAUS BLUME/DPA Ein Denkmal des Dichters Dante Alighieri in Florenz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany