Gar nicht eklig: Zehnjährige rettet Kröten
Leonora Weuffen prüft jeden Sonntagmorgen die Fangzäune in Schwatzen und trägt Tiere über die Straße
-● Leonora Weuffen schreibt Tierliebe und Naturschutz groß. Die Zehnjährige kontrolliert jeden Sonntag Krötenzäune.
Dreckige, glitschige Kröten anzufassen mag für den ein oder anderen eklig erscheinen, doch für Leonora Weuffen ist das spannend und letztendlich ganz normal: „Das macht mir gar nichts aus.“Die Zehnjährige kontrolliert seit vier Wochen jeden Sonntag mit ihrer Mutter die Krötenzäune bei Schwatzen an der Staatsstraße.
Ausgerüstet mit Warnweste, Eimer, Handschuhen, Maske und ihren drei Spielzeug-Glücksfröschen war sie auch an diesem Sonntag wieder unterwegs. Durch die anhaltende Kälte laufen zwar zurzeit noch wenige Kröten, doch jemand muss die Eimer an den Krötenzäunen trotzdem kontrollieren. Leonora wird aber auch das nicht langweilig.
Sie freut sich auch, wenn sie Käfer oder Tausendfüßler in den Eimern findet oder die ein oder andere Maus beobachten kann. Für die sind in den Eimern extra Stöcke, sodass sie wieder herausklettern können.
Doch die Helfer retten nicht nur Kröten. In der guten halben Stunde, die das Kontrollieren dauert, sammeln sie zwei oder drei Mal in der Woche auch noch den Müll auf, den Autofahrer einfach aus dem Fenster schmeißen. Dass man so etwas tut, kann die Zehnjährige nicht verstehen. Sie hat am Sonntag einen ganzen Eimer Müll gesammelt.
Die Zäune sollen verhindern, dass Kröten, Frösche oder Molche auf dem Weg zu dem Laichgewässer überfahren werden. Deshalb sind die kleinen grünen Zäune oft in der Nähe von Weihern oder Flüssen zu finden. Die Krötenwanderung beginnt Mitte Februar und dauert je nach Temperatur und Wetter bis Mitte April an. Alle paar Meter sind Eimer eingelassen, in die die Tiere plumpsen, wenn sie am Zaun entlangwandern. Helfer wie Leonora leeren diese Eimer dann und bringen die Amphibien zu ihrem Gewässer.
Für Leonora und ihre Mutter Anna Weuffen ist dieses Jahr schon die zweite Saison, in der sie Kröten, Frösche und Molche retten. Bereits vor einem Jahr hatten sie sich engagiert. Da waren Leonora die niedrigen Zäune am Straßenrand aufgefallen. Als sie erfuhr, dass die Zäune Amphibien vor dem Überfahren retten, war sie begeistert. Sie und ihre Mutter erkundigten sich beim Bund Naturschutz (BN), ob sie helfen könnten und sind seitdem mit dabei.
Der BN ist beim Krötensammeln auf freiwillige Helfer wie Leonora angewiesen. Claudia Grießer, Geschäftsstellenleiterin des BN Lindau, und Sibylle Engelmann, Betreuerin der Strecke bei Schwatzen, sind dankbar für ihr Engagement. „Ganz klasse. Vielen Dank!“, sagt Grießer zu der Zehnjährigen.
Die Zäune stellen die Straßenmeisterei oder der zuständige Bauhof auf. Die Helfer des BN retten und zählen die Tiere. Der Freistaat Bayern zahlt Fördergelder, die der BN den Helfern auszahlt. Leonora behält einen Teil davon als Taschengeld, den anderen Teil spendet sie dem BN.
Die Kröten laufen erst ab einer Temperatur von ungefähr fünf Grad. Deshalb hat Leonora dieses Jahr erst ein Tier retten können. Doch wenn es wärmer wird, wird diese Zahl schnell ansteigen. Da die Amphibienbestände laut Grießer insgesamt rückläufig sind, kommt es auf jedes gerettete Tier an.
Leonora weiß genau, welche Tiere sie da rettet. Sie erklärt, dass von Kammmolchen über Teichmolche und Bergmolche bis zu Fröschen und Kröten alles dabei ist. Auch die Weibchen und Männchen kann sie gut unterscheiden, da die Weibchen etwas größer sind und manchmal die Männchen auf ihrem Rücken tragen.
In Corona-Zeiten müssen die Helfer die Abstands- und Maskenregeln und Kontaktbeschränkungen einhalten. Wert legt Engelmann mit einem Augenzwinkern darauf, dass dies natürlich nicht für die Kröten gilt. Diese dürfen und müssen angefasst werden. Sie fügt hinzu: „In der Hoffnung auf erlösende oder erlöste Prinzen dürfen Frösche sogar geküsst werden, solange sie noch im Froschzustand sind.“Das hat Leonora sogar schon einmal probiert – der Froschkönig lässt aber noch auf sich warten.