Die Fackel der Hoffnung ist gestartet
Der Olympia-Countdown hat begonnen, das japanische Volk bleibt skeptisch
(SID) - Mit strengem Blick verfolgte Olympia-Chefin Seiko Hashimoto die Zeremonie auf der Bühne. Als Japans Fußballheldin Azusa Iwashimizu die olympische Fackel entzündete und sich als erste Läuferin auf den Weg machte, spendete auch Hashimoto Applaus. Gejubelt werden durfte nicht, das Klicken der Fotokameras war noch am besten zu hören.
Der olympische Fackellauf ist wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer in Fukushima gestartet worden. „Diese kleine Flamme hat nie die Hoffnung verloren und hat auf diesen Tag gewartet wie eine Kirschblütenknospe, die kurz vor dem Aufblühen steht“, sagte Hashimoto.
Die roségoldene, kirschblütenförmige olympische Fackel wurde mit Bedacht im J-Village-Sportkomplex von Fukushima entzündet. Das Areal diente nach der Dreifachkatastrophe von 2011 als Einsatzzentrum. Zehn Jahre nach der Erdbeben-, Tsunamiund Atomkatastrophe sollte der Start des Fackellaufs der Welt auch die Fortschritte beim Wiederaufbau der
Region vor Augen führen. Sie hoffe, dass die olympische Flamme als „ein Lichtstrahl am Ende der Dunkelheit“dienen werde, sagte Hashimoto. Iwashimizu, die 2011 bei der WM in Deutschland mit Japan den Titel gewonnen hatte, übergab die Fackel an den 16 Jahre alten Fußballtorwart Asato Owada. Kinder örtlicher Grundschulen sangen das Lied „Blumen werden blühen“, Sicherheitskräfte hatten Plakate um den Bauch gebunden, auf denen zur Einhaltung der Abstandsregeln aufgerufen wurde.
IOC-Präsident Thomas Bach übermittelte Glückwünsche an das Organisationskomitee Tokio 2020, nachdem die Zeremonie im Internet übertragen worden war. „Die Welt hat heute mit großer Begeisterung verfolgt, wie die olympische Flamme ihre Reise durch Japan begann“, meinte Bach.
Das IOC hofft, dass der Fackellauf in Japan die noch fehlende Vorfreude auf die um ein Jahr verschobenen Tokio-Spiele (23. Juli bis 8. August) weckt. Die Haltung in der japanischen Bevölkerung gegenüber den Spielen ist skeptisch, zwei Drittel sind gegen die Austragung.
Während des Fackellaufs dürfen Zuschauer nur unter Schutzmaßnahmen und in der Nähe ihres Wohnortes teilnehmen. Nachdem die Fackel Fukushima verlassen hatte, winkten einzelne Zuschauer mit Masken den Läufern am Straßenrand zu. Die 10 000 Fackelträger sowie die Organisatoren müssen ebenfalls Schutzmaßnahmen einhalten.
Enden soll der über 9600 Kilometer lange Lauf durch alle 47 japanischen
IOC-Präsident Thomas Bach Präfekturen nach 121 Tagen bei der Eröffnungsfeier im Juli im Olympiastadion von Tokio. Zuletzt hatten die Organisatoren entschieden, dass die Spiele ohne ausländische Zuschauer stattfinden müssen.
Der Fackellauf hat etliche Gegner im Land. Mehrere Dutzend Fackelträger sind ausgestiegen, nachdem sie Bedenken wegen der Ansteckungsgefahr geäußert hatten. Beamte aus einigen Präfekturen drohten, den Lauf zu unterbrechen, falls die Corona-Maßnahmen nicht verbessert würden.
Aber es gibt auch Gegenbeispiele. In Iwaki, der größten Stadt des Laufes am ersten Tag, trug Hikomitsu Onodera die Fackel. Der 78-Jährige war schon 1964 bei den ersten Olympischen Spielen von Tokio dabei, damals als Chef der japanischen Gewichtheber-Delegation. Bei seinem Auftritt am Donnerstag trug Onodera exakt den gleichen blauen Blazer wie 1964. „Es war gut“, sagte Onodera, nachdem er die Fackel getragen hatte und meinte: „Sport kann alle zusammenbringen.“
„Die Welt hat heute
mit großer Begeisterung verfolgt, wie die olympische Flamme ihre Reise durch Japan begann.“