Vettel im Rennen der „Dark Horses“
Bröckelt die Dominanz der Großen um Mercedes? Gleich mehrere Mittelfeldteams wollen an die Spitze
(SID) - In neuen Farben und mit neuer Rolle schlenderte Sebastian Vettel durch das Fahrerlager in Bahrain. Ganz in Grün schritt er am Donnerstag zur Kommandozentrale von Aston Martin, das Ferrari-Rot hat er abgestreift – und damit auch den Druck, der beim Spitzenrennstall ohne Spitzenauto stets herrschte. Die Situation sei „jetzt eine andere“, sagt Vettel, „ich bin in ein Team gekommen, das ich mit aufbauen möchte.“Und bei dem er nun ganz offiziell Jäger sein darf.
Aston Martin will rankommen an die großen Drei, an Mercedes, Red Bull und Ferrari – und ist vor dem Saisonstart (Sonntag, 17 Uhr MESZ/Sky) damit nicht allein: Das Mittelfeld begehrt auf, die Chancen sind so gut wie lange nicht. Das hat verschiedene Gründe, einen davon nennt Vettel in wenigen Worten. „Unser Rennstall ist gewachsen“, sagt der 33-Jährige, bei den „Riesenteams“sei das „ganz anders: Die müssen jetzt Leute entlassen“.
Denn was die Formel 1 inmitten der Corona-Krise beschlossen hat, ist so etwas wie eine Zeitenwende. Das Budget ist ab sofort beschränkt auf 145 Millionen Dollar pro Team, in den kommenden Jahren wird es noch weniger. Die Branchenführer müssen damit beinahe um die Hälfte reduzieren, die Kleinen haben dagegen noch Raum für Entwicklung.
Und auch der Blick auf einzelne Teams lässt ein Zusammenrücken zumindest möglich erscheinen. Da ist zum einen Mercedes, die Dauersieger der vergangenen Jahre offenbarten bei
Mick Schumacher will bei seinem Renndebüt in der Formel 1 keine „Dummheiten“machen. Der 22
Jahre alte Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher sprach im Fahrerlager des Großen Preises von Bahrain über seine Herangehensweise für sein Debüt: „Es wird nicht so sein, dass ich versuche, extrem aggressiv reinzugehen.“Ziel sei es, mit dem unterlegenen Haas-Rennwagen in der Wüste von Sakhir ins Ziel zu kommen. Für den Formel-3-Europameister von 2018 und Formel-2-Champion von 2020 geht es in diesem Jahr und vor allem im ersten der 23 Rennen darum, sich an die Königsklasse des Motorsports zu gewöhnen. „Ich muss nicht alles jetzt sofort lernen“, betonte er. Er könne sich überlegen, welches die wichtigsten Sachen seien, sich diese vornehmen und nach und nach abhaken. Auf dem Kurs in Bahrain gehe es mit Blick auf die schnelle Runde in der Qualifikation auch darum zu lernen, „wo wirklich das Limit dieser Reifen ist“. (dpa) den Testfahrten vor zwei Wochen in Bahrain einige Probleme. Und Ferrari gilt nach der völlig enttäuschenden Saison 2020 ohnehin als Außenseiter.
Aufbruchstimmung herrscht dagegen nicht nur bei Aston Martin. Vor allem McLaren, aber auch Alpine und AlphaTauri gelten als Dark Horses, als Kandidaten für Überraschungserfolge. Bei McLaren etwa geht es seit drei Jahren stetig bergauf, im vergangenen holte die Mannschaft um den deutschen Teamchef Andreas Seidl Rang drei in der Konstrukteurs-WM.
Das ohnehin starke Auto wird ab sofort nicht mehr von einem Renaultsondern von einem Mercedes-Motor angetrieben, von der besten PowerUnit der Königsklasse also. Zudem holte McLaren Daniel Ricciardo, auch er gilt als einer der Stärksten in der Formel 1. „Er ist die Bezugsgröße, die wir für unsere Entwicklung noch brauchten“, sagt Seidl, denn man wisse: „Hat er das passende Material, dann kann er Rennen gewinnen.“Und da will McLaren hin.
Alpine, das bis zuletzt noch Renault hieß, will viele Vorteile aus der Erfahrung von Fernando Alonso ziehen. Der Ex-Weltmeister kehrt nach seiner Formel-1-Pause mit 39 Jahren zurück zum Werksteam, auch er will 2022 wieder siegfähig sein. Schon für diese Saison erwartet er „ein paar Überraschungen“. Auf die hofft auch Vettel. Und auf „eine steile Lernkurve“nach sehr durchwachsenen Tests mit Aston Martin. „Ich bin nach wie vor gut genug, um Rennen zu gewinnen und um die Meisterschaft zu fahren. Vorausgesetzt, das Paket stimmt.“