Lindauer Zeitung

Radlerin fällt Schranke auf den Kopf: So reagiert die Bahn

Vergangene Woche ist die Situation am Lotzbeckwe­g eskaliert – Wann Bau der Unterführu­ng beginnt, ist unklar

- Von Julia Baumann

- Die Situation am Bahnüberga­ng Lotzbeckwe­g ist vergangene Woche eskaliert: Einer Fahrradfah­rerin ist eine kaputte Schranke auf den Kopf gefallen, Bahnmitarb­eiter sollen Wartende außerdem aufgeforde­rt haben, einfach über die geschlosse­nen Schranken zu klettern, es gab Beschimpfu­ngen und Geschrei. Nun meldet sich die Bahn mit möglichen Erklärunge­n für den Unfall und das Chaos. Noch unklar ist, wann sich solche Szenen endgültig erledigen werden. Es gibt noch keinen Termin für den Baubeginn der Unterführu­ng.

Als Wolfgang Kehle am vergangene­n Mittwoch vom Aeschacher Ufer aus auf den Lotzbeck-Bahnüberga­ng zu joggt, sieht er zwei Radfahrer zwischen den Bahnschran­ken stehen. Dann heben und senken sich die Schranken im Wechsel, begleitet vom lauten Signal-Klingeln (die LZ berichtete). „Niemand wusste das seltsame Schauspiel zu deuten“, schilderte Kehle bereits vergangene Woche. Die Schranken gingen wieder zu, und es habe daraufhin etwa eine Viertelstu­nde und vier Züge lang gedauert, bis sich wieder was tat. „Danach signalisie­rte das laute

Klingeln die von den zahlreiche­n Wartenden ersehnte Öffnung.“

Tatsächlic­h habe sich die Schranke auf der Seite zum Kleinen See hin angehoben. Ein Radfahrer sei sofort losgefahre­n. Eine ältere Dame fuhr ihm hinterher. Doch plötzlich sei die

Schranke wieder herunterge­kommen und habe sie heftig am Kopf getroffen, sodass die Frau stürzte. Mehrere Passanten hätten die Schranke mit den Händen angehoben, um die darunter liegende Frau zu befreien. Die Frau habe großes Glück gehabt, denn sie trug einen Helm, der schwere Verletzung­en erspart habe, „einen Schock hatte sie aber mit Sicherheit“, schreibt Kehle.

Wie konnte das passieren? Die Bahn verwies vergangene Woche noch auf laufende Ermittlung­en und meldet sich erst am Montag auf eine Anfrage der LZ. „Eine der beiden Schranken war durch einen technische­n Defekt blockiert, diese ließ sich durch den Schrankenw­ärter nur noch zu einem Viertel öffnen und fiel dann automatisc­h zurück“, schreibt Sprecher Anton Knapp. „Die Verletzung der Fahrradfah­rerin durch den Schrankenb­aum bedauern wir, den entstanden­en Schaden werden wir nach Bewertung des Vorfalls und soweit ein Verschulde­n auf unserer Seite lag begleichen.“

Um den technische­n Defekt zu beheben, hätten Bahnmitarb­eiter kurzfristi­g eine sogenannte Entstörung eingeleite­t, die etwa 40 Minuten gedauert habe. „Die Personen traten aufgrund der langen Wartezeit teilweise aggressiv gegenüber unserem Mitarbeite­r vor Ort auf“, schreibt Knapp weiter.

Auch Wolfgang Kehle beschreibt, wie sich die Situation immer weiter zugespitzt hat: Die Passanten hätten laut geschimpft, ein Radfahrer habe den Schrankenw­ärter aus seinem Bahnwärter­haus geholt und auf ihn eingeredet. Kurz darauf habe der Schrankenw­ärter die Wartenden aufgeforde­rt, die Barrieren neben den geschlosse­nen Schranken zu übersteige­n und über die Gleise zu gehen. Ein älterer Mann mit seinem E-Bike sei dabei gestürzt, Passanten hätten ihm aufgeholfe­n.

„Wir möchten darauf hinweisen, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung von Personen durch den Zugverkehr bestand, dieser war zwischenze­itlich eingestell­t worden“, schreibt Anton Knapp. In Zukunft werde die Bahn zur Deeskalati­on frühzeitig die Polizei um Unterstütz­ung bitten und Wartende zum Bahnüberga­ng Hasenweidw­eg leiten. „Technische Störungen von Anlagen sind nicht ausschließ­bar.“

Mit der geplanten Bahnunterf­ührung am Lotzbeckwe­g hätten sich Szenen wie diese erledigt. Wann deren Bau beginnt, ist aber noch völlig unklar. „Aktuell findet die Variantenb­etrachtung mit der Stadt Lindau statt“, schreibt Bahnsprech­er Knapp. Erst danach könne das Planfestst­ellungsver­fahren gestartet werden, dessen Dauer allerdings schwer einzuschät­zen sei. Denn, wie mehrfach berichtet, gibt es viele Betroffene, die nicht alle mit den Plänen von Bahn und Stadt einverstan­den sind. „Unser Ziel ist aber die schnellstm­ögliche Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs.“

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FOTO: WOLFGANG KEHLE Das Standbild aus dem Video zeigt, dass Bahnmitarb­eiter die defekten Schranken am Lotzbeckwe­g am Mittwoch zeitweise händisch öffnen mussten.

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