Artenvielfalt im Fokus
Immer mehr Allgäuer Landwirte nehmen am Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm teil
- Korbinian Schwarzenbacher ist Schafhalter. Im Unterallgäuer Tussenhausen betreut er etwa 1000 Muttertiere – und seit mehr als zehn Jahren nimmt er am Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm teil. Dieses hat der Freistaat 1983 ins Leben gerufen, um ökologisch wertvolle Lebensräume, die auf eine naturschonende Bewirtschaftung angewiesen sind, erhalten und verbessern zu können. Die Maßnahmen, die die Landwirte dabei treffen können, sind vielfältig. Für den zusätzlichen Aufwand und entgangene Erträge werden die Bauern entschädigt. Das Programm boomt. Seit Jahren steigt die Zahl der Teilnehmer stetig. Im Unterallgäu beispielsweise sind mittlerweile 310 Betriebe dabei – so viele wie nie zuvor. Insgesamt werden im gesamten Allgäu dafür heuer knapp 4,5 Millionen Euro ausbezahlt.
Die Gründe, warum die Landwirte Einbußen zugunsten des Artenschutzes in Kauf nehmen, sind unterschiedlich, sagt Fabienne Finkenzeller, Biodiversitätsberaterin am Landratsamt Unterallgäu. „Viele Landwirte sind der Meinung, dass man nicht so weitermachen kann wie bisher, und wollen die Natur schützen“, sagt sie. Die finanziellen Anreize spielten aber ebenso eine Rolle, denn die Zahlungen seien mehr als ein symbolischer Zuschuss.
Wie viel Geld die Landwirte erhalten, ist dabei sehr unterschiedlich. Die Förderung richtet sich nach den erbrachten Leistungen und danach, wie schwer die Flächen zu bewirtschaften sind, sagt Angela Wolf, Sprecherin des Landratsamts Lindau. Im Oberallgäu liegt die Spanne laut der Unteren Naturschutzbehörde abhängig von Flächen und Maßnahmen zwischen 150 und 35 000 Euro pro Betrieb.
Ebenso unterschiedlich wie die Zuschüsse sind auch die Wege, die die Landwirte in Sachen Naturschutzund Artenschutz gehen. In Lindau spielen beispielsweise Streuwiesen eine große Rolle. „Hier wird mit dem Landwirt ein geeigneter erster Schnittzeitpunkt vereinbart“, sagt Wolf. So könnten spätblühende Arten wie der seltene Lungenenzian
Mit dem VNP sollen ökologisch wertvolle Lebensräume , die auf eine naturschonende Bewirtschaftung angewiesen sind, erhalten und verbessert werden.
Landwirte, die auf freiwilliger Basis ihre Flächen nach den Zielen des Naturschutzes bewirtschaften, erhalten für den Aufwand und den entgangenen Ertrag finanzielle Zuschüsse.
Die Maßnahmen werden in der Regel für einen Zeitraum von fünf Jahren abgeschlossen. Antragsberechtigt sind Landwirte, Zusammenschlüsse von Landwirten sowie sonstige Landbewirtschafter, anerkannte Naturschutzverbände
Samen für das nächste Jahr bilden. Im Alpenraum dagegen stehen Wiesen und Weiden im Fokus, deren Artenvielfalt ohne den Einsatz der Landwirte durch Verbuschung bedroht wäre. Bei der Förderung von Weideflächen werde generell zu Themen wie Beweidungszeiten und Weidepflege beraten, heißt es aus dem Landratsamt Oberallgäu.
„Zur Basisausstattung bei Wiesen gehört die Festlegung eines Schnittzeitpunkts und der Verzicht auf Düngemittel“, sagt Fabienne Finkenzeller. Im Unterallgäu seien 83 Prozent der Vertragsnaturschutz-Flächen Mähwiesen, bei elf Prozent gebe es Ausgleichszahlungen für eine extensive Beweidung. „Honoriert wird damit und Landschaftspflegeverbände.
Im Oberallgäu nehmen etwa 1000 Betriebe am VNP teil, 6000 Hektar werden in dessen Sinne bewirtschaftet. Die Gesamtfördersumme liegt bei rund zwei Millionen Euro.
Im Ostallgäu sind es etwa 650 Betriebe, 2200 Hektar und 1,2 Millionen Euro.
Im Unterallgäu bewirtschaften 310 VNP-Teilnehmer entsprechende Flächen auf 1250 Hektar, die Fördersumme liegt bei rund 700 000 Euro.
Im Kreis Lindau sind es 339 Betriebe, 870 Hektar und 488 000 Euro. (az) vor allem eine spätere Mahd. Damit können die Wiesenblumen blühen und aussamen, der Anteil der Blumen erhöht sich und somit auch die Insektenvielfalt.“Dass der Verzicht auf mineralische Düngung oder Gülle obligatorisch ist, betont auch Thomas Brandl, Sprecher des Landkreises Ostallgäu. „Auch besonders tierfreundliche Arbeitsweisen wie die Verwendung eines Doppelmessermähwerks anstelle eines Kreiselmähwerks werden gefördert.“An jedem Landratsamt gibt es Berater, an die sich die Landwirte wenden können. Gemeinsam wird dann erarbeitet, welche Flächen und Maßnahmen sich für den Vertragsnaturschutz eignen. Korbinian Schwarzenbacher jedenfalls steht hinter seiner Entscheidung, an dem Programm teilzunehmen. „Mit Blick auf die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist das Mitmachen einfach sinnvoll“, sagt er. Und auch der finanzielle Aspekt sei ein guter Anreiz. Schwarzenbacher bewirtschaftet eine Fläche von etwa 100 Hektar, davon 35 Hektar im Sinne des Programms. Auf den Wiesen habe er sich für einen späteren Schnittzeitpunkt entschieden, zudem setzte er ein Messermähwerk ein, um die Insekten zu schonen. Die Hauptweide des Schafhalters sei ebenfalls VNPFläche. „Hier geht um den Erhalt der Kulturlandschaft, die Fläche würde sonst verbuschen.“Bei ihm, so Schwarzenbacher, habe sich das Mitmachen einfach angeboten. „Viele der Vorgaben habe ich ohnehin schon vorher erfüllt.“