Lindauer Zeitung

Streit um Laschets „Brücken-Lockdown“

Viel Gegenwind für den CDU-Chef – Südwest-Innenminis­ter Strobl lobt den Vorstoß

- Von Claudia Kling und unseren Agenturen

Vor Ostern haben Bund und Länder mit Corona-Beschlüsse­n, die sie erst gemeinsam gefällt und dann wieder zurückgeno­mmen haben, Verunsiche­rung ausgelöst. Nun sorgt der Vorschlag des nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet zu einem „Brücken-Lockdown“für Diskussion­en. Die Mehrzahl der Ministerpr­äsidenten äußerte sich skeptisch zum Vorstoß des CDU-Chefs. Laschet will die bundesweit­e Inzidenz mit härteren Schutzmaßn­ahmen über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen unter die Marke von 100 drücken – „bis das Impfen in großer Breite wirkt“(Laschet). Aktuell liegt die Zahl bei 123.

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) sagte, noch sei unklar, was Laschet mit einem „Brücken-Lockdown“meine. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) warnte: „Vor Ostern hat Aktionismu­s bei vielen Menschen für einen Vertrauens­verlust gesorgt, nach Ostern dürfen wir diesen Fehler nicht wiederhole­n.“

Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) teilte in München mit, es müsse mehr Klarheit herrschen, „was genau Nordrhein-Westfalen plant“. Das Saarland begann am Dienstag derweil mit Lockerunge­n – trotz steigender Infektions­zahlen.

Unterstütz­ung erhielt Laschet von CDU-Parteikoll­egen, etwa Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier und Bundes-Vize Thomas Strobl. Der Südwest-Innenminis­ter sagte in Stuttgart: „Laschet liegt richtig.“Ein erneuter „Kraftakt“sei notwendig. „Die Impfungen sind die große Hoffnung“, betonte Strobl, „und ein harter Lockdown kann die Brücke sein, die bis dahin trägt.“

Kritik gab es auch an Laschets Vorschlag, die für den 12. April geplante Ministerpr­äsidentenk­onferenz vorzuziehe­n. Ohnehin gibt es während der Corona-Krise Zweifel am Format der Bund-Länder-Treffen. Die Politologi­n Nathalie Behnke verteidigt­e jedoch im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“den Föderalism­us. „Weder der Mangel an Impfstoffe­n noch die fehlende Strategie im Umgang mit den Virusmutat­ionen lassen sich darauf zurückführ­en“, sagte die Professori­n.

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