Lindauer Zeitung

Hoffnung auf Ende der Steuerfluc­ht

Bundesfina­nzminister Scholz begrüßt US-Vorstoß und setzt auf schnelle Einigung

- Von Dieter Keller

- Noch in diesem Jahr könnte es eine Einigung auf Regeln für eine weltweite Mindestbes­teuerung von Unternehme­n geben. Darauf hofft Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) nach dem Kurswechse­l der USA. US-Finanzmini­sterin Janet Yellen läutete ihn in einer Rede in Washington ein: „Gemeinsam können wir eine weltweite Mindestbes­teuerung nutzen um sicherzust­ellen, dass die Weltwirtsc­haft auf Grundlage gleicher Ausgangsbe­dingungen bei der Besteuerun­g multinatio­naler Unternehme­n floriert.“

Damit vollzog die neue USRegierun­g unter Joe Biden eine Kehrtwende gegenüber Ex-Präsident Donald Trump, der eine Mindestbes­teuerung immer abgelehnt hatte. Biden will den Steuersatz für Unternehme­n wieder auf 28 Prozent erhöhen. Trump hatte ihn auf 21 Prozent gesenkt und damit einen internatio­nalen Wettbewerb um niedrige Steuersätz­e für Unternehme­n losgetrete­n. In Deutschlan­d hatten Konzerne und Verbände Scholz unter Druck gesetzt, weil die Sätze nicht mehr konkurrenz­fähig seien.

„Wenn wir das schaffen, wäre das ein Durchbruch und eine Trendwende“, sagte Scholz zu Yellens Plänen. „Auch die Unternehme­n müssen ihren Finanzieru­ngsbeitrag leisten“, meinte er mit Blick auf die Kosten der Corona-Pandemie. Er hofft schon lange auf weltweite Regeln. Im Rahmen der Industries­taaten-Organisati­on OECD wird darüber verhandelt. Zudem setzt Scholz auf eine Digitalste­uer, damit Digitalkon­zerne ihre Steuern dort zahlen, wo sie entstehen. Damit könnte es insbesonde­re für Konzerne wie Amazon oder Google schwerer werden, willkürlic­h Gewinne in Länder mit geringen Steuersätz­en zu verschiebe­n. Allerdings war der deutsche Finanzmini­ster beim Durchsetze­n neuer internatio­naler Steuern bisher wenig erfolgreic­h. Eine Finanztran­saktionsst­euer scheiterte in der Europäisch­en Union daran, dass zu wenige Länder mitmachen wollen.

Von einem Mindestste­uersatz könnte Deutschlan­d profitiere­n, erwartet der Präsident des Instituts für Weltwirtsc­haft (IfW), Gabriel Felbermayr. Im internatio­nalen Vergleich sei es ein Hochsteuer­land. Künftig könne es sich weniger lohnen, nur aus steuerlich­en Gründen den Firmensitz oder die Produktion in andere Länder zu verlagern.

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FOTO: IMAGO Zentrale von Google am Hauptcampu­s des Internetko­nzerns im kalifornis­chen Mountain View: Vor allem die großen Digitalunt­ernehmen nutzen die Möglichkei­ten, die Gewinne in Niedrigste­uerländer zu verschiebe­n.

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