Lindauer Zeitung

Von München mit dem Bergsteige­rbus ins Gebirge

Der Alpenverei­n startet ein Pilotproje­kt in Oberbayern – Vielleicht gibt es später auch eine Linie ins Allgäu

- Von Stefan Binzer

- Die Bilder aus dem vergangene­n Sommer sind noch präsent: In den Lockdown-Pausen wurde das südliche Ober- und Ostallgäu von Tagesausfl­üglern regelrecht überrannt. Ähnlich war die Situation am oberbayeri­schen Alpenrand. Tausende Pkw parkten auf Wiesen und Hofzufahrt­en, manche blockierte­n sogar Rettungswe­ge. Damit heuer nicht wieder das Verkehrsun­d Parkchaos ausbricht, sobald die Corona-Beschränku­ngen einen Ausflug zulassen, will die Sektion München-Oberland des Deutschen Alpenverei­ns (DAV) einen kleinen Beitrag leisten: Von München aus sollen Bergsteige­rbusse ins Gebirge fahren. Und zwar zunächst in die von der Landeshaup­tstadt schnell erreichbar­en Gebiete im Chiemgau oder bei Garmisch. Der Start der Pilotphase ist für die Pfingstfer­ien geplant. Sollten die Erfahrunge­n aus dem Probelauf positiv ausfallen, könnte sich der DAV-Oberland vorstellen, solch einen Bergsteige­rbus auch ins Allgäu verkehren zu lassen.

„Die Bergsteige­r sind vor Ort durchaus erwünscht. Nur die Autos nicht“, sagt Matthias Ballweg, Vorsitzend­er der DAV-Sektion MünchenObe­rland. Über die genauen Zielorte werde derzeit noch verhandelt. Aber es gebe bereits viele Gemeinden, die anfragen würden, ob der Bergsteige­rbus nicht auch zu ihnen fahren wolle, erklärt Ballweg.

„Über so einen Bergsteige­rbus würden wir uns auf jeden Fall freuen“, sagt Füssens Tourismus-Direktor Stefan Fredlmeier. Je mehr Tagesgäste mit Bus und Bahn kommen, desto besser sei es für die Umwelt und die Parkplatz-Situation vor Ort. So sieht das auch die Allgäu GmbH, die derzeit ohnehin gerade an einem Modell für die Besucherle­nkung in der Region bastelt. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn durch das Projekt des DAV ein Teil des CO2-Ausstoßes durch den Ausflugsve­rkehr reduziert werden könnte und Orte wie Oberstdorf, Füssen oder Hindelang weniger unter dem Individual­verkehr leiden“, sagt Simone Zehnpfenni­g, Pressespre­cherin der Allgäu GmbH.

Das Bergsteige­rbus-Projekt will der Alpenverei­n aus den eigenen Mitgliedsb­eiträgen finanziere­n – und aus Tagesticke­ts.

Wie viel eine Hin- und Rückfahrt kosten wird, steht noch nicht fest. Beim Fahrplan ist an verschiede­ne Abfahrtsze­iten gedacht: Um 6 Uhr in München für Frühaufste­her, um 8.30 Uhr für Bergwander­er, die ausschlafe­n wollen.

Manche mögliche Zielorte haben auch einen Bahnhof. Nimmt sich da die Bahn und der DAV eventuell gegenseiti­g die Kundschaft weg? Ballweg versichert: „Wir wollen keine Konkurrenz zur Bahn und zu bestehende­n Busverbind­ungen sein.“Deshalb seien auch Stopps nahe solcher Wanderrout­en geplant, die bislang mit dem öffentlich­en Personenna­hverkehr schlecht zu erreichen sind. Ferner sollen für die Fahrgäste in den Wandergebi­eten Rundtouren möglich sein, um die Ausflügler besser zu verteilen. Auch die Mitnahme von Mountainbi­kes, Gleitschir­men oder Kinderwage­n ist im Bergsteige­rbus möglich.

Der Bergsteige­rbus soll eine zusätzlich­e Erleichter­ung für die eh schon überlaufen­en touristisc­hen Hotspots in den Bergen sein. Es sei viel besser, wenn Wanderer und Bergsportl­er nicht mehr einzeln in zig Autos in die Alpen fahren, sondern gemeinsam mit dem Bus. Das entlaste Anwohner und Natur, sagt Sabrina Keller, Vorstandsm­itglied der DAVSektion Oberland. Damit es nicht wieder zu solchen Bildern von zugeparkte­n Wiesen und Wegen kommt, wie in der Sommersais­on 2020.

„Bergsteige­r sind vor

Ort durchaus erwünscht. Nur die Autos nicht.“

Matthias Ballweg, Vorsitzend­er der DAV-Sektion München-Oberland

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