Friedrichshafens Final-Kryptonit heißt Berlin
Zum achten Mal in Folge duellieren sich Friedrichshafen und Berlin im Volleyball-Finale – Klarer Vorteil für Berlin
- Das Finalduell zwischen dem VfB Friedrichshafen und den Berlin Recycling Volleys ist im deutschen Volleyball fast zur Gewohnheit geworden. Seit der Saison 2012/13 stehen sich beide Mannschaften Jahr für Jahr im Play-off-Finale der Bundesliga gegenüber. Zuletzt hatten die Berliner viermal die Nase vorn. Dreimal waren die Friedrichshafener übrigens als Hauptrundensieger ins Finale gestartet. Doch so, wie sich Superman von Kryptonit seine Kräfte rauben ließ, so war es meist der VfB, der sich im Finale den Berlinern beugen musste. Ein Rückblick auf die vergangenen Play-off-Finalserien der beiden besten Mannschaften Deutschlands. In der abgebrochenen Saison 2019/20 gab es keinen Meister.
Saison 2018/19:
Mit 55 Punkten schloss der VfB Friedrichshafen die Hauptrunde auf Platz eins ab, es folgten die Hypotirol Alpenvolleys Haching (53) und die BR Volleys (52.). Das Finale begann demnach in der ZF-Arena – und zwar überraschend einseitig. Friedrichshafen dominierte den Gast aus der Hauptstadt und gewann dank des überragenden Bartlomiej Boladz mit 3:0 (25:22, 25:23, 25:17). Im dritten Satz kam übrigens das damals 19-jährige Talent Linus Weber ins Spiel. Fast genau zwei Jahre später steht dieser Weber wieder im Finale – für den VfB und als vielleicht bester Bundesligaspieler dieser Saison. 2019 folgten drei weitere Siege der jeweiligen Heimmannschaft. So kam es am 12. Mai 2019 zum Showdown in der mit 3810 Zuschauern ausverkauften ZF-Arena. Nach einer 2:0-Satzführung (25:17, 25:21) sah es nach einer klaren Sache für Berlin aus. Doch die Mannschaft von VfBTrainer Vital Heynen kämpfte sich zurück (25:19, 25:23) – der Tiebreak musste entscheiden. Und dieser Tiebreak endete mit 16:14 für Berlin. Die dritte Saison unter Trainer Heynen endete wie die ersten beiden: Supercupsieger, Pokalsieger, Hauptrundenmeister – doch Meister wurden stets die Berlin Recycling Volleys.
Saison 2017/18:
So auch in dieser Spielzeit. Wieder startete Friedrichshafen von Position eins aus in die
Play-offs. 20 Siege gab es in 20 Hauptrundenspielen (wettbewerbsübergreifend sogar 37 Siege am Stück), mit der Optimalpunktzahl von 60 lag der VfB klar vor Berlin (45). Im Finale stand es nach zwei Begegnungen aber 2:0 für Berlin. Nach einem 3:1Heimsieg wehrte der VfB in der Hauptstadt den zweiten Matchball ab und sicherte sich durch den dramatischen 3:2-Sieg das Endspiel in eigener Halle. Das wurde aus VfB-Sicht allerdings ernüchternd einseitig. 25:20, 25:17, 25:22 – es war eine Machtdemonstration der BR Volleys am Bodensee. „Wir sind am Druck zerbrochen“, sagte Trainer Vital Heynen nach dem schlechtesten Saisonspiel seiner Mannschaft. „Wir wirkten schwerfällig.“Dass ausgerechnet die VfB-Trainerlegende Stelian Moculescu die in dieser Saison schwächelnden Berliner wieder in die Spur und letztlich zum Titel führte, passte ins Bild.
Saison 2016/17:
Deutlich enger als ein Jahr später ging es in der Hauptrunde
der Saison 2016/17 zu. Der VfB wurde mit 19 Siegen aus 20 Spielen und mit 53 Punkten Erster vor Berlin (52). Die Entscheidung fiel am letzten Spieltag, als Friedrichshafen zu Hause mit 3:2 gegen die BR Volleys gewann. Ein Vorgeschmack fürs Playoff-Finale, das in diesem Jahr ausnahmsweise im Modus „Best of Three“ausgetragen wurde? Der Auftakt war jedenfalls äußerst vielversprechend. Das 3:0 zum Auftakt in der ZF-Arena war der fünfte Sieg des VfB im fünften Saisonspiel gegen Berlin. „Wenn wir noch mal ein Spiel verlieren, dann liegt es an mir. Dann habe ich etwas falsch gemacht“, sagte Trainer Vital Heynen der „Schwäbischen Zeitung“. Was folgte? Eine 1:3Niederlage des VfB in Berlin und schließlich auch zu Hause. „Das nächste Jahr kommen wir zurück und holen die Meisterschaft. Das garantiere ich“, sagte Heynen. Es sollte wie oben gesehen anders kommen ...
Saison 2015/16:
Letztlich eine klare Sache. Berlin zog als Erster der
Hauptrunde in die Play-offs ein, verlor da kein Spiel und setzte sich schließlich im Finale mit 3:0 gegen Friedrichshafen durch. Bitter aus Sicht des VfB war das Heimspiel. Zwei Matchbälle vergab die Mannschaft von Trainer Stelian Moculescu und verlor die Partie mit 2:3, obwohl sie elf Punkte mehr machte als Berlin. In der Hauptstadt machten die BR Volleys den Triumph schon im dritten Finale perfekt – für den VfB war es eine Saison ohne Titel.
Saison 2014/15:
Die bislang letzte Meisterschaft des VfB! Mit 55 Punkten gegenüber 54 Punkten sicherte sich Friedrichshafen Platz eins nach der Hauptrunde. In den Play-offs verloren beide Teams bis zum Finale kein Spiel. Nach zwei Heimsiegen holte sich Berlin in Friedrichshafen Spiel drei und damit den Matchball. Die 0:3-Heimpleite vor knapp 3300 Zuschauern in der ZF-Arena war für den VfB ernüchternd, die vierte Meisterschaft in Folge für Berlin zeichnete sich ab. Doch Friedrichshafen
konterte. 13:11 stand es im vierten Finalspiel vor 8500 Fans in Berlin – für Berlin! Es wurde ein 16:14-Erfolg für den VfB. Zu Hause machte Friedrichshafen schließlich den 13. Titel klar. „Wir haben jetzt zwei Jahre zuschauen müssen, wie Berlin bei uns feiert“, sagte Trainer Stelian Moculescu. „Das war nicht lustig.“Denn auch in den Spielzeiten 2013/14 und 2012/13 hatte der VfB im Finale den Berlinern gratulieren müssen. Seit 2016 allerdings ebenfalls wieder.
Die Finalserie der VolleyballBundesliga („Best of Five“): VfB Friedrichshafen – Berlin Recycling Volleys (Do., 8. April, 18 Uhr); Berlin – Friedrichshafen (So., 11. April, 17 Uhr); Friedrichshafen – Berlin (Do., 15. April, 18 Uhr); Berlin – Friedrichshafen (falls nötig, So., 18. April, 17 Uhr); Friedrichshafen – Berlin (falls nötig, Do., 22. April, 17.30 Uhr). Alle Finalspiele werden live bei Sport1 übertragen.