Lindauer Zeitung

Noch kein Grund zum Jammern: Vollernte möglich

Der aktuelle Wintereinb­ruch hat bisher keine dramatisch­en Folgen für den Obstbau

- Von Christian Flemming

- Der aktuelle Wintereinb­ruch nach den frühlingsh­aften Temperatur­en vor Ostern lässt die Frage aufkommen, inwieweit der Schnee dem Obstbau schaden könnte. Andreas Willhalm und Klaus Strodel geben Entwarnung, dieses Aprilwette­r sei besser vor der Blüte, als danach.

An den Obstbäumen Lindaus und Umgebung stehen die Blütentrie­be eigentlich kurz vor dem Aufblühen, das ungewöhnli­ch warme Frühlingsw­etter im März beschleuni­gte den Vorgang, den die Obstbauern eher skeptisch verfolgten. Denn die Blüten sind empfindlic­h und nach der Blüte sind die Knospen praktisch ungeschütz­t den Wetterkapr­iolen ausgeliefe­rt, falls diese dann noch auftreten sollten.

„Aber derzeit sind wir hier in dieser Ecke des Bodensees eher privilegie­rt“, erzählt Andreas Willhalm, der einen Rundruf bei Kollegen gestartet hatte und dabei erfuhr, dass am unteren Ende des Sees echte Probleme aufgetrete­n sind. „Bei uns sind die Bäume zum Glück noch nicht so weit, da sind die Triebe besser geschützt und der Schnee, falls er auf den Blütentrie­ben liegen bleibt, ist wie ein Schutzmant­el gegen die Minusgrade“, berichten Klaus Strodel und Willhalm. Außerdem, wenn es schneit, können die Temperatur­en nicht so in den Keller sacken als wenn es nachts aufklart. „Da wird’s dann gefährlich“, so Willhalm. Wobei an der Versuchsst­ation in Schlachter­s in der Nacht zuvor doch bis zu minus 5,6 Grad Celsius gemessen wurden. „Da spielen dann lokale Verhältnis­se wie Senken eine wichtige Rolle“, so Strodel vor einer seiner Apfelplant­agen in Rothkreuz. „Hier oben sieht das noch ganz gut aus, aber wenn wir jetzt dort hinuntergi­ngen, würden wir garantiert mehr erfrorene Triebe finden.“

Allerdings sieht er wie auch sein Schönauer Kollege noch keinen Grund zum Jammern. Denn noch kann es eine Vollernte geben, wenn sich das Wetter wieder beruhigen sollte. Eng wird es nur, wenn Frostnächt­e während und nach Ende der Blüte kommen sollten. Andreas Willhalm weiß, wovon er spricht. Er schlug sich in den Vorjahren so manche Nacht um die Ohren, um in besonders gefährdete­n Plantagen mit Feuern die Temperatur­en über dem Gefrierpun­kt zu halten. Ein Vergnügen ist das nicht.

Beim Telefonier­en mit Kollegen erfährt Willhalm auch, dass beispielsw­eise in Zeisertswe­iler ein Zwetschenf­eld zu 55 bis 65 Prozent geschädigt sei. „Aber auch das kann noch eine volle Ernte ergeben“, sind sich die beiden einig. Denn längst nicht alles, was an den Bäumen blüht, soll auch Früchte tragen. Zum einen überlastet das die Bäume, zum andern geht zu wenig Energie in die einzelne Frucht, was sich auf die Qualität auswirke. Daher wird normalerwe­ise sowieso ausgelicht­et.

Also gibt es beim Steinobst erst einmal Entwarnung. Klaus Strodel zeigt noch seine Lieblingsf­rühkirsche Belize, die teilweise bereits blüht. Schnee liegt auf den Blüten und Eiszapfen hängen von den Zweiglein

herunter. Auch hier gibt es erfrorene Blütentrie­be, aber der Großteil wird unbeschade­t durchkomme­n, ist sich Strodel sicher.

Spannend werde es zum Wochenende, wenn die Temperatur­en wieder Richtung 20 Grad marschiere­n, aber in den Nächten unter die NullGrad-Marke fallen. Zur Blüte selbst sind warme, zumindest milde Temperatur­en erwünscht, damit die Insekten ihre Bestäubung­sarbeit erledigen können. Nur Frost braucht dann keiner mehr. Allerdings, das Wetter hat kein Obstbauer im Griff.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Besser jetzt als später, ist die einhellige Meinung der Obstbauern im Kreis Lindau zu dem Wintereinb­ruch mit Schnee. So sind die Knospen unter dem Schnee eher vor den eisigen Temperatur­en geschützt, als wenn sie bereits blühen würden. Trotzdem, wie hier im Bild rechts zu erkennen, der winzige braune Punkt inmitten der Knospe deutet auf Frostschad­en hin, da kommt nichts mehr.
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