Illegalen Hundewelpenhandel aufgedeckt
Tierschützerin stellt Händlern in Ravensburg eine Falle – Trotzdem sind die Welpen noch nicht endgültig gerettet
- Zwei Händler sind bei dem Versuch, Hundewelpen illegal zu verkaufen, der Polizei ins Netz gegangen. Zuvor hatte eine 27 Jahre alte Tierschützerin vorgetäuscht, die Tiere kaufen zu wollen. Bei der verabredeten Übergabe an einer Tankstelle in der Ravensburger Weststadt informierte sie die Polizei, die wenige Minuten später eintraf und die Männer auf die Wache mitnahm.
Es sollten zwei Deutsch Drahthaar-Welpen verkauft werden. Für jede Welpe wollten die Verkäufer 1100 Euro kassieren. Die kleinen Hunde stammen aus Kroatien und wurden wahrscheinlich vor der achten Woche von der Mutter getrennt. Dies ist eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz. Die Welpen hatten kupierte Schwänze, eine Kupierbescheinigung fehlte.
Aufmerksam auf den illegalen Welpenhandel wurde die Münchner Tierschützerin Melanie Schmidt (Name von der Redaktion geändert) durch eine Kleinanzeige auf Ebay. Mit einer Komplizin der beiden Händler, die der Ebay-Anzeige zufolge aus dem Raum Pfullendorf stammt, hatte sie schriftlichen und telefonischen Kontakt und vereinbarte den Übergabeort und den Zeitpunkt. Nachdem die Übergabe vereitelt wurde, sind die Tiere vom Amtstierarzt untersucht worden und wurden dann ins Tierheim Weingarten/ Berg und Umgebung gebracht. Dort müssen sie noch rund sieben Wochen bleiben, bis sie die nötigen Impfungen erhalten haben.
Das Problem ist beileibe kein Einzellfall. Durch die Pandemie ist die Nachfrage nach Hundewelpen stark angestiegen. Der Deutsche Tierschutzbund hat vor kurzem veröffentlicht, dass Ende 2020 fast eine Million mehr Haustiere in Deutschland lebten als noch ein Jahr zuvor. Da Deutschlands Tierheime und Züchter die gestiegene Nachfrage nicht bedienen konnten und können, boomt der illegale Tierhandel – der zumeist übers Internet läuft. Die Zahl der entdeckten illegalen Tiertransporte hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Die Dunkelziffer liegt weit höher.
„Leider machen sich viele Menschen in ihrem Wunsch nach einem Fellknäuel nur wenig Gedanken über die Herkunft der Welpen“, sagt Martina Schweitzer, Vorsitzende des Tierschutzvereins RavensburgWeingarten und Umgebung, und warnt mit Blick auf den illegalen Welpenhandel zur Vorsicht. Oftmals würden die Tiere für die Übergabe auch „präpariert“, damit Probleme nicht gleich erkennbar sind. Das Leiden der „Vermehrerhunde“, männlich
„Der Tod ist vielleicht sogar eine Erlösung
für diese Tiere.“
Martina Schweitzer, Vorsitzende des
Tierschuitzvereins Ravensburg-Weingarten
und Umgebung wie weiblich, ist enorm. Sie leben meist in engen, dreckigen Verschlägen und sind medizinisch unversorgt, da Medikamente Geld kosten und den Gewinn schmälern. „Die Tiere erleben Jahr für Jahr einen nie enden wollenden Kreislauf zwischen Zwangsbesamung, Trächtigkeit und Werfen. Der Tod ist vielfach eine Erlösung für sie“, so Martina Schweitzer.
Oft schon im Alter von vier bis sechs Wochen werden Welpen der Mutter entrissen, normalerweise sind Jungtiere mindestens acht Wochen bei ihr. Auch auf den Transporten bleiben sie nicht selten unversorgt und werden mit falschen Papieren, ungeimpft und mit Krankheitserregern aus ihrem Herkunftsland befallen, weitergereicht und verkauft. „Der neue Besitzer hat dann schnell Tierarztkosten, und wenn es ganz schlimm kommt, muss das heiß ersehnte Fellknäuel eingeschläfert werden“, so Schweitzer. Seien die Tierarztkosten zu hoch oder zeige das Tier zu einem späteren Zeitpunkt durch die frühe Trennung von seiner Mutter und andere traumatische Erfahrungen bedingte Verhaltensauffälligkeiten, werde das Tier nicht selten im Tierheim abgegeben.
„Die Anschaffung eines Haustieres bedeutet Verantwortung und muss zu jeder Zeit gut überlegt sein“, betont Schweitzer. Der Zeitaufwand, die täglichen Kosten sowie zusätzliche Ausgaben für regelmäßige Arztbesuche, Impfungen und im Krankheitsfall unter Umständen OP-Kosten oder auch eventuelle Pensionskosten, falls eine Urlaubsreise ansteht, sollten unbedingt vor der Anschaffung bedacht werden. Und natürlich sollte man auch das Älterwerden eines Tieres im Blick haben: Je nach Rasse können Hunde zum Beispiel zwischen acht und 15 Jahre alt werden.
Die beiden Deutsch DrahthaarWelpen, die jetzt im Berger Tierheim sind, bleiben übrigens weiterhin laut Gesetz Eigentum der beiden Händler. Wenn sie die Kosten für die Unterbringung im Tierheim bezahlen, müssen die Tiere an sie zurückgegeben werden. Tierschützerin Melanie Schmidt: „Die Strafe für den illegalen Tierhandel liegt im Durchschnitt bei 500 bis 1000 Euro, abhängig vom Einkommen des Täters.
Hoffentlich sind dann die Kosten für die siebenwöchige Unterbringung im Tierheim so hoch, dass die Männer davon absehen, die Welpen auszulösen.“Nur wenn die Händler die Tiere freiwillig an den Tierschutz abtreten, um Kosten zu sparen, können die Hunde gerettet werden. Dann kann das Tierheim ein gutes Zuhause für die jungen Hunde suchen.
Martina Schweitzer, Vorsitzende des
Tierschuitzvereins Ravensburg-Weingarten
und Umgebung
„Die Anschaffung eines Haustieres bedeutet Verantwortung und muss jeder Zeit gut
überlegt sein.“