Gehörig unter Druck
Der VfB Friedrichshafen sucht nach einem Mittel gegen die Volleyballgrößen aus Berlin
- Michael Warm spricht nüchtern. Was der Trainer des Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen einen Tag nach der deutlichen 0:3-Abreibung bei den Berlin Recycling Volleys sagt, ist allerdings überdeutlich. „Berlin war eine Klasse besser.“Oder auch: „In dieser Form sind sie für uns schwer zu schlagen.“Klein beigeben wollen die VfB-Volleyballer aber auch angesichts des 0:2-Rückstands im Play-off-Finale und dem Klassenunterschied im Spiel am Sonntag selbstverständlich trotzdem nicht. Im zweiten Heimspiel am Donnerstag (18 Uhr/Sport1) soll es den ersten Sieg geben.
Diesen Erfolg muss es aus Sicht der Friedrichshafener in der Zeppelin Cat Halle A1 allerdings auch zwingend geben. Sonst ist die Saison beendet und die Berliner wären zum elften Mal deutscher Meister – zum fünften Mal in Folge. „Das war ihr bestes Spiel dieser Saison“, lobt Warm die BR Volleys. Überraschend kam das für Friedrichshafens Trainer nicht. Auch wenn seine Mannschaft die Berliner in der Hauptrunde zweimal klar besiegt hatte (3:0 zu Hause, 3:1 in der Hauptstadt). „Wir haben sie zweimal in einer Situation erwischt, in der sie noch nicht soweit waren wie jetzt“, meint Warm. „Jetzt sind alle fit.“Dann werde es für sein Team eben sehr schwer, den Serienmeister der vergangenen Jahre zu bezwingen. Das, bekräftigt Warm, solle nicht deprimiert klingen. Sondern? „Realistisch!“
Spielen die Berliner wie am Sonntag in der Max-Schmeling-Halle, dann führt auch in dieser Saison kein Weg an ihnen vorbei. „Das war ein wirklich guter, konzentrierter Auftritt. Wir haben in allen Elementen Druck gemacht“, sagte Berlins Manager Kaweh Niroomand laut Vereinshomepage. Von einer Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft will Niroomand (noch) nichts wissen. „Wir haben das Auftaktspiel veredelt, aber das ist nichts wert, wenn wir nun nicht auch dieses Match veredeln können.“Sprich: Am Donnerstag oder spätestens am Sonntag – dann wieder in Berlin – zum dritten Mal gewinnen und damit die Serie „Best of Five“für sich entscheiden.
Der VfB hat naturgemäß Lust, diesen Plan der Berliner zu zerstören. „Wir tanken Energie und kommen am Donnerstag in Friedrichshafen zurück“, kündigte Warm schon am Donnerstag an, als er mit seiner Mannschaft am Flughafen BER auf den Rückflug nach München wartete. Von dort ging es mit Autos zurück an den Bodensee. Das schnelle 0:3 in gerade einmal 75 Minuten könne laut Warm schnell abgehakt werden. Mehr beschäftigt den VfB noch immer das unglückliche 2:3 im Heimspiel am vergangenen Donnerstag. „Die Sensation war greifbar, aber sie ist uns durch die Finger geflutscht“, sagt Warm. „Das tut länger weh.“Die Abreibung am Sonntag war eher eine „schnelle kalte Dusche“.
Das lag auch – aber bei Weitem nicht nur – am Fehlen von Nehemiah Mote. Der Mittelblocker war schon beim Auftakt der Finalserie in Friedrichshafen angeschlagen, am Sonntag musste er pausieren. Motes Schulterverletzung wird ihm wohl auch das zweite Heimspiel am Donnerstag kosten. „Er war über die Saison unser stärkster Mittelblocker“, sagt Warm. „Er war ohne Frage überragend. Aber jetzt fehlt er eben. Punkt aus.“Da ist er wieder, der nüchterne VfB-Trainer. „Ausfälle gehören dazu.“In dieser Saison traf das auch schon die Berliner, die dann ersatzgeschwächt ganz klar in Friedrichshafen verloren hatten.
Der Vorteil liegt jetzt also klar aufseiten der Berliner. Um in der Finalserie zurückzuschlagen, muss sich der VfB in Aufschlag und Annahme steigern. „Wenn der Ball bei Sergej Grankin (Berlins russischer Zuspieler, Anm. der Red.) am Netz ist, dann wird es für uns ganz schwer“, sagt Warm. „Wir müssen den Zuspieler weg vom Netz bringen.“Auch das, muss Warm anerkennen, haben die Berliner am Sonntag deutlich besser geschafft als Friedrichshafen.
Die weiteren Duelle im Play-offFinale: VfB Friedrichshafen –
Berlin Recycling Volleys (Do.,
15. April, 18 Uhr); Berlin – Friedrichshafen (falls nötig, So.,
18. April, 17 Uhr); Friedrichshafen – Berlin (falls nötig, Do., 22. April, 17.30 Uhr). Alle Finalspiele werden live bei Sport1 übertragen.