Von falschen Enkeln, Blüten und Liebesbetrug
Immer noch fallen Menschen im Landkreis auf vergleichsweise alte Maschen der Betrüger herein
- Kaum kommt etwas Neues auf den Markt, schon tauchen die ersten Betrüger auf. Das gilt auch für den Bereich der Kryptowährungen: Vier Betrugsfälle in Zusammenhang mit Bitcoin und Co. hat die Kriminalpolizei Lindau im vergangenen Fall bearbeitet. Die Schadenssumme liegt bei zusammen 75 000 Euro. Betrüger versuchten allerdings auch alte Maschen – der Enkeltrick, der falsche Polizeibeamte oder der Liebesbetrug gehören dazu. „Manche Menschen vertrauen anderen in blindem Vertrauen Geld an“, nennt Lindaus Kripochef Bernhard Merkel einen Grund für den Erfolg der Täter.
Kryptowährungen erleben einen regelrechten Hype. Grund sind die teils extremen Kursbewegungen. Gehandelt werden Bitcoin und Co. im Internet, man kann die Währungen aber auch aus Automaten etwa in München und Vorarlberg „ziehen“. Bei der Suche nach alternativen Geldanlagen sind mehrere Bürger aus dem Landkreis auf professionell gestaltete Internetplattformen gestoßen. Über sie wollten die Anleger Kryptowährungen erwerben – und sind auf Betrüger hereingefallen.
Deren Masche ähnelt der aus anderen Bereichen der Kriminalität. Nachdem die Anleger einen eigenen Account angelegt hatten, investierten sie erst kleine Beträge. „Zunächst kommt es oft sogar zu ersten Gewinnauszahlungen“, schildert Merkel den Vorgang. Schließlich transferieren die Anleger größere Beträge, bekommen dann aber keine Kryptowährung mehr. Das Geld ist in der Regel „unwiederbringlich verloren“, sagt Merkel. Vier solcher Fälle wurden bei der Kripo angezeigt. Die Schadenssumme beläuft sich auf etwa 75 000 Euro.
Die Kripo hatte es im vergangenen Jahr allerdings auch mit anderen Betrugsmaschen zu tun. Nachfolgend ein Überblick:
Callcenterbetrug:
Dabei melden sich die Täter telefonisch bei älteren Menschen. Die Betrüger sitzen meist im Ausland, sind professionell organisiert und gehen meist geschickt vor. Oft geben sich die Anrufer als nahe Verwandte oder Polizeibeamte aus. Mitunter handelt es sich aber auch um Drohanrufe oder falsche Gewinnversprechen. In jedem Fall versuchen die Täter, ihre Opfer dazu zu bringen, Bargeld oder Schmuck zu überreichen.
Knapp 300 solcher Taten hat die Kripo im vergangenen Jahr registriert. Allerdings kommen die Betrüger längst nicht mehr immer an ihr Ziel. „Viele Menschen sind mittlerweile sensibilisiert“, sagt Merkel. Doch trotz vieler Berichte in den Medien sind die Tricks der Betrüger noch nicht allen Menschen bekannt. Jedenfalls kam es in vier Fällen, in denen sich die Täter als „falsche Polizeibeamte“
„Manche Menschen vertrauen anderen in blindem Vertrauen
Geld an.“
Lindaus Kripochef Bernhard Merkel
beziehungsweise Enkel ausgaben, im Landkreis zu Geldübergaben. Schaden: insgesamt 115 000 Euro. In zwei Fällen hat die Kripo einen Tatverdächtigen festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Beide Fälle ordnet die Kripo der gleichen Gruppierung zu.
Liebesbetrug:
Bei Love-Scamming oder Romance-Scamming, wie diese Form des Betruges auch heißt, handelt es sich um eine moderne Form des Heiratsschwindels. Die Täter nutzen gefälschte Profile in sozialen Medien und gaukeln den meist weiblichen Opfern Gefühle vor. Das Ziel der Betrüger ist es auch hier, den Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen. Merkel spricht von einer „besonders perfiden Masche“. Neben dem finanziellen Verlust sei die Tat für die Opfer mit „hohem emotionalen Stress verbunden“. Drei solcher Fälle hat die Lindauer Kripo im vergangenen Jahr angezeigt. Schaden: insgesamt etwa 45 000 Euro.
Sie gehören zu den alten Formen des Betruges und kommen auch beim angeblich fälschungssicheren Euro vor. Das
Falschgelddelikte:
zeigt die Bilanz der Kripo. Im vergangenen Jahr gingen insgesamt 68 „Blüten“durch die Hände der Ermittler: 16 falsche „Fuffziger“, 42 falsche 100er, fünf falsche 20er, ein falscher 500er, drei falsche 10-Euro-Scheine und ein falscher 100-US-DollarSchein. Spektakulär war ein Fall im Januar 2020. Da nahmen Beamte im Rahmen einer Fernbuskontrolle einen Mann aus Kamerun fest. Er hatte 40 falsche 100-Euro-Noten im Innenfutter seiner Jacke eingenäht. Der 17Jährige wurde mittlerweile zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
Immer wieder hat die Kripo Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit sogenanntem „Totengeld“und „Movie Money“eingeleitet. Das wird eigentlich für Filmaufnahmen oder Zaubershows hergestellt. Durch Hinweise, eine andere Größe und Farbe lassen sich die Scheine von den echten Banknoten unterscheiden. Allerdings nicht immer. In mehreren Fällen im Landkreis bestand der Verdacht, dass das Geld in Verkehr gebracht werden sollte. Allein der Besitz solcher Noten ist nach Angaben der Kripo nicht strafbar.