Unübersichtliche Lage
Kanzlerfrage der Union weiter ungelöst
- Nach einer dramatischen Woche steuert der Machtkampf in der Union auf sein Finale zu. Wann und wie die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur zwischen CDUChef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder gefällt werden soll, blieb auch am Freitag zunächst offen. Die beiden seien weiter im Gespräch, hieß es. Eigentlich war – auch mit Blick auf die Verkündung der Kanzlerkandidatur der Grünen am Montag – eine Lösung „bis zum Wochenende“vereinbart worden. Aus der Fraktion kam erneut die Drohung, die Entscheidung notfalls an sich zu ziehen.
Eine klare Tendenz zeichnete sich weiterhin nicht ab. Am Donnerstagmittag hatte sich Reiner Haseloff als erster wichtiger CDU-Vertreter aus der Deckung gewagt. Seine Äußerungen im „Spiegel“wurden als Parteinahme für Söder verstanden und prompt als erster Riss im Laschet-Lager interpretiert. Am Freitag folgte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und hob die Bedeutung von Umfragen für die Entscheidungsfindung hervor. „Es ist völlig klar, dass die Frage, mit welcher Person man die besseren Chancen bei den Wahlen hat, eine zentrale Rolle spielen muss“, sagte er der „Welt“(Samstag). Und darin liegt Söder derzeit weit vorn.
Daraufhin allerdings versicherten gleich mehrere andere einflussreiche CDU-Politiker öffentlich ihre Unterstützung für den erst vor wenigen Wochen zum Parteivorsitzenden gewählten Laschet – unter ihnen der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und sein hessischer Kollege Volker Bouffier. Bouffier ist seit über zehn Jahren CDU-Vize und der dienstälteste Länder-Regierungschef und gilt insbesondere in Konfliktfällen als zentrale Entscheidungsfigur der Christdemokraten. Er verwies auf die einhellige Unterstützung für Laschet am Montag in den CDU-Spitzengremien und setzte hinzu, es sei „völlig klar“, dass „die große CDU das erste Zugriffsrecht hat“. Ähnlich argumentierte auch Gesundheitsminister und CDU-Vize Jens Spahn. Söder dagegen hatte das Meinungsbild pro Laschet in den CDU-Spitzengremien mit dem Argument in Zweifel gezogen, dieses repräsentiere nicht die gesamte Breite in der Partei.
Die Söder-Unterstützer konnten sich erneut durch Umfragen bestärkt fühlen. Laut „Deutschlandtrend“der ARD halten 44 Prozent der Bundesbürger und 72 Prozent der UnionsAnhänger den bayerischen Ministerpräsidenten für den geeigneteren Kandidaten. Auch im ZDF-„Politbarometer“hat der CSU-Mann die klar besseren Werte.