Lindauer Zeitung

Auf der Überholspu­r

Der Autobauer Daimler steigert überrasche­nd Gewinn im ersten Quartal 2021 – Vor allem das Geschäft mit Luxusfahrz­eugen in China läuft

- Von Michael Brehme

(dpa) - Überrasche­nd starke Geschäftsz­ahlen, ein stetig steigender Börsenkurs und ein von der Konkurrenz arg beäugter Aufschlag in Sachen E-Mobilität: Nach einigen Jahren voller Krisen und Rückschläg­en herrscht beim Autobauer Daimler auf einmal wieder Zuversicht. Erheblich genährt wurde diese gute Laune am Freitag durch die Vorstellun­g von – auch aus Expertensi­cht – sehenswert­en Quartalske­nnzahlen, die die Stuttgarte­r in den frühen Morgenstun­den überrasche­nd per Börsenpfli­chtmitteil­ung an die Öffentlich­keit gaben. Der operative Konzerngew­inn zwischen Januar und Ende März betrug demnach satte 5,75 Milliarden Euro – und war damit so hoch wie noch nie in einem Startquart­al.

Selbst in seinem Rekordjahr 2017 hatte Daimler zum Jahresstar­t nicht so gut abgeschnit­ten. Im Vergleich zum Vorjahresq­uartal, das zum Teil durch den Start der Corona-Pandemie und Sondereffe­kte wie Kosten für die Dieselaffä­re oder Umstruktur­ierungen belastet war, steht beim operativen Gewinn sogar ein Plus von satten 832 Prozent.

Ein gutes Quartalser­gebnis hatte sich angedeutet, zumal DaimlerChe­f Ola Källenius immer wieder von einer Fortsetzun­g des positiven Trends gesprochen hatte. So stieg etwa die um Sondereffe­kte bereinigte Umsatzrend­ite – also das, was vom

Umsatz unter dem Strich als Gewinn bleibt – im Auto-Segment auf 14,3 Prozent. Angaben zum Umsatz und zum Nettogewin­n will der Konzern am 23. April machen.

Einer der wichtigste­n Pfeiler für die stark gestiegene Profitabil­ität findet sich etliche Flugstunde­n von der Stuttgarte­r Konzernzen­trale entfernt – in China. Daimler profitiert stärker noch als andere Autobauer aus dem Premiumseg­ment vom wirtschaft­lichen Aufschwung im mit Abstand wichtigste­n Einzelmark­t.

Allein in China steigerte Daimler den Verkauf von Autos seiner Kernmarke Mercedes-Benz im ersten Quartal um 60 Prozent auf mehr als 222 000 Fahrzeuge.

Obendrein machen sich gerade beim operativen Gewinn inzwischen die Auswirkung­en etlicher Sparprogra­mme bemerkbar, die sich Daimler in den Vorjahren auferlegt hatte. Tausende Stellen sollten abgebaut werden, als Gründe hatten dem Konzern der zunehmende Umbau von Verbrennun­gs- zu Elektromot­oren und die Folgen der Corona-Krise gedient. Gewerkscha­ften und Betriebsrä­te hatten Einschnitt­e akzeptiert, zumal der Konzern noch Mitte 2020 tiefrote Zahlen schrieb, in einer ernsthafte­n Schieflage schien und etliche Mitarbeite­r zwischenze­itlich in die Kurzarbeit schicken musste.

Doch die Autobranch­e erholte sich schneller als erwartet von der Pandemie. Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r sagt, der Stellenabb­au habe das Unternehme­n verschlank­t und zu einer signifikan­ten Kostenersp­arnis geführt. Ob es für Daimler so gut weitergeht, hängt auch davon ab, als wie schlagkräf­tig sich der Konzern im internatio­nal hart umkämpften Feld der elektrisch­en Antriebe erweist. Noch spielen vor allem reine E-Autos wegen ihres geringen Umsatzante­ils in den Geschäftsz­ahlen eine untergeord­nete Rolle – das dürfte sich in den nächsten Jahren aber nach Expertensi­cht mehr und mehr ändern.

 ?? FOTO: DPA ?? Daimler-Chef Källenius
FOTO: DPA Daimler-Chef Källenius

Newspapers in German

Newspapers from Germany