Auf der Überholspur
Der Autobauer Daimler steigert überraschend Gewinn im ersten Quartal 2021 – Vor allem das Geschäft mit Luxusfahrzeugen in China läuft
(dpa) - Überraschend starke Geschäftszahlen, ein stetig steigender Börsenkurs und ein von der Konkurrenz arg beäugter Aufschlag in Sachen E-Mobilität: Nach einigen Jahren voller Krisen und Rückschlägen herrscht beim Autobauer Daimler auf einmal wieder Zuversicht. Erheblich genährt wurde diese gute Laune am Freitag durch die Vorstellung von – auch aus Expertensicht – sehenswerten Quartalskennzahlen, die die Stuttgarter in den frühen Morgenstunden überraschend per Börsenpflichtmitteilung an die Öffentlichkeit gaben. Der operative Konzerngewinn zwischen Januar und Ende März betrug demnach satte 5,75 Milliarden Euro – und war damit so hoch wie noch nie in einem Startquartal.
Selbst in seinem Rekordjahr 2017 hatte Daimler zum Jahresstart nicht so gut abgeschnitten. Im Vergleich zum Vorjahresquartal, das zum Teil durch den Start der Corona-Pandemie und Sondereffekte wie Kosten für die Dieselaffäre oder Umstrukturierungen belastet war, steht beim operativen Gewinn sogar ein Plus von satten 832 Prozent.
Ein gutes Quartalsergebnis hatte sich angedeutet, zumal DaimlerChef Ola Källenius immer wieder von einer Fortsetzung des positiven Trends gesprochen hatte. So stieg etwa die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite – also das, was vom
Umsatz unter dem Strich als Gewinn bleibt – im Auto-Segment auf 14,3 Prozent. Angaben zum Umsatz und zum Nettogewinn will der Konzern am 23. April machen.
Einer der wichtigsten Pfeiler für die stark gestiegene Profitabilität findet sich etliche Flugstunden von der Stuttgarter Konzernzentrale entfernt – in China. Daimler profitiert stärker noch als andere Autobauer aus dem Premiumsegment vom wirtschaftlichen Aufschwung im mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt.
Allein in China steigerte Daimler den Verkauf von Autos seiner Kernmarke Mercedes-Benz im ersten Quartal um 60 Prozent auf mehr als 222 000 Fahrzeuge.
Obendrein machen sich gerade beim operativen Gewinn inzwischen die Auswirkungen etlicher Sparprogramme bemerkbar, die sich Daimler in den Vorjahren auferlegt hatte. Tausende Stellen sollten abgebaut werden, als Gründe hatten dem Konzern der zunehmende Umbau von Verbrennungs- zu Elektromotoren und die Folgen der Corona-Krise gedient. Gewerkschaften und Betriebsräte hatten Einschnitte akzeptiert, zumal der Konzern noch Mitte 2020 tiefrote Zahlen schrieb, in einer ernsthaften Schieflage schien und etliche Mitarbeiter zwischenzeitlich in die Kurzarbeit schicken musste.
Doch die Autobranche erholte sich schneller als erwartet von der Pandemie. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagt, der Stellenabbau habe das Unternehmen verschlankt und zu einer signifikanten Kostenersparnis geführt. Ob es für Daimler so gut weitergeht, hängt auch davon ab, als wie schlagkräftig sich der Konzern im international hart umkämpften Feld der elektrischen Antriebe erweist. Noch spielen vor allem reine E-Autos wegen ihres geringen Umsatzanteils in den Geschäftszahlen eine untergeordnete Rolle – das dürfte sich in den nächsten Jahren aber nach Expertensicht mehr und mehr ändern.