Lindauer Zeitung

Ohne Groll und mit dem abgeschobe­nen Kapitän

Der VfB Stuttgart kehrt zurück an den Ort des jüngsten Abstieges – doch richtig interessie­rt dieser Fakt keinen

- Von Felix Alex

- Auch wenn die Vergangenh­eit immer in die Gegenwart hineinreic­ht, so wichtig wie vielleicht einige Fans nehmen die Verantwort­lichen des VfB Stuttgart das Rückkehr-Spiel beim 1. FC Union Berlin (15.30/Sky) nicht – zumindest historisch. Hatte schon Sportvorst­and Sven Mislintat verkündet: „Wir hegen keinen Groll“, zog einen Tag vor der Rückkehr zum Ort, an dem vor knapp zwei Jahren der jüngste Vereinsabs­tieg besiegelt wurde, nun auch Pellegrino Matarazzo nach: „Die Spieler verbinden Union Berlin nicht mit dem Abstieg. Es ist nicht so, dass wir nach Berlin fahren und an den Abstieg denken. Es gibt keine Rachegedan­ken oder das Bedürfnis etwas wieder gutmachen zu wollen“, stellte der VfB-Trainer klar.

Das heißt natürlich nicht, dass man nicht gewinnen will. Jedoch aus anderen Gründen. Denn statt Groll gibt es in Berlin eine weitaus verlockend­ere Motivation. „Im Gegenteil: Wir freuen uns auf die Auseinande­rsetzung, weil sie in einer Tabellenre­gion stattfinde­t, die beiden Vereinen schmeckt“, sagte Mislintat: „Wir freuen uns darauf und können da ja auch einen Verein überholen, wenn wir da drei Punkte machen.“Die in der Geschichte der Bundesliga schon beinahe verehrte Nichtabsti­egs-40Punkte-Grenze spielt dabei keine Rolle. „Ich habe schon vor Wochen gesagt, dass das Ziel Klassenerh­alt abgehakt ist. Ich war zudem nie ein Fan der 40-Punkte-Regel“erklärte Matarazzo.

Auf zu neuen Zielen also. Und das könnte sowohl bei Union Berlin als auch beim VfB Stuttgart das internatio­nale Geschäft sein, auch wenn das die Verantwort­lichen naturgemäß nicht so offensiv formuliere­n wollen. „Wir wollen immer den maximalen Erfolg. Ziel sind immer die drei Punkte. Wir wollen also gewinnen und dann sehen, wohin die Reise geht“, sagte Matarazzo.

Leicht wird es gegen die Berliner sicherlich nicht. Schönheits­preise gebe es in der Hauptstadt ebenfalls nicht zu gewinnen. Allgemein ist „Union die Mannschaft, die aus meiner Sicht am besten verteidigt in der Liga“. Wie der Trainer das Bollwerk sprengen will, darüber wollte er so wenig Worte wie möglich verlieren. „Ich möchte nicht zu viel verraten. Nur so viel: Es wird wichtig sein, dass wir das Verhalten vom Gegner kennen und rechtzeiti­g die Räume erkennen und vor allem hartnäckig sind“, so Matarazzo, der Unions-Topstürmer Max Kruse keinen „Wachhund“an die Seite stellen will. „Das muss die Mannschaft im Griff haben.“

Dazu könnten auch Gonzalo Castro sowie Daniel Didavi gehören, die im Relegation­sspiel vor zwei Jahren in Berlin eingewechs­elt wurden. Über Castro, den Noch-Kapitän, der im Sommer den Verein verlassen muss, fielen Matarazzo die Worte dann doch nicht ganz so leicht. „Bei Gonzo ist es sicherlich die schwierigs­te Personalen­tscheidung, die wir treffen mussten. Er ist menschlich und sportlich überragend. Aber es gibt verschiede­ne Gründe, etwa die finanziell­en Rahmenbedi­ngungen und auch die Kaderstruk­tur.“Für Samstag sei Castro jedoch eine Option: „Gonzo haben wir zuletzt geschont. Wir gehen davon aus, dass er wieder ins Mannschaft­straining einsteigen und dann dabei sein kann.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Gonzalo Castro
FOTO: IMAGO IMAGES Gonzalo Castro

Newspapers in German

Newspapers from Germany