Lindauer Zeitung

Kritik an Eder nach Facebook-Post reißt nicht ab

Landrat hatte Testpflich­t an Schulen angeprange­rt – Gegenwind kommt auch aus den eigenen Reihen

- Von Daniel Halder, Volker Geyer und Manfred Jörg

- Der Unterallgä­uer Landrat Alex Eder hat mit einem Facebook-Post zu den Corona-Regeln für Wirbel gesorgt. In einem Beitrag vom vergangene­n Sonntag prangerte der Politiker der Freien Wähler die Testpflich­t an Schulen in Bayern an. Wie berichtet, müssen sich Schüler und Lehrer in Klassen, in denen Präsenzunt­erricht stattfinde­t, seit Ende der Osterferie­n zweimal wöchentlic­h auf das Corona-Virus testen lassen. Eder fürchtet deshalb um das Kindeswohl und fordert, dass die Tests zuhause stattfinde­n sollten.

„Stell dir vor, du bist ein Schulkind. Du fährst morgens mit dem Bus in die Schule und musst dich in der ersten Stunde mit allen anderen gemeinsam vor allen anderen Augen testen lassen. ... Stell dir vor, dein Test ist trotzdem positiv ... Niemand nähert sich dir mehr und du weinst bitterlich, weil du nicht weißt, was das jetzt bedeutet“, heißt es in dem Post. Nachdem bereits der Unterallgä­uer Schulamtsd­irektor Bertram Hörtenstei­ner diese Sätze aus Eders Beitrag als „Horrorszen­arien aus dem Reich der Fantasie“abgetan hatte, kommt nun weiterer Gegenwind – sogar aus den eigenen Reihen.

Gottfried Voigt, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler im Memminger Stadtrat, stellt auf Nachfrage unserer Redaktion klar: „Wir teilen die Befürchtun­gen von Landrat Eder nicht und sehen Vorteile, wenn die Tests an den Schulen stattfinde­n.“Wie Hörtenstei­ner ist auch Voigt der Meinung, dass Lehrkräfte in der Lage seien, mit den Tests sensibel umzugehen. „Wenn die Tests in den Schulen durchgefüh­rt werden, dann finden sie kontrollie­rt und unter Aufsicht statt. Den Lehrern trauen wir in diesem Zusammenha­ng viel zu. Sie sind schließlic­h pädagogisc­h ausgebilde­t“, sagte Voigt. Auch wenn die Tests an Schulen nach Voigts Meinung „kein Allheilmit­tel“seien, könnten sie doch dabei helfen, „Infektione­n zu entdecken und das Virus in den Griff zu bekommen.“

Memmingens Oberbürger­meister Manfred Schilder will Landrat Eder nicht kritisiere­n, aber er ist der Meinung, dass Eder mit seinem FacebookPo­st „eher Ängste schürt“. Schilder schlägt vor, dass die Eltern ihre Kinder zuhause auf die Tests in der Schule vorbereite­n, um ihnen so etwaige Sorgen zu nehmen. Gleichzeit­ig hat Schilder großes Vertrauen in die Lehrer: „Sie haben sicherlich das nötige Einfühlung­svermögen, um die Tests in der Schule entspannt und sicher durchführe­n zu können.“

Anderersei­ts kann Schilder ein Stück weit das Argument nachvollzi­ehen, dass es besser wäre, die Kinder bereits vor der Schule zuhause zu testen. Denn so müssten die Kinder nicht „ungetestet“im Schulbus zusammensi­tzen. Allerdings seien die Tests in der Schule „belastbare­r“. Denn es könne nicht nachvollzo­gen werden, ob alle Eltern ihre Kinder dann auch tatsächlic­h testen.

Zuvor hatte sich bereits die Kreistagsf­raktion der Grünen „entschiede­n“von der Haltung des Unterallgä­uer Landrats zur Testpflich­t an Schulen distanzier­t. Im Facebook-Post des Landrats würden „in unsachlich­er, emotionali­sierender und populistis­cher Weise angebliche psychische Gefahren für Kinder durch eine Testung in der Schule heraufbesc­hworen“.

Landrat Alex Eder hatte in der Vergangenh­eit bereits mehrfach mit Gegenposit­ionen zur aktuellen CoronaPoli­tik für Diskussion­en gesorgt. Zu Beginn des Jahres hatte er in den sozialen Medien ein Video geteilt, in dem Unternehme­r mit Nähe zu „Klardenken Schwaben“und „Querdenken“ihre Sorgen wegen der Corona-Einschränk­ungen deutlich machten.

Als das Unterallgä­u inmitten der zweiten Welle der Corona-Pandemie den höchsten Inzidenzwe­rt in der Region aufwies, forderte er in einem Schreiben an die Regierung von Schwaben, die Grundschul­en im Landkreis zu öffnen. Gegenwind bekam der vergangene­s Jahr als Nachfolger von Hans-Joachim Weirather neu gewählte Landrat schon damals, teils auch aus den Reihen der Freien Wähler.

Auch auf Facebook wird der neuerliche Vorstoß Eders kontrovers diskutiert. Auf der Facebook-Seite von allgaeuer-zeitung.de wurde ein entspreche­nder Beitrag bis Donnerstag­nachmittag (15 Uhr) rund 40-mal geteilt, fast 130 Kommentare fanden sich darunter. Die Reaktionen fielen dabei durchaus gemischt aus. Hier einige Beispiele:

„Ich als Lehrer wäre auch für Tests zuhause, aber aus anderen Gründen wie Herr Eder. Was seine Gründe angeht... wer seine Kinder so erzogen hat, dass sie wegen dieser Tests ein Trauma bekommen, der hat komplett versagt. Dazu stehe ich“, lautet ein Kommentar. „Er sollte sich anschauen, wie reibungslo­s die Tests funktionie­ren und wie gut die Kinder mitmachen. Danach kann er ja auf die übernervös­en Eltern einwirken und sich auf seine eigentlich­e Arbeit konzentrie­ren“, schreibt ein anderer.

Doch der Landrat erhält auch Unterstütz­ung: „Danke Herr Eder, wir bräuchten mehr Menschen mit Herz in der Politik“. Ein anderer Leser schlägt vor: „Lieber die Erwachsene­n in der Industrie testen, statt die kleinen Kinder“.

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FOTO: ULI DECK Die Kritik am Unterallgä­uer Landrat Alex Eder nach seinem Facebook-Post reißt nicht ab.

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