„Das Angebot ergänzt sich gut“
Bürgermeister sprechen über die Beteiligung an der Gartenschau in Lindau
- Die Bürgermeister von Scheidegg und Weiler-Simmerberg sprechen über die Beteiligung ihrer Gemeinden an der Gartenschau in Lindau mit Peter Mittermeier. Was die Gemeinden investieren, was sie sich erhoffen und warum sie auf den Bus setzen
Die Gartenschau soll am 20. Mai eröffnet werden. Glauben Sie, dass der Termin gehalten werden kann?
Ulrich Pfanner: Mit Sicherheit kann das niemand sagen. Wir sind aber grundsätzlich immer positiv gestimmt. Ein Vorteil ist sicher der relativ späte Beginn im Vergleich zu den Gartenschauen in Überlingen und Ingolstadt. Wir hoffen, dass die Inzidenzzahlen eine Eröffnung Ende Mai zulassen. Bis dahin sind es immerhin noch fünf Wochen. Ein Vorteil ist sicher auch das Konzept mit Außenstandorten. Da verteilt sich das Publikum eher. Auch das sehr weitläufige Gelände bei uns ist ein Vorteil.
Rechnen Sie mit Auflagen für die Anlage und die Besucher?
Tobias Paintner: Bei uns gibt es keine Einlasskontrolle. Das wird es auch bei der Gartenschau nicht geben. In der Hausbachklamm verteilen sich die Menschen aber auf der großen Fläche. Pfanner: Ganz ohne wird es nicht gehen. Für eine genaue Aussage ist es aber noch zu früh. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Auflagen ähnlich aussehen werden wie im Vorjahr. Da haben wir schon Erfahrungen gesammelt. Beispielsweise hat es eine Einlasskontrolle gegeben, und wir haben Rundwege ausgewiesen, um einen Begegnungsverkehr zu vermeiden. Ob es dann eine Maskenpflicht geben wird, entscheiden nicht wir. Das kommt von oben. Aktuell gibt es ja viele Stimmen von Fachleuten, die die Infektionsgefahr im Freien als sehr gering einstufen.
Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie?
Pfanner: Im vergangenen Jahr sind in drei Monaten 50 000 Besucher gekommen. Deshalb rechnen wir schon mit 100 000 Menschen. Paintner: Bei uns ist das schwer zu sagen. Die Besucher in der Hausbachklamm sind nie gezählt worden.
Scheidegg hat erheblich in die Wasserfälle investiert, Lehrpfade angelegt, neue Parkplätze errichtet, ein Informationsgebäude gebaut und auch noch Gärten mit Pflanzen angelegt, die in der Rohrachschlucht heimisch sind. Herr Paintner, werden Sie da nicht neidisch?
Paintner: Nein. Ich habe Respekt vor dem, was in Scheidegg geschieht. Wir haben in Weiler aber eine ganz andere Situation. Wir werden nie ein eingezäuntes Gelände mit einem Eingangs- und Zahlbereich haben wie Scheidegg. Wichtig ist, dass die Bürger in die Hausbachklamm gehen und die Natur genießen können. Vielleicht können wir einen Kiosk schaffen oder etwas in Richtung Erlebnis entwickeln. Besondere Führungen wären ein Beispiel dafür. Aber es muss nicht immer baulich
Großes geschehen. In jedem Fall wollen wir künftig stärker mit Oberreute zusammenarbeiten. Unser Nachbarort ist ja auch in der Hausbachklamm aktiv.
Weiler wollte Wassergärten am Eingang der Hausbachklamm anlegen. Der Gemeinderat hat das Projekt bekanntlich gestoppt. Trauern Sie dem hinterher?
Paintner: Darum trauern tue ich nicht. Ich habe das Projekt ja geerbt. Das Projekt ist leider zu lange gelaufen und deshalb am Ende bruchgelandet. Die Ausschreibungen sind auch nicht positiv ausgefallen, die Kosten wären deutlich höher geworden als gedacht. Deshalb habe ich angesichts der schwierigen finanziellen Lage der Gemeinde auch Verständnis dafür, dass der Gemeinderat die Wassergärten gestoppt hat. Das heißt aber nicht, dass wir im Tourismus nichts mehr tun werden. Wir werden auch dort weiter investieren. Pfanner: Wir haben einen großen Vorteil. Alle Grundstücke, auf denen an den Wasserfällen etwas passiert, gehören der Gemeinde. Grundsätzlich kannst Du am ehesten etwas erreichen, wenn Dir etwas gehört, ansonsten wird es schwierig. Paintner : Das kann ich bestätigen. Die Grundstücksverhältnisse waren bei uns schwierig. Das gilt auch für die Hausbachklamm. Da hat die Bergwaldoffensive Großartiges geleistet. Sie hat alle Interessen unter einen Hut gebracht.
Viele Besucher einer Gartenschau erwarten etwas Blühendes. Die Hausbachklamm bietet dagegen ein sehr naturnahes Vergnügen für Menschen, die gut zu Fuß sind. Glauben Sie nicht, dass Besucher von einem Ausflug nach Weiler enttäuscht zurückfahren?
Paintner: Nein, überhaupt nicht. Das Thema Blumen findet bei uns im Ort statt. Da leisten der Bauhof und der Gartenbauverein Großartiges. Wir setzen da auf den Bestand. Und der ist nicht so schlecht. Pfanner: Das Angebot ergänzt sich gut. Wer ein naturnahes Erlebnis haben will, geht in die Hausbachklamm. Es gibt aber auch viele, die wollen eher ein eingezäuntes Gelände, gerade Familien mit kleinen Kindern. Die kommen dann eher zu uns. Grundsätzlich müssen wir als Gemeinden wieder mehr zusammenfinden. Das hat die Pandemie gezeigt. Da sind die Menschen zu uns geströmt und haben die Rodelhänge bevölkert. Viele Grundbesitzer waren da sehr, sehr tolerant. Das funktioniert aber nicht auf Dauer. Deshalb brauchen wir Dinge wie Freibad, Skywalk und die Wasserfälle, um den Strom der Besucher zu kanalisieren. Wir brauchen sie aber nicht an jeder Stelle. Paintner: Darum geht es. Wir müssen gemeinsam die Marke Westallgäu stärken.
Das werden aber einige Parteikollegen im Oberallgäu nicht gerne hören...
Paintner: Na ja, das Oberallgäu hat Stärken, und das Westallgäu hat seine. Wir sind beispielsweise in vielen Bereichen nicht so stark überlaufen, obwohl wir hoch attraktive Angebote haben. Es geht auch nicht darum, Gegenden gegeneinander auszuspielen. Die Marke Allgäu zu stärken, darum geht es. Da ist das attraktive Westallgäu ein Teil davon. Pfanner: Ich will das unterstreichen. Wir haben vor Ort Dinge wie den Hirschberg – ohne Bahn und ohne Restaurant auf dem Gipfel, dafür Natur pur mit einer spektakulären Aussicht. Oder den Pfänder mit sehr ausgedehnten Wander- und Radstrecken.
Sie rechnen mit 100 000 Besuchern. Das bedeutet auch Verkehr. Wie gehen Sie damit um?
Paintner: Wir hoffen, dass viele Besucher den Bus nutzen. Der Landkreis hat extra die Linie 18 gestärkt. Hoffentlich macht er dann auch mit, wenn es darum geht, den Busverkehr dauerhaft auszubauen. Man sieht in Vorarlberg, wie es funktionieren kann mit einem Takt. Da braucht es natürlich auch Unterstützung von oben, also dem Land. Pfanner: Die Nutzung von Bahn und Bus gehört nach meinem Verständnis zum Naturerleben ein Stück weit dazu. Wir sind die erste Gartenschau, deren Außenstandorte mit dem Linienverkehr zu erreichen sind und nicht mit einem eigenen Shuttleverkehr angefahren werden. Dazu ist das Angebot sehr günstig. Das Ticket kostet 18 Euro. Der Eintritt in Lindau und an den Satellitenstandorten ist da schon eingeschlossen. Wir haben aber auch die Kapazität der Parkplätze deutlich erhöht und neue angelegt.
Wie viel haben Sie im Vorfeld der Gartenschau investiert?
Pfanner: Fast eine Million Euro. Aus verschiedenen Fördertöpfen fließen 250 000 bis 300 000 Euro zurück. Wir hätten aber auch ohne Gartenschau an den Wasserfällen investieren müssen. Die Anlage war nicht mehr zeitgemäß. Paintner: Wenn es alles in allem 100 000 Euro werden, ist das viel.
Ursprünglich sollten ja die Brücken in der Hausbachklamm erneuert werden. Fertige Pläne dafür gab es bereits 2019. Umgesetzt wurden sie nie. Vor der Gartenschau werden die alten Bauwerke jetzt nicht mehr ersetzt, sie sind aber teilweise stark angegriffen. Sind Sie überzeugt, dass Besucher sie während der Gartenschau sicher nutzen können?
Paintner: Für dieses Jahr ist das noch alles in Ordnung. Diese Botschaft hat uns der zuständige Ingenieur Gerhard Pahl übermittelt. Er hat auch die deutliche Botschaft aus dem Gemeinderat mitgenommen, dass 486 000 Euro für zwei Brücken zu viel sind. Die Hausbachflitzer haben eine günstigere Lösung im Kopf. Sie wollen das als Verein stemmen. Bis zur Gartenschau ist das allerdings in keinem Fall ein Thema. Die Hausbachflitzer sind aber auch da aktiv. Sie haben ein Crowdfunding gestartet, um besondere Sitzgelegenheiten für die Hausbachklamm anschaffen zu können. Eine gute Initiative. Schön wäre es, wenn viele Bürger sie noch aktiv unterstützen würden.