Lindauer Zeitung

Warum die neue Kita in Zech für ganz Lindau bedeutend ist

Lindau braucht mehr Kindergart­enplätze – Das neue Gebäude in Zech allein reicht jedoch nicht, es braucht auch Fachkräfte

- Von Emanuel Hege

- Die Stadt baut eine neue Kita in Zech, die dringend notwendig ist. Derzeit verschärft Corona das Problem der knappen Kindergart­enplätze in Lindau – außerdem besteht jetzt schon die Sorge, dass nicht alle Gruppen der neuen Kita betreut werden können.

Rund 20 interessie­rte Bürger haben sich am Montag mit genügend Abstand bei einer Infoverans­taltung in der Grenzsiedl­ung in Zech versammelt. Dort stellte die Verwaltung Pläne für den neuen städtische­n Kindergart­en vor. Das Gebäude habe die Stadt mit dem Planungsbü­ro bewusst anders als ein Wohngebäud­e gestaltet, berichtete Hilmar Ordelheide, Leiter des Bauamtes. Es solle einladend und kinderfreu­ndlich sein. „Im unteren Stockwerk werden drei KrippenGru­ppen unterkomme­n mit direkten Zugang zum Außenberei­ch, oben sind drei Kita-Gruppen geplant.“Der Garten der Kita wird sich hinter dem Gebäude in Richtung Grenze erstrecken, angedacht sind Spielgerät­e aus Holz, verrät Ordelheide, „von der Optik ähnlich wie die auf dem neuen Spielplatz am Sina-Kinkelin-Platz“.

Vor der Kita entsteht ein Vorplatz mit Bäumen, Beeten, Parkplätze­n und einem Kreisel, damit Eltern ihre Kinder hinbringen und abholen können. Der Platz soll aber nicht nur mit Autos, sondern auch mit Leben gefüllt werden, erklärt Ordelheide: „Ziel ist es, durch diesen Platz das

Quartier aufzuwerte­n.“Für das Kindergart­engebäude, die Einrichtun­g, den Garten und Vorplatz rechnet die Stadt mit 6,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Museumsdep­ot kostete 2,1, der neue Cavazzen 18 Millionen Euro.

Wann genau die Kita in Betrieb geht, hängt von der Lindauer Wohnungsge­sellschaft (GWG) ab, erklärte Ordelheide. Die GWG baut gleich neben der zukünftige­n Kita ein neues Wohnhaus, dort sollen die Bewohner der jetzigen Adressen Grenzsiedl­ung 7 und 9 einziehen – bis Februar 2022 soll das neue Haus fertig sein. Dann erst können die alten Mehrfamili­enhäuser abgerissen werden, erklärt Ordelheide den Ablauf. „Die Bauzeit der Kita wird dann noch rund eineinhalb Jahre dauern.“

Es gebe einzelne Befürchtun­g bei den Anwohnern, dass beispielsw­eise viele Eltern mit Autos kommen und das zu Verkehrspr­oblemen führt, sagt Roland Manz vom Bürgerforu­m Zech. Abgesehen davon seien die Zecher sehr zufrieden mit den bisherigen Plänen und der Zusammenar­beit mit der Stadtverwa­ltung, berichtet Manz. „Zech drohte zu überaltern. Mit dem Kindergart­en wird das aufgefange­n, der Ort wird attraktive­r für junge Familien und das ist dann auch wichtig für den Schulstand­ort Zech.“

Der Kindergart­en hat nicht nur für Zech eine große Bedeutung – sondern für ganz Lindau. Das sagt Beate Zanker, Leiterin der Abteilung

Kinder, Jugend und Sport der Stadtverwa­ltung. „Wir haben in der Stadt eigentlich immer zu wenig Kitaplätze“, so Zanker. In Zusammenar­beit mit den anderen Trägern bekäme man das bisher aber immer irgendwie hin, häufig durch Notlösunge­n. Grund für den Mangel sei vor allem der steigende Bedarf an Plätzen, sagt Zanker: „Die Kinder gehen immer jünger in die Kita.“

Dass Handlungsb­edarf besteht, ist spätestens seit Februar 2019 bekannt. Damals ermittelte das Nürnberger Büro Planwerk im Auftrag der Stadt, wie sich die Bevölkerun­gsstruktur in den kommenden 15 Jahren verändern wird. Eines der Ergebnisse: Durch die vielen Neubaugebi­ete werden mehr junge Familien mit Kita- und Schulkinde­rn nach Lindau ziehen. Durch die Corona-Pandemie verschärft sich diese Situation jetzt noch einmal, verrät Zanker. Kita-Träger hätten ihr gemeldet, dass einige Eltern die Möglichkei­t wahrnehmen, die Einschulun­g ihrer Kinder aufzuschie­ben. Kitaplätze, mit denen die Träger gerechnet hatten, bleiben also von den älteren Kindern besetzt. „Die Eltern glauben, die Kinder könnten Defizite haben, weil sie im vergangene­n Jahr nicht regelmäßig im Kindergart­en waren“, sagt Zanker. Diese Sorge sei laut den Schulen unbegründe­t, doch selbst Zanker sagt: „Ich habe Verständni­s für die Eltern.“

Doch nicht nur die Kitaplätze an sich stellen eine Aufgabe dar, die Plätze müssen auch angemessen betreut werden. Doch es sei für Lindauer Einrichtun­gen schwer, ausreichen­d Fachperson­al zu bekommen, sagt Zanker. Das gelte für die Kindergärt­en

Hilmar Ordelheide, Leiter des Bauamtes

der Stadt, aber auch für kirchliche und andere Träger. „Der schlimmste Fall wäre natürlich, wenn der neue Kindergart­en fertig ist, wir aber nicht alle Gruppen in Betrieb nehmen können, weil das Personal fehlt“, sagt Zanker.

Vor drei Jahren hat die Stadt daher angefangen, eigene Erzieherin­nen und Erzieher auszubilde­n. Zanker hofft, dass durch das Ausbildung­sprogramm einige Fachkräfte an die Lindauer Einrichtun­gen gebunden werden. Die Abteilungs­leiterin begrüßt die Reform der Erzieherau­sbildung als Chance, den Beruf attraktive­r zu machen. Sie wisse jedoch auch, dass der Fachkräfte­mangel vielseitig ist. Erzieherin­nen arbeiten häufig in Teilzeit oder verlassen den Job wegen fehlender Aufstiegsp­erspektive­n. Der Stadt seien jedoch die Hände gebunden. Die Verwaltung sei nicht zuständig, das tariflich festgelegt­e Gehalt der Erzieher zu erhöhen. „Besser Bedingunge­n müssen auf Bundeseben­e durchgeset­zt werden.“

„Ziel ist es, durch diesen Platz das Quartier aufzuwerte­n.“

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FOTO: STADT LINDAU Die Front der neuen Kita in Zech. Die Stadt gestaltet das Gebäude bewusst anders als Wohnhäuser.
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FOTO: EHE Hilmar Ordelheide

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