Warum die neue Kita in Zech für ganz Lindau bedeutend ist
Lindau braucht mehr Kindergartenplätze – Das neue Gebäude in Zech allein reicht jedoch nicht, es braucht auch Fachkräfte
- Die Stadt baut eine neue Kita in Zech, die dringend notwendig ist. Derzeit verschärft Corona das Problem der knappen Kindergartenplätze in Lindau – außerdem besteht jetzt schon die Sorge, dass nicht alle Gruppen der neuen Kita betreut werden können.
Rund 20 interessierte Bürger haben sich am Montag mit genügend Abstand bei einer Infoveranstaltung in der Grenzsiedlung in Zech versammelt. Dort stellte die Verwaltung Pläne für den neuen städtischen Kindergarten vor. Das Gebäude habe die Stadt mit dem Planungsbüro bewusst anders als ein Wohngebäude gestaltet, berichtete Hilmar Ordelheide, Leiter des Bauamtes. Es solle einladend und kinderfreundlich sein. „Im unteren Stockwerk werden drei KrippenGruppen unterkommen mit direkten Zugang zum Außenbereich, oben sind drei Kita-Gruppen geplant.“Der Garten der Kita wird sich hinter dem Gebäude in Richtung Grenze erstrecken, angedacht sind Spielgeräte aus Holz, verrät Ordelheide, „von der Optik ähnlich wie die auf dem neuen Spielplatz am Sina-Kinkelin-Platz“.
Vor der Kita entsteht ein Vorplatz mit Bäumen, Beeten, Parkplätzen und einem Kreisel, damit Eltern ihre Kinder hinbringen und abholen können. Der Platz soll aber nicht nur mit Autos, sondern auch mit Leben gefüllt werden, erklärt Ordelheide: „Ziel ist es, durch diesen Platz das
Quartier aufzuwerten.“Für das Kindergartengebäude, die Einrichtung, den Garten und Vorplatz rechnet die Stadt mit 6,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Museumsdepot kostete 2,1, der neue Cavazzen 18 Millionen Euro.
Wann genau die Kita in Betrieb geht, hängt von der Lindauer Wohnungsgesellschaft (GWG) ab, erklärte Ordelheide. Die GWG baut gleich neben der zukünftigen Kita ein neues Wohnhaus, dort sollen die Bewohner der jetzigen Adressen Grenzsiedlung 7 und 9 einziehen – bis Februar 2022 soll das neue Haus fertig sein. Dann erst können die alten Mehrfamilienhäuser abgerissen werden, erklärt Ordelheide den Ablauf. „Die Bauzeit der Kita wird dann noch rund eineinhalb Jahre dauern.“
Es gebe einzelne Befürchtung bei den Anwohnern, dass beispielsweise viele Eltern mit Autos kommen und das zu Verkehrsproblemen führt, sagt Roland Manz vom Bürgerforum Zech. Abgesehen davon seien die Zecher sehr zufrieden mit den bisherigen Plänen und der Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, berichtet Manz. „Zech drohte zu überaltern. Mit dem Kindergarten wird das aufgefangen, der Ort wird attraktiver für junge Familien und das ist dann auch wichtig für den Schulstandort Zech.“
Der Kindergarten hat nicht nur für Zech eine große Bedeutung – sondern für ganz Lindau. Das sagt Beate Zanker, Leiterin der Abteilung
Kinder, Jugend und Sport der Stadtverwaltung. „Wir haben in der Stadt eigentlich immer zu wenig Kitaplätze“, so Zanker. In Zusammenarbeit mit den anderen Trägern bekäme man das bisher aber immer irgendwie hin, häufig durch Notlösungen. Grund für den Mangel sei vor allem der steigende Bedarf an Plätzen, sagt Zanker: „Die Kinder gehen immer jünger in die Kita.“
Dass Handlungsbedarf besteht, ist spätestens seit Februar 2019 bekannt. Damals ermittelte das Nürnberger Büro Planwerk im Auftrag der Stadt, wie sich die Bevölkerungsstruktur in den kommenden 15 Jahren verändern wird. Eines der Ergebnisse: Durch die vielen Neubaugebiete werden mehr junge Familien mit Kita- und Schulkindern nach Lindau ziehen. Durch die Corona-Pandemie verschärft sich diese Situation jetzt noch einmal, verrät Zanker. Kita-Träger hätten ihr gemeldet, dass einige Eltern die Möglichkeit wahrnehmen, die Einschulung ihrer Kinder aufzuschieben. Kitaplätze, mit denen die Träger gerechnet hatten, bleiben also von den älteren Kindern besetzt. „Die Eltern glauben, die Kinder könnten Defizite haben, weil sie im vergangenen Jahr nicht regelmäßig im Kindergarten waren“, sagt Zanker. Diese Sorge sei laut den Schulen unbegründet, doch selbst Zanker sagt: „Ich habe Verständnis für die Eltern.“
Doch nicht nur die Kitaplätze an sich stellen eine Aufgabe dar, die Plätze müssen auch angemessen betreut werden. Doch es sei für Lindauer Einrichtungen schwer, ausreichend Fachpersonal zu bekommen, sagt Zanker. Das gelte für die Kindergärten
Hilmar Ordelheide, Leiter des Bauamtes
der Stadt, aber auch für kirchliche und andere Träger. „Der schlimmste Fall wäre natürlich, wenn der neue Kindergarten fertig ist, wir aber nicht alle Gruppen in Betrieb nehmen können, weil das Personal fehlt“, sagt Zanker.
Vor drei Jahren hat die Stadt daher angefangen, eigene Erzieherinnen und Erzieher auszubilden. Zanker hofft, dass durch das Ausbildungsprogramm einige Fachkräfte an die Lindauer Einrichtungen gebunden werden. Die Abteilungsleiterin begrüßt die Reform der Erzieherausbildung als Chance, den Beruf attraktiver zu machen. Sie wisse jedoch auch, dass der Fachkräftemangel vielseitig ist. Erzieherinnen arbeiten häufig in Teilzeit oder verlassen den Job wegen fehlender Aufstiegsperspektiven. Der Stadt seien jedoch die Hände gebunden. Die Verwaltung sei nicht zuständig, das tariflich festgelegte Gehalt der Erzieher zu erhöhen. „Besser Bedingungen müssen auf Bundesebene durchgesetzt werden.“
„Ziel ist es, durch diesen Platz das Quartier aufzuwerten.“