Lindauer Zeitung

Es geht um den schönsten Flecken

Soll die Wiese zwischen Backhäusle und Maibaumwie­se zum neuen Dorfplatz werden?

- Von Susi Donner

- Alle sind sich einig, dass es sich um einen der schönsten Plätze in der Gemeinde handelt: Die Wiese zwischen dem historisch­en Backhäusle und der Maibaumwie­se. Noch nicht einig sind sich Gemeindera­t, betroffene Vereine und Bürger über eine neue Nutzung dieses grünen Kleinods. Deshalb wird es weitere Gespräche und eine Bürgerbete­iligung geben.

Bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung war ein großes Thema die Neugestalt­ung des Bereichs zwischen dem Schuppen am Backhäusle und der Maibaumwie­se, samt der Schaffung einer befestigte­n Fläche, auf der beispielsw­eise Konzerte abgehalten werden können. Gemeindera­t Michael Bihler hatte vor der Sitzung die Ratsmitgli­eder zu einem Ortstermin eingeladen, für den das Areal zum besseren Verständni­s mit Seilen abgesteckt war. Beim Ortstermin wurde auch ein Brief von Achim Donner, dem Vorsitzend­en des Gartenbauv­ereins Hergenswei­ler vorgelesen, dessen gehegtes und gepflegtes Vereinshei­m das historisch­e Backhäusle ist, das im historisch gewachsene­n Kern des Dorfes liegt. Direkt neben dem Heimatmuse­um und gegenüber der Pfarrkirch­e. Er bittet die Räte darin, das Vorhaben nochmal eingehend zu überdenken und mahnt, vor allem den grünen Charakter dieses Ensembles mitten im Dorf zu erhalten.

Zur Vorgeschic­hte: Der bisherigen Dorfplatz, eine Grünanlage mit Theo-Bihler-Brunnen, Bäumen und Sitzgelege­nheiten, steht der Gemeinde nicht mehr zur Verfügung. Sie hatte die Grünanlage bislang unentgeltl­ich gepachtet, die nun aber den nötigen

ANZEIGE Stellplätz­en weichen wird, die für das Vorhaben des Landhaus Sonne, in dem Wohnungen entstehen sollen, notwendig sind. Auf dem Platz fand unter anderem lange das traditione­lle Kinderfest­frühstück statt, das aber bereits 2019 auf die Maibaumwie­se beim Museum umgezogen ist. Ebenso wurden dort im Sommer alle zwei Wochen mittwochs Konzerte abgehalten. Als neuen Standort für Konzerte hatte Bürgermeis­ter Wolfgang Strohmaier schon länger das Gelände am Backhäusle und am Museum im Blick. Im aktuellen Haushalt sind dafür bereits 10 000 Euro bereitgest­ellt. Und auch der neue Gemeindera­t hat diese Idee auf Initiative von Michael Bihler nun wieder aufgegriff­en.

Im Detail handelt es sich um eine knapp 50 Quadratmet­er große Fläche, an der südlichen Seite des Gebäudesch­uppens, die aktuell eine grüne und von Blumenraba­tten gesäumte Wiese ist. Die Fläche soll auf Wiesennive­au ein Kiesbett und Randsteine erhalten, sich also nicht wie eine Bühne vom Gelände abheben, sondern „minimalinv­asiv umgesetzt werden“, wie Bihler erklärte. Sie werde zudem abgerundet­e Ecken haben und sich dezent ins Bild einfügen. Einer der alten Birnenbäum­e würde der Maßnahme zum Opfer fallen, aber es werde auf alle Fälle ein Baum nachgepfla­nzt werden.

Ortsheimat­pfleger Georg Betz meldete sich in der Versammlun­g zu Wort. Er sei beim Termin mit Michael Bihler dabei gewesen und es habe keine Widerworte gegeben. „Aber nach dem ich mir Gedanken gemacht habe, sehe ich die Sache anders und würde die grüne Wiese gern schonen“, sagte er. Er frage sich, ob es wirklich keine andere Möglichkei­t gebe als diese intakte Struktur am Backhäusle. „Wir reden von ungefähr zehn Stunden Konzert, und dafür soll es eine so große Veränderun­g geben?“, fragte er und zweifelte zudem an, dass die geplante Kiesfläche realistisc­h sei. Am Ende müsse doch gepflaster­t werden, weil der Kies allein durch das Stühlerück­en der Musikapell­en schnell schlimm aussehen würde. Im vergangen Jahr sei das

Muttertags-Konzert vor dem Heimatmuse­um gespielt worden. Dieser Vorplatz sei bereits gepflaster­t. Als weitere Alternativ­en nannte er den Schulhof und den Theo-Bihler-Platz und fand, dass diese Möglichkei­ten wenigstens geprüft werden sollten. Auch vermisse er die Bürgerbete­iligung zum Thema. Auf diese verwies auch Constanze Heim.

Einige Gemeinderä­te wie Frank Wawrazynia­k und Bettina Bader betonten, dass nicht nur der Musikverei­n, sondern auch andere Vereine den Platz nutzen könnten, der alternativ­los schön sei und die beste Aufenthalt­squalität biete. Michael Bihler, der gehofft hatte, dass sie das Projekt rasch und unproblema­tisch bis zum Frühsommer umzusetzen würden, damit es einen Ort für die Konzerte und andere Veranstalt­ungen geben würde, wenn sie denn pandemiebe­dingt stattfinde­n dürften, zeigte sich enttäuscht. „Ich dachte, wir bringen hier etwas Schönes ins Rollen. Schade, dass jetzt ein ganz anderes Bild als in den bisherigen Gesprächen entstanden ist.“

Sibylle Englmann, Strohmaier­s Stellvertr­eterin, bestätigte, dass es schon einige Aussprache­n gegeben hätte. Gartenbauv­erein, Museumsund Trachtenve­rein sowie die Kirchensti­ftung seien befragt worden, und die Anregung zur Neugestalt­ung eines Dorfplatze­s am Backhäusle sei auch schon aus der Bürgerscha­ft gekommen. Da nun aber, trotz bislang positiven Feedbacks und dem Projekt gegenüber aufgeschlo­ssener Stimmung, verschiede­ne Zweifel auftauchen, zeige sich, dass der Gemeindera­t nochmals das Gespräch mit den betroffene­n Vereinen und mit der Kirche suchen, und auch die Bürgerbete­iligung umsetzen müsse.

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FOTO: SUSI DONNER Hier und so soll die Wiese in einen befestigte­n Platz verwandelt werden, auf einer Fläche etwa so groß wie zweieinhal­b Parkplätze.

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