Königsweg Emissionshandel
Ginge es allein um die Ankündigungen – die Erderwärmung wäre längst gestoppt. All den Versprechungen, die die Staatschefs aus aller Welt bei Joe Bidens virtuellem Klimagipfel machten, müssen allerdings noch Taten folgen. Und jeder, der sich mal vorgenommen hat abzunehmen und sich gesünder zu ernähren, weiß: Der Ankündigungspart ist der eindeutig leichtere.
Bestes Beispiel dafür ist die deutsche Energiewende. Die strotzt nur so vor hehren Zielen. Geht es aber um die Umsetzung, verliert sich die Große Koalition seit Jahren in Kampf und Krampf. So verfestigt sich der Eindruck, dass zumindest diese Regierung überfordert ist, die Energiewende planwirtschaftlich zu bewältigen, indem sie ständig irgendwelche Stellschrauben zu drehen versucht. Ein auf alle Bereiche, also auch Verkehr und Gebäude, ausgeweiteter Emissionshandel wäre womöglich die leichtere, günstigere und effektivere Alternative. Man legt wirtschaftsübergreifend die Menge des CO2 fest, die noch ausgestoßen werden darf, und verkauft dementsprechend Verschmutzungsrechte. Mit den Einnahmen daraus ließen sich soziale Härten abfedern. Im Energiebereich ist der EU-Emissionshandel, seitdem er reformiert wurde, ein Garant für sinkende Emissionen.
Und das Beste an ihm: Er ist global anschlussfähig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch China und die USA zu diesem Schluss kommen werden, ehe sie den umständlichen deutschen Weg kopieren. Das wäre mehr als erfreulich. Denn Klimaschutz funktioniert nur dann, wenn er länder- und kontinentübergreifend angelegt ist. Solange nicht die ganze Welt CO2-neutral wird, sinkt auch die Erderwärmung nicht. Dafür muss jeder Staat seine Hausaufgaben vor Ort machen, langfristig wird Klimaschutz aber nur mit globaler Kooperation gelingen. Ein weltweiter Emissionshandel wäre der Königsweg, um die Erderwärmung zu stoppen. Dass die Zeit drängt, daran herrscht kein Zweifel: 2020 war für Europa das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ein Ende des Temperaturanstiegs – mit allen gravierenden Folgen – ist nicht in Sicht.