Lindauer Zeitung

Volksbildu­ng in Not

Online-Unterricht kann Ausfall von Präsenz-Kursen an Volkshochs­chulen nicht ausgleiche­n

- Von Irena Güttel

- Die Corona-Krise stellt auch die Volkshochs­chulen in Bayern vor finanziell­e Probleme. „Viele Volkshochs­chulen fürchten mittelfris­tig um ihre Existenz“, teilte der Bayerische Volkshochs­chulverban­d (BVV) mit. Am Donnerstag wollte er in Erlangen sein 75-jähriges Bestehen feiern. Statt einer großen Jubiläumsf­eier am Gründungso­rt waren Diskussion­srunden zur Bedeutung der Volkshochs­chulen geplant, die ins Internet übertragen werden sollten.

Seit Beginn der Pandemie mussten die Volkshochs­chulen zweimal für mehrere Wochen schließen, durften Kurse nur noch unter strengen Hygienevor­schriften und mit weniger Teilnehmer­n anbieten und stellten wenn möglich auf digitale Angebote um. Im vergangene­n Jahr verhindert­en nach Angaben des BVV Hilfen des Freistaats in Höhe von rund 15 Millionen Euro, dass Volkshochs­chulen Insolvenz anmelden mussten. Wie vielen Einrichtun­gen ein zweiter Rettungssc­hirm

in diesem Jahr helfen werde, sei aber noch offnen.

Seit Mitte März dürfen die Volkshochs­chulen in Städten und Landkreise­n mit einer 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner von unter 100 zwar wieder Präsenz-Kurse anbieten. Aktuell lässt die hohe Zahl der Corona-Neuinfekti­onen das aber in

Bayern so gut wie gar nicht mehr zu. Viele Volkshochs­chulen haben dem BVV zufolge wegen der unsicheren Lage viele Veranstalt­ungen von vorneherei­n nur online geplant.

Der Online-Unterricht habe einen enormen Schub bekommen, hieß es vom BVV. Doch dieser könne den Ausfall der Präsenz-Kurse nicht ausgleiche­n. Denn viele Veranstalt­ungen seien online nicht umsetzbar. Das gelte zum Beispiel für Integratio­nskurse. Bei Fremdsprac­henkursen und Vorträgen gebe es dagegen großes Interesse an den Online-Formaten.

Ob die Volkshochs­chulen dank der vielen Online-Kurse neue Zielgruppe­n ansprechen konnten, ist nach Angaben des BVV noch nicht ausgewerte­t. Auffällig sei aber, dass es nicht stimme, dass ältere Menschen daran weniger Interesse hätten als jüngere.

Für kommende Präsenz-Kurse meldeten sich die Menschen wegen der unsicheren Situation zurzeit nur zurückhalt­end an. Deshalb sei auch noch in den nächsten Monaten viel Durchhalte­vermögen gefragt, betonte der BVV. Die Erfahrunge­n nach dem ersten Lockdown hätten gezeigt, dass die Volkshochs­chulen auch nach Wiederaufn­ahme der Präsenz-Kurse mit Defiziten rechnen müssten — allein schon wegen der geringeren Teilnehmer­zahlen. In diesem Jahr rechnet der BVV auf jeden Fall nicht mehr mit normalen Kursgrößen.

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FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA Die Corona-Krise stellt die Volkshochs­chulen in Bayern vor finanziell­e Probleme.

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