Lindauer Zeitung

„Langfristi­g auf Wasserstof­f setzen“

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- Die zentrale Frage der Energiewen­de lautet, ob genug Wasserstof­f vorhanden ist, meint ENBWVorsta­ndsmitglie­d Georg Stamatelop­oulos (Foto: oh) im Gespräch mit Igor Steinle. Es könne gelingen.

Ist die Stromverso­rgung sicher?

Ja, es drohen keine Blackouts. Allerdings müssen wir mehr erneuerbar­e Energien ausbauen, sonst wird die Energiewen­de nicht gelingen. Außerdem brauchen wir mehr wetterunab­hängige Leistung. Gaskraftwe­rke etwa können schnell runter- und hochgefahr­en werden, wenn gerade kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Darüber hinaus brauchen wir Energiespe­icher wie Batterien, Pumpspeich­erkraftwer­ke und Biomasse. Die haben allerdings den Nachteil, dass sie für eine Dunkelflau­te von 14 Tagen, also einen langen Zeitraum ohne Wind und Sonne, nicht ausreichen. Deswegen müssen wir langfristi­g vor allem auf Wasserstof­f setzen. Wenn wir genug Wasserstof­f haben, ist die Energiewen­de im Grunde vollendet. Auch Gaskraftwe­rke können mit geringen Umbaumaßna­hmen auf Wasserstof­f umgestellt werden.

Sind genug Gaskraftwe­rke im Bau?

Zunächst einmal haben wir noch genug konvention­elle Kraftwerke in Betrieb, die eine Stromlücke verhindern. Die dürfen nur abgeschalt­et werden, wenn die Bundesnetz­agentur sie nicht als systemrele­vant einstuft, was im Grunde bei allen Kraftwerke­n südlich der Main-Linie der Fall ist. Kohle ist natürlich eine Sackgassen­technologi­e. Bei Gaskraftwe­rken sieht es anders aus, weil sie mit relativ überschaub­arem Aufwand auf grüne Gase – Biogas oder Wasserstof­f – umgestellt werden können.

Brauchen wir Atomstrom?

Das ist eine theoretisc­he Diskussion. Der Rückbau der Kernkraftw­erke ist in vollem Gange, der Atomaussti­eg kann praktisch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Reichen denn die Flächen für so viel Wind- und Sonnenstro­m?

Ja, mir machen eher die Akzeptanzu­nd Genehmigun­gsprobleme Sorgen. Es dauert über 60 Monate, um einen kleinen Windpark mit drei Windrädern genehmigen zu lassen, so wird die Energiewen­de nicht gelingen. Wir brauchen mindestens doppelt so viel Wind- und Solaranlag­en, wie es momentan gibt. Deswegen müssen wir die Bevölkerun­g stärker von der Notwendigk­eit des Ökostrom-Ausbaus überzeugen.

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