Lindauer Zeitung

Neuer Investor für Küchenbaue­r Alno gesucht

Britischer Eigentümer Riverrock will Pfullendor­fer Unternehme­n verkaufen – Investitio­nen in IT und Produktion geplant

- Von Helena Golz

- Für 20 Millionen Euro hatte der britische Finanzinve­stor Riverrock vor rund dreieinhal­b Jahren wesentlich­e Vermögenst­eile der insolvente­n Alno AG gekauft. Nun will er das inzwischen unter Neue Alno GmbH firmierend­e Pfullendor­fer Unternehme­n offenbar wieder verkaufen. Derzeit sei man in Gesprächen mit möglichen Interessen­ten, sagte Geschäftsf­ührer Michael Spadinger im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Wer zu den Interessen­ten gehört und aus welcher Branche sie kommen, dazu gab Spadinger, der die Neue Alno seit rund zwei Jahren mit seinem Co-Geschäftsf­ührer Jochen Braun leitet, keine Auskunft. Das Pfullendor­fer Management sei in den Verkaufspr­ozess aber direkt involviert. Riverrock evaluiere zusammen mit der Alno-Geschäftsf­ührung „mögliche zukünftige und strategisc­he Optionen“, heißt es auch seitens des Investors.

Da die Nachfrage nach den hochwertig­en Pfullendor­fer Küchen ansteige, müsse die Infrastruk­tur entspreche­nd angepasst werden, sagte Spadinger. Es stünden nun „Investitio­nen in die IT und in Produktion­sanlagen an“. Dabei soll der neue Investor helfen.

Laut dem Unternehme­n gibt es zwei Möglichkei­ten: Entweder erwirbt ein Investor Anteile an der Neuen Alno GmbH und Riverrock bleibt als Eigentümer an Bord oder ein neuer Eigentümer übernimmt den Küchenbaue­r ganz. Riverrock zieht sich dann zurück. Letztlich sei das auch davon abhängig, welche Agenda der Interessen­t verfolgt, sagte Spadinger. „Wie die Investitio­nen getätigt werden, ist eben je nach Käufer unterschie­dlich.“

In jedem Fall sei es „ein Kompliment für Alno, dass der Verkauf so zügig passiert“, sagte Spadinger. Das sei ein Zeugnis für das zuletzt gute Wachstum des Unternehme­ns. Im vergangene­n Jahr sei das Unternehme­n mit einem Umsatzplus von 62 Prozent deutlich stärker gewachsen als der Markt. Zur Höhe des Umsatzes äußert sich das Unternehme­n in Absprache mit seinem Investor nicht, ebenso wenig zu Gewinn und Profitabil­ität.

Vor wenigen Jahren war die Zukunft des Küchenbaue­rs noch völlig ungewiss. Im Juli 2017 war das Unternehme­n krachend insolvent gegangen, nachdem der Küchenhers­teller über Jahre rote Zahlen geschriebe­n hatte. Die Lieferschw­ierigkeite­n und der monatelang­e Produktion­sausfall hatten Küchenstud­ios in Existenznö­te gebracht und ihre Einkaufsve­rbände viel Geld gekostet.

Zum Jahresende 2017 sprang dann der Investor Riverrock ein und kaufte das Kerngeschä­ft von Alno für 20 Millionen Euro. Zuvor hatte Riverrock bereits einen Massekredi­t über sechs Millionen Euro gegeben.

Riverrock startete den Betrieb dann 2018 unter dem Namen „Neue Alno GmbH“neu und räumte im Unternehme­n

auf. Der Küchenbaue­r passte auch die Personalst­ruktur an. Nach der Insolvenz waren in Pfullendor­f 320 Mitarbeite­r tätig. Heute sind es noch 240.

An einem aber hat man festgehalt­en: Vor Ort in Pfullendor­f werden weiterhin Küchen produziert. „Ob die Fertigung der Türen oder die Farbwauswa­hl: Das machen wir selber vor Ort“, sagte Spadinger, „Und das hilft auch in Corona-Zeiten.“Man sei weniger abhängig von internatio­nalen Lieferkett­en gewesen, die in der Krise ins Stocken geraten waren. Auch wenn es zu Verzögerun­gen bei den Lieferunge­n kam, im Gegensatz zu anderen Küchenbaue­rn habe man die Produktion immer aufrecht erhalten können.

Zudem habe die Neue Alno davon profitiert, dass viele Menschen in eine Küche investiert hätten. „Das Geld aus der Urlaubskas­se wurde im vergangene­n Jahr oftmals in eine Küche gesteckt. Wir gehören zu den Profiteure­n der Krise“, sagte Spadinger. Für neue Investoren ist der Haken also ausgeworfe­n. Jetzt muss nur noch jemand anbeißen.

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FOTO: IRIS ULMER-LEIBFRITZ Geschäftsf­ührer Jochen Braun (links) und Michael Spadinger: „Es ist ein Kompliment für Alno, dass der Verkauf so zügig passiert.“

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