Lindauer Zeitung

Testflüssi­gkeit verschwind­et, der Ärger bleibt

Fehlende Tests vom Land: Gemeinde reagiert kurzfristi­g – Schule improvisie­rt

- Von Yvonne Roither

- Seit vier Monaten lernen die Achberger Kinder von zu Hause aus. Jetzt, wo die Mädchen und Buben endlich wieder im Wechselunt­erricht an die Grundschul­e zurückkomm­en sollten, drohte der Präsenzunt­erricht zu scheitern. Der Grund: Die vom Land Baden-Württember­g versproche­nen Testkits waren nicht rechtzeiti­g angekommen. Wie Gemeinde, Schule und Eltern improvisie­ren – und einen turbulente­n Schulstart erleben.

Die Vorfreude war groß. Die Kinder der Klassen eins bis vier sollten am Montag endlich wieder im wöchentlic­hen Wechsel in die Schule kommen. Voraussetz­ung dazu war allerdings ein negativer Corona-Test. Der muss in Baden-Württember­g nicht zwingend in den Grundschul­en gemacht werden. „Wir haben in der Schulkonfe­renz gemeinsam entschiede­n, dass die Kinder zu Hause getestet werden“, sagt Birgit Thomann-Erletz, die Leiterin der Grundschul­e Achberg. So wollten Lehrerinne­n und Eltern verhindern, dass positiv getestete Kinder stigmatisi­ert oder verängstig­t werden.

Dazu sollten den Eltern entspreche­nde Testkits nach Hause mitgegeben werden. Das Problem: Die bereits für vor Ostern versproche­nen Tests des Landes BadenWürtt­emberg trafen nicht rechtzeiti­g in Achberg ein. „Bis letzte Woche war nichts da“, sagt Marion Herrmann, Hauptamtsl­eiterin der Gemeinde. Auf Rückfragen habe es immer nur geheißen, dass die Tests auf dem Weg seien. Die Gemeinde musste daher kurzfristi­g reagieren – und kaufte Spucktests ein, die auch der Kindergart­en nutzen kann. Den akuten Engpass konnte die Gemeindeve­rwaltung dann mithilfe der Stadt Wangen überbrücke­n, die bereits Lieferunge­n des Landes erhalten hatte, erklärt Herrmann weiter.

Somit war die erste Schulwoche gesichert. Doch es gab ein Problem: Diese Testkits waren nicht einzeln verpackt, sondern hatten die Pufferflüs­sigkeit in extra Fläschchen. Die Lehrerinne­n füllten daher selbst die Lösung in die Röhrchen ab und übergaben diese

ärgert sich Mutter Tanja Teichmann den Eltern am Freitag, damit sie ihre Kinder am Sonntag testen können. „Am Sonntagabe­nd kamen dann die ersten Anrufe“, sagt die Schulleite­rin. Am anderen Ende waren ratlose und verärgerte Eltern, die die Pufferlösu­ng im Röhrchen vermissten. Die war bei einigen ausgelaufe­n, da die Röhrchen nicht für den Transport geeignet waren. „Wir wussten das nicht“, sagt Thomann-Erletz, die den betroffene­n Eltern dann am Montagmorg­en um 7 Uhr im Schulhaus neue Lösungen überreicht­e, damit die ihre Kinder doch noch testen konnten.

„Die Eltern haben den turbulente­n Start toll mitgetrage­n“, sagt Thomann-Erletz. Trotzdem sind einige verärgert. Während sie und ihre Kinder sich an Vorgaben und Einschränk­ungen hielten, kämen von der Politik nur „leere Versprechu­ngen“, sagt Tanja Teichmann, Mutter eines

Schulkinde­s. „Es ist nach wie vor eine Zitterpart­ie und Unbeständi­gkeit für alle. Die versproche­ne Planungssi­cherheit für Eltern und Familien seitens der Politik lässt weiterhin auf sich warten.“Das sei „ermüdend“, meint Teichmann.

Doch nun gibt es erst einmal Entwarnung. Die Tests sind inzwischen in Achberg angekommen. „Wir sind bis Pfingsten mit Selbsttest­s ausgestatt­et“, sagt Marion Herrmann. Und diesmal seien auch alle einzeln verpackt. Langfristi­g strebe die Gemeinde Achberg für Schule und Kindergart­en aber eine andere Lösung an. Die Bürgermeis­ter

im Landkreis Ravensburg beraten über einen sogenannte­n PoolingPCR-Test mit einem Lolly, erklärt Herrmann. Bei den Pool-Testungen werden die Proben aller Kinder zusammen mit nur einem PCR-Test ausgewerte­t. Das spare Zeit und verhindere, dass Kinder im Falle eines positiven Befundes diskrimini­ert werden. Außerdem sei die „Lolly-Methode“angenehmer als ein Schnelltes­t. Nur wenn der Test positiv sei, werden die Kinder anschließe­nd einzeln getestet. „Diese Lösung würden wir anstreben“, sagt Hermann. Sie sei auch der Wunsch von Schule und Kindergart­en.

sagt Marion Herrmann, Hauptamtsl­eiterin der Gemeinde Achberg, über die vom Land

angekündig­ten Testkits

„Es ist nach wie vor eine Zitterpart­ie und Unbeständi­gkeit für alle. Die versproche­ne Planungssi­cherheit für

Eltern und Familien seitens der Politik lässt weiterhin auf sich

warten“,

„Bis letzte Woche war

nichts da“,

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Improvisie­ren für den ersten Schultag nach vier Monaten Fernunterr­icht: Weil die Grundschul­e Achberg keine einzeln verpackten Testkits bekam, müssen die Lehrerinne­n die Pufferlösu­ng für jeden Test einzeln füllen. Doch nicht alle Teströhrch­en halten dicht.
 ?? FOTO: ROI ?? Wechselunt­erricht: Die Mädchen und Buben der Grundschul­e Achberg sind endlich wieder in der Schule.
FOTO: ROI Wechselunt­erricht: Die Mädchen und Buben der Grundschul­e Achberg sind endlich wieder in der Schule.

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