Lindauer Zeitung

WM-Absage trifft Eishockeys­pielerinne­n hart

Kapitänin Julia Zorn sagt: „Wären jetzt bereit gewesen“– DEB-Präsident Reindl spricht von einer Katastroph­e

-

(SID) - Die WM-Absage einen Tag vor dem Abflug nach Kanada hat die deutschen Eishockey-Nationalsp­ielerinnen kalt erwischt. „Wir waren alle im Eisstadion und haben ganz aufgeregt die Taschen gepackt. Es herrschte totales Chaos, aber auch eine große Vorfreude“, berichtete Stürmerin Julia Zorn vom ESC Planegg, die deutsche Kapitänin: „Und dann hieß es: ,Meeting in zehn Minuten.‘“Dort verkündete­n die Trainer die „Katastroph­e“, wie Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), den kurzfristi­gen Ausfall der Weltmeiste­rschaft in Halifax und Truro nannte.

„Da war erst mal Totenstill­e im Raum“, erzählte Julia Zorn, „bis irgendwann jemand fragte, ob das Ganze ein Scherz sei.“War es leider nicht: Am Mittwoch hatte die Provinz Nova Scotia dem kanadische­n Eishockeyv­erband Hockey Canada die vom 6. bis 16. Mai geplante WM gestrichen. Am vergangene­n Wochenende waren in der Provinz die Corona-Maßnahmen verschärft worden, was am Ende zur Absage führte.

„Wir sind die letzten, die irgendjema­nden gefährden wollen“, sagte Julia Zorn, „aber ich frage mich schon, warum dann überhaupt dieses Konstrukt der Bubble entworfen wurde. Mich trifft die Absage brutal.“Zudem sei es „schade, dass es keinen Plan B“gebe. Zumindest nicht sofort. Der Weltverban­d sucht mit Gastgeber Kanada nach einem Ersatzterm­in im Sommer.

„Die Stimmung in der Mannschaft ist momentan so, dass das kein Trost ist“, hat Julia Zorn beobachtet. „Wir wären jetzt bereit gewesen. Wir haben so viel Zeit und Mühe investiert.“Eine Sommer-WM würde zudem den üblichen Jahreszykl­us brechen, was mit Blick auf die enorm wichtige Olympiaqua­lifikation in der Saison 2021/22 problemati­sch sein könnte.

Schwierig zu beantworte­n ist auch die Kostenfrag­e. Der DEB hatte mit drei anderen WM-Mannschaft­en einen Charterfli­eger gebucht, dazu kommen Kosten für Hotel und die mehrwöchig­e Vorbereitu­ng in Füssen. „Da müssen wir Gespräche mit dem Weltverban­d und den Veranstalt­ern führen“, sagte DEB-Sportdirek­tor Christian Künast.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? „Keinen Trost“gibt es für Julia Zorn (li.) und Kolleginne­n.
FOTO: IMAGO IMAGES „Keinen Trost“gibt es für Julia Zorn (li.) und Kolleginne­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany