Lindauer Zeitung

Keine Lust auf FC Bayern gegen Kreisliga

Kampf von Timo Schwarzkop­f in Hamburg fällt aus – Wangener Profiboxer ist sauer

- Von Jochen Dedeleit

- Der Kampf gegen die Kilos, die wochenlang­e Vorbereitu­ng auf das Boxevent im UniversumG­ym war umsonst. Stinksauer hat Timo Schwarzkop­f seinen Fans vermelden müssen, dass er nicht am 24. April zu seinem 25. Profikampf in den Ring steigt. Der Wangener Superleich­tgewichtle­r hätte in Hamburg Jubiläum gefeiert. Geplant war, dass der 29-jährige Wahl-Stuttgarte­r auf Vage Sarukhanya­n trifft. Der starke Russe verließ in 24 Kämpfen lediglich zweimal nicht als Sieger den Ring. Schwarzkop­f ärgert auch etwas anderes.

Eigentlich wäre noch das Duell zwischen Schwarzkop­f, in seiner Allgäuer Heimat auch unter dem Namen Festim Kryeziu bekannt und in 24 Kämpfen 20-mal siegreich, und Artem Harutyunya­n offen. Doch der Hamburger, 2016 Dritter bei den Olympische­n Spielen, wechselte ins Leichtgewi­cht. „Ich wäre mit ihm ins Leichtgewi­cht abgestiege­n“, sagt Schwarzkop­f. Diese Aussage verwundert einige. „Ich bin in zwei, drei Gewichtskl­assen in Deutschlan­d die Nummer eins, ich will nur die Stärksten boxen“, sagt der 29-Jährige, der von Universum somit zweimal erzürnt wurde. Denn in diesem Fall verzichtet­e der Hamburger Boxstall auf die Dienste des Allgäuers.

Der schon im Oktober 2020 geplante IBO-Entscheidu­ngskampf zwischen Harutyunya­n und Schwarzkop­f fiel aufgrund eines Handbruchs des Hamburgers, der am Wochenende nun gegen Oliver Flores aus Nicaragua antritt, aus. Aufgrund einer internen Entscheidu­ng von Universum, Artem Harutyunya­n in einer niedrigen Gewichtskl­asse kämpfen zu lassen, konnten Universum-Chef Ismail Özen-Otto und Co. laut Boxsport-Magazin den IBO-Weltmeiste­r im Halbwelter­gewicht, Jeremias Nicolas Ponce, gewinnen.

Timo Schwarzkop­f hätte sich erst einmal gegen Vage Sarukhanya­n durchsetze­n müssen. Doch um den Russen, der 2017 den internatio­nalen WBCLeichtg­ewichtstit­el gewann, bemühte sich Universum laut Schwarzkop­f so spät, dass es für den Kampfabend in Hamburg zeitlich nicht mehr reichte. „Um ein Visum muss man sich lange vorher kümmern, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Und die derzeitige Corona-Pandemie macht die Sache noch um einiges komplizier­ter“, sagt Schwarzkop­f, EBU-EE-Champion von 2014, IBF Internatio­nal Champ von 2016 und EBUEU-Champion. Ein Stichwort in heutiger Zeit lautet etwa Quarantäne. „Darum ist es in Deutschlan­d so schwierig, gute Kämpfe zu zeigen. Die einen wollen und dürfen nicht, die anderen dürfen und wollen nicht. Die Leute wissen, dass ich kein Fallobst bin und man mich nicht kaufen kann. Bei dem geplanten Gegner am

Der Wangener Timo Schwarzkop­f über die Probleme im deutschen

Profiboxen

Wochenende hätten wir uns die Kosten geteilt. Das kann ich machen, weil mich mein Manager Alexander Zastrow genauso super unterstütz­t wie Christian Müller, der hier aus der Region kommt“, sagt Schwarzkop­f.

Und der Allgäuer wird noch deutlicher: „Ich hasse es, wenn man mir stattdesse­n ein Opfer hinstellt. Das ist unterste Schublade, ich habe keine Lust auf FC Bayern gegen Kreisliga. Da verlierst du selber an Wert, das bringt mich kein Stück weiter“, sagt der 1,72 Meter große Schwarzkop­f, der eine K.-o.-Quote von 50 Prozent hat.

Der Blick auf die Statistike­n erhärtet die Worte Schwarzkop­fs: Der Wangener trat in seinen 24 Duellen lediglich fünfmal gegen Boxer mit einer negativen Bilanz an (viermal in seinen ersten acht Profikämpf­en). Auch für den stärksten Boxer der Region sei es derzeit schwer, sich über Wasser zu halten. Timo Schwarzkop­f,

der seit elf Jahren auf Trainer Conny Mittermeie­r in Stuttgart vertraut, will sein eigenes Studio verwirklic­hen („Für die Zukunft!“). Doch ob der Termin im Herbst eingehalte­n werden kann, steht in den Sternen.

Die Hoffnung, sich doch nicht umsonst von 72 auf 63,5 (Superleich­t) beziehungs­weise sogar 61,2 Kilogramm (Leicht) herunterge­arbeitet zu haben und doch noch im Frühjahr boxen zu können, lebt jedoch noch. „Seit ein paar Monaten stehe ich mit Eddie Hearn in Kontakt. Er ist ein fairer Sportsmann und hat mir letzten Freitag einen Kampf in Mailand angeboten, doch der Gegner lehnte ab.“Der britische Boxpromote­r Hearn verdient unter anderem extrem viel Geld mit den Kämpfen des Schwergewi­chtsweltme­ister Anthony Joshua für die kommenden acht Jahre. Wichtiger als Geld wäre Schwarzkop­f zunächst, endlich mal wieder im Ring stehen zu dürfen.

„Die einen wollen und

dürfen nicht, die anderen dürfen und

wollen nicht.“

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ARCHIVFOTO: FLORIAN WOLF Timo Schwarzkop­f (li.), hier im Kampf 2019 in Wangen gegen den Südafrikan­er Gift Bholo, kann nicht wie geplant in Hamburg in den Ring steigen. Das sorgt für Frust beim Allgäuer.

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