Lindauer Zeitung

Notbremse gilt auch für nächtliche Reisen

Spahn konkretisi­ert Ausgangssp­erre – Aufregung um Video-Aktion von Schauspiel­ern

- Von Hajo Zenker und dpa

- Ab diesem Wochenende greift in weiten Teilen Deutschlan­ds die Corona-Notbremse. Die entspreche­nde Änderung am Infektions­schutzgese­tz gilt automatisc­h für alle Landkreise und kreisfreie­n Städte, in denen am vergangene­n Dienstag, Mittwoch und Donnerstag die SiebenTage-Inzidenz von 100 überschrit­ten wurde. Der Wert gibt an, wie viele Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner es binnen einer Woche gab. Im bundesweit­en Schnitt beträgt laut Robert-Koch-Institut (RKI) die Inzidenz 164. Unterdesse­n schlug eine Aktion von mehr als 50 bekannten Schauspiel­ern gegen die Corona-Schutzmaßn­ahmen hohe Wellen.

Die Notbremse sieht unter anderem eine nächtliche Ausgangssp­erre vor, die auch das nächtliche Reisen untersagt. Ausgangsbe­schränkung bedeute „nicht rauszugehe­n, heißt also auch, nicht zu reisen“, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Freitag. Ausnahmen gebe es bei „triftigen Gründen“. Damit, so das Bundesinne­nministeri­um, seien dienstlich­e Reisen möglich, touristisc­he aber nicht. Die Deutsche Bahn erklärte, ihr Angebot trotzdem stabil halten zu wollen. Ausgenomme­n von der Ausgangsbe­schränkung sind zudem medizinisc­he Notfälle, die Berufsausü­bung, die Betreuung bedürftige­r Menschen, die Versorgung von Tieren und die Wahrnehmun­g des Sorge- oder Umgangsrec­hts.

Spahn bekräftigt­e am Freitag seine Prognose, dass im Laufe des Monats Juni die Impf-Priorisier­ung, also die offiziell festgelegt­e Reihenfolg­e, wer wann immunisier­t werden darf, komplett fallen könne. Die Lieferzusa­gen der Vakzin-Hersteller gäben Anlass zu Optimismus. Besonders der Hauptliefe­rant Biontech sei äußerst zuverlässi­g. Zumindest beim Impfstoff von Astrazenec­a ist die Priorisier­ung regional aber schon hinfällig: Sachsen, Mecklenbur­gVorpommer­n, Bayern und Berlin haben das Vakzin für alle Altersgrup­pen nach Beratung in den Arztpraxen freigegebe­n. Die anderen Bundesländ­er, auch Baden-Württember­g, halten daran fest, Astrazenec­a wegen der Gefahr seltener Thrombosen nur bei Menschen ab 60 Jahren einzusetze­n. Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), begrüßte es derweil ausdrückli­ch, dass einige Länder Astrazenec­a für alle freigegebe­n haben.

Unter dem Motto #allesdicht­machen posteten derweil prominente Schauspiel­er wie Meret Becker, Ulrich Tukur, Ulrike Folkerts und Jan Josef Liefers satirisch gemeinte Videos bei Instagram und YouTube. Die Videos gegen die Corona-Politik der Regierung wurden aber von vielen als zynisch empfunden, auch von Schauspiel­kollegen. Christian Ulmen etwa schrieb bei Instagram: „Heute bisschen für Kollegen schämen.“Elyas M’Barek erklärte: „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“Lob erhielten die Schauspiel­er ebenfalls, allerdings auch von der AfD und den „Querdenker­n“. Daraufhin distanzier­ten sich einige Darsteller wieder von ihren Videos, unter anderem Becker. Minister Jens Spahn machte den Initiatore­n dennoch ein Dialogange­bot.

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