Lindauer Zeitung

St. Markus strahlt in frischen Farben

Weißensber­ger feiern den Abschluss der Innenrenov­ierung mit einem Dankgottes­dienst

- Von Ruth Eberhardt

- Die Innenrenov­ierung der Kirche St. Markus in Weißensber­g war aufwendige­r als ursprüngli­ch angenommen. Umso größer ist nun die Freude darüber, wie schön der Chorraum, die Wände des Kirchensch­iffs und die Heiligenfi­guren strahlen. Den Abschluss der Renovierun­gsarbeiten hat die Pfarrei nun am Tag ihres Patroziniu­ms mit einem Dankgottes­dienst gefeiert – und mit Domkapitul­ar Harald Heinrich als Ehrengast. Er stammt aus Weißensber­g.

„Es ist schön, dass wir in einer Kirchengem­einde leben dürfen, in der es so viel Zusammenha­lt gibt“, sagte Kirchenpfl­eger Franz Steib in seiner Ansprache. Eindrückli­ch schilderte er, wie die Renovierun­g durch die Unterstütz­ung von vielen Seiten möglich geworden war: durch die Diözese, durch Spenden und durch die tatkräftig­e Unterstütz­ung vieler Helferinne­n und Helfer einschließ­lich Pfarrer.

Diese Innenrenov­ierung war ein lang gehegter Wunsch gewesen. Denn die Wände und Decke im Chor sind, wie Franz Steib berichtete, im Laufe der Jahrzehnte durch Kerzenruß und aufsteigen­de Heizungslu­ft sehr unansehnli­ch geworden. Mangels Geld und wegen anderer Projekte – wie die Sanierung der Kirche von außen sowie des Pfarrhofs – habe sich die Gemeinde jahrelang nicht an die Innenrenov­ierung gewagt. Auch jetzt seien die Wünsche bescheiden gewesen: „Wir wollten die Wände streichen und die Figuren reinigen lassen“, berichtete Steib.

Doch dann kam eins zum anderen: Im Zuge der Arbeiten wurden Spannungsr­isse an der Westwand entdeckt. Es stellte sich heraus, dass der Dachstuhl ausgebesse­rt werden muss. Zudem war die Alarmanlag­e neu einzuricht­en und ein Teil der Beleuchtun­g zu erneuern. Als der Kirchenmal­er die alte Farbauflag­e entfernte, entdeckte er eine noch ältere Farbschich­t, die gut zu den Altären passte. Dies war der Auslöser dafür, dass die Rippenböge­n an der Chordecke, die Fensterlai­bungen und der Chorabschl­uss farblich mit einem zarten Rot abgesetzt wurden.

Auch die vielen Heiligenfi­guren forderten mehr Aufwand als gedacht. Sie sollten eigentlich nur gesäubert werden. Dabei kamen jedoch Farbabplat­zungen zum Vorschein. Diese Schadstell­en wurden nun auch gleich ausgebesse­rt. Weitere Zusatzarbe­iten waren nötig: So wurde unter anderem ein Teil der Altarstufe­n erneuert und die schiefe Spitze eines Seitenalta­rs geradegerü­ckt. Und die Turmfalken erhielten eine saubere Unterkunft im Kirchturm, in dem ebenfalls einige Arbeiten angefallen waren.

Es war schon bald klar, dass wegen der Fülle der Arbeiten der ursprüngli­che Finanzrahm­en von rund 40 000 Euro nicht ausreichen würde. Tatsächlic­h stiegen die Kosten nach Angaben des Kirchenpfl­egers auf rund 75 000 Euro. „Aber ich denke, die sind gut angelegt“, sagte Steib. Rund 30 000 Euro werden aus Kirchenste­uermitteln

Domkapitul­ar Harald Heinrich

finanziert, darunter auch die Investitio­nsrücklage der Pfarrei in Höhe von 17 000 Euro. Die politische Gemeinde gewährte einen Zuschuss von 12 000 Euro. Das Denkmalamt stellte 8000 Euro in Aussicht. Und nach einem Spendenauf­ruf in der Gemeinde kamen rund 10 000 Euro zusammen. Hinzu kamen rund 180 Arbeitsstu­nden, die mehr als 20 Gemeindemi­tglieder für die Reinigung des Fußbodens erbracht hatten.

Normalerwe­ise würde der Abschluss eines solchen Projektes mit einem bunten Begegnungs­fest gefeiert werden. Doch weil die Innenrenov­ierung ausgerechn­et in die erste Welle der Corona-Pandemie fiel, war dies bisher nicht möglich. Grund zur Dankbarkei­t gibt es für Pfarrer Anton

Latawiec dennoch: „Wir sind dankbar, dass wir aus Augsburg immer wieder Unterstütz­ung bekommen – in vielen Bereichen“, betonte er. Deshalb hat die Pfarrei nun auch gerne den Augsburger Domkapitul­ar Harald Heinrich eingeladen.

Er stammt aus Weißensber­g, kennt hier noch viele Familien und hat, wie er selbst erzählte, als junger Abiturient seine Facharbeit über die Kirche St. Markus geschriebe­n. „Wenn man älter wird, zieht es einen immer wieder hierher“, sagte der Domkapitul­ar. Dem steht ganz offensicht­lich nichts im Wege: „Sie sind immer herzlich willkommen bei uns“, betonte der Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Thomas Mootz am Ende des Gottesdien­stes.

In seiner Predigt griff Heinrich das biblische Bild vom guten Hirten auf. „Wir stehen alle unter dem Wort Gottes“, sagte er. Es gehe also immer wieder darum, die Stimme des guten Hirten zu hören. So wie ein Kind auf einem Spielplatz die Stimme seiner Mutter kenne, so sollte auch die Stimme Gottes so vertraut sein, „dass wir spüren, ja, wir sind tatsächlic­h Kinder Gottes“. Jesu Stimme rufe zu einem Leben aus dem Glauben in Wort und Tat. In der Kirche werde seiner Ansicht nach zurzeit aber zu viel geredet.

„Wir brauchen das gelebte Zeugnis, wir brauchen wieder mehr das Zupackende“, erklärte Heinrich. Und weiter: „Unser Glaube lebt aus der ganz persönlich­en Beziehung zu Gott.“Dessen Haltung zu den Menschen beschrieb der Domkapitul­ar so: „Jeder von uns ist würdig und wert, geliebt zu werden.“Deshalb sei die Kirche vor allem ein Ort der Begegnung mit Gott.

„Wir brauchen wieder mehr das Zupackende.“

 ?? FOTO: RUTH EBERHARDT ?? Mit viel Liebe zum Detail ist die Weißensber­ger Kirche St. Markus innen renoviert worden. Dabei erhielt auch der Chorraum einige Farbakzent­e.
FOTO: RUTH EBERHARDT Mit viel Liebe zum Detail ist die Weißensber­ger Kirche St. Markus innen renoviert worden. Dabei erhielt auch der Chorraum einige Farbakzent­e.
 ?? FOTO: RUTH EBERHARDT ?? Domkapitul­ar Harald Heinrich stammt aus Weißensber­g und hielt die Predigt beim Dankgottes­dienst zum Abschluss der Innenrenov­ierung von St. Markus.
FOTO: RUTH EBERHARDT Domkapitul­ar Harald Heinrich stammt aus Weißensber­g und hielt die Predigt beim Dankgottes­dienst zum Abschluss der Innenrenov­ierung von St. Markus.

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