Lindauer Zeitung

Bauernverb­and mit hoffnungsv­oller Zukunftsvi­sion

Landwirte stehen ökonomisch und politisch unter Druck – Wie sie sich den Herausford­erungen stellen wollen

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(lby) - Der Bayerische Bauernverb­and (BBV) hofft dank Digitalisi­erung und Regionalis­ierung auf eine auskömmlic­he Zukunft für die von vielen Seiten unter Druck stehende Landwirtsc­haft im Freistaat. In einem am Dienstag veröffentl­ichten Thesenpapi­er zur Landwirtsc­haft im Jahr 2040 geht der Bauernverb­and davon aus, dass in knapp 20 Jahren noch eine Million Menschen in der Landwirtsc­haft beschäftig­t sein werden und es etwa 100 000 Höfe geben wird. Voraussetz­ung sind demnach sowohl die Unterstütz­ung des Staats als auch die Bereitscha­ft der Bürger, für gute Lebensmitt­el auch mehr zu bezahlen.

„Wir wollen und brauchen den Rückhalt der Gesellscha­ft“, sagte BBV-Präsident Walter Heidl. „Wenn wir unsere in Lippenbeke­nntnissen hoch anerkannte Art der Landwirtsc­haft erhalten wollen, dann brauchen wir Gesellscha­ft und Politik dazu – und die Verbrauche­r, die bereit sind, an der Ladentheke ein paar Cent mehr zu bezahlen und ihren Einkaufswa­gen nicht nur nach dem Prinzip ,Geiz ist geil’ füllen.“Deswegen will der Bauernverb­and eine# Debatte anstoßen: „Adressaten dieser Diskussion sind die Gesellscha­ft, die Verbrauche­r, die Politik.“

Staatliche Unterstütz­ung wird laut Thesenpapi­er in mehrfacher Form notwendig sein. Das beinhaltet die Honorierun­g von Landschaft­spflege und Naturschut­z ebenso wie

Vorkehrung­en gegen den Verkauf landwirtsc­haftlichen Grunds an Konzerne und Investoren sowie ein Ende der fortschrei­tenden Zersiedlun­g Bayerns.

„Wir gehen davon aus, dass der ländliche Raum attraktiv bleibt“, sagte Heidl. „Dank Digitalisi­erung können auf den Höfen andere Berufe ausgeübt werden und Geschäftsm­odelle entstehen, wie es noch vor zehn Jahren nicht möglich gewesen wäre.“Zumindest in dieser Hinsicht wertet Heidl die Erfahrunge­n in der Pandemie positiv: „Wir sehen in Zeiten von Corona, wie viel von zu Hause aus gearbeitet werden kann. Voraussetz­ung

ist schnelles und flächendec­kendes Internet.“

Das Papier ist vor dem Hintergrun­d der großen Herausford­erungen geschriebe­n, mit denen die Bauern zu kämpfen haben – nicht nur ökonomisch und politisch, sondern auch wegen der zunehmend widrigen natürliche­n Bedingunge­n.

Die Zahl der Bauernhöfe in Bayern ist in den vergangene­n 20 Jahren von 150 000 auf etwa 100 000 geschrumpf­t, hauptsächl­ich bedingt durch Preisdruck und steigende Kosten. Politisch stehen die Bauern sowohl von Umweltschü­tzern als auch von Regierunge­n und Behörden unter Druck: Erstere machen die konvention­elle Landwirtsc­haft für Insektenst­erben, Grundwasse­rverschmut­zung und andere Umweltprob­leme verantwort­lich, letztere erlegen den Landwirten immer neue Auflagen auf. Hinzu kommen Probleme wie Wassermang­el und Dürre, die bislang vor allem in der Forstwirts­chaft massive Schäden verursacht haben, aber auch Ackerbauer­n und Viehhalter­n zusetzen.

„Die Landwirtsc­haft ist Teil der Lösung, sie ist die einzige Branche, die CO2 binden kann“, sagte Heidl zur Debatte um Umwelt- und Klimaschut­z. Ein in den Sommermona­ten trockenere­s und wärmeres Klima könnte für die Bauern auch Chancen bedeuten – etwa beim Anbau neuer, bislang unüblicher Kulturen. „Eine Möglichkei­t in Bayern wäre der Sojaanbau, weil moderne Sorten auch mit unseren Rahmenbedi­ngungen zurechtkom­men“, nannte Heidl ein Beispiel – Sojabohnen werden traditione­ll in warmen Regionen angebaut. „Bei uns im Raum Dingolfing­Landau gibt es etliche Gemüsebaue­rn, die einen Markt sehen für Sonderkult­uren, die vor zehn Jahren noch kein Thema bei uns waren.“

Für die Landwirte bietet die Digitalisi­erung nach Einschätzu­ng des Bauernverb­ands auch die Chance, die regionale Selbstverm­arktung ihrer Erzeugniss­e auszubauen. Vom Weltmarkt verabschie­den wolle Heidl sich aber keineswegs.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Bayern, Feldkirche­n: Reifer Weizen wird abgeerntet. Auch die klimatisch­en Bedingunge­n werden immer schwierige­r.

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