Lindauer Zeitung

Lindauer VHS hofft dringend auf mehr Präsenzkur­se

Für große Mehrheit der Besucher ist persönlich­er Kontakt beim Lernen sehr wichtig

- Von Evi Eck-Gedler

- Normalerwe­ise hat die Lindauer Volkshochs­chule im Jahr an die 2000 Teilnehmer in Präsenzkur­sen. Doch normal ist seit dem Beginn der Corona-Pandemie in ihren Räumen im Uferweg nichts mehr. Haben VHS-Leiter Horst Lischinski und seine pädagogisc­he Mitarbeite­rin Lea Gottschick vor einem halben Jahr noch bescheiden­en Optimismus ausgestrah­lt, dass es in kleinen Schritten zurück zur Erwachsene­nbildung gehen könnte, so ist heute klar: „Nach acht Stunden im Homeoffice setzt sich abends kaum jemand für Bildung erneut vor den PC“, wie es Gottschick formuliert. Sie erzählt, wie die VHS Lindau trotzdem Kontakt halten will.

Sprachen, Gesundheit, Arbeit und Beruf oder Kultur: Übersichtl­ich, bunt und modern präsentier­t sich die Lindauer Volkshochs­chule jetzt im Internet. Die Homepage ist neu gestaltet, soll Weiterbild­ungswillig­e anlocken. Doch wer auf eines der Symbole klickt, findet nur eines – Leere.

„Der Großteil unserer bisherigen Kursteilne­hmer hat da schon noch Ressentime­nts gegen Online-Angebote“, stellt die pädagogisc­he Mitarbeite­rin im Gespräch mit der LZ fest. Sprachkurs­e wären zwar digital denkbar. Aber die Lindauer VHS-Besucher zeigen kein großes Interesse daran. Nur die Integratio­nskurse der Volkshochs­chule sind in den vergangene­n Monaten in einer Mischform von gut einem Drittel Online- und zwei Drittel Präsenzunt­erricht gelaufen. Doch bei dem neuen Kurs, der am Montag, 3. Mai, begann, sah es zunächst so aus, als sollte er wegen der damals hohen Inzidenz ausschließ­lich online angeboten werden. Das wäre „ein Experiment“, so Gottschick.

Die VHS-Verantwort­lichen hatten im Herbst gehofft, dass wenigstens das Angebot „VHS Wissen live“, das in Kooperatio­n mit anderen Partnern live übertragen wird, einige Zuschauer in Lindau und Umgebung anspricht. Aber selbst da habe es nur eine Handvoll Zuhörer gegeben. Immerhin ist das der einzige Bereich, in dem auf der neuen Internetse­ite derzeit Angebote angezeigt werden, etwa Abende zur Frage „Was kommt nach Merkel“am 25. Mai oder „Kann die Klimabeweg­ung das Klima noch retten?“am 17. Juni.

Irgendwie kann Gottschick das auch verstehen, signalisie­rt sie: „Wer den ganzen Tag im Homeoffice arbeitet, also vor dem Computer sitzt, der hat abends keine große Lust mehr, wieder digital unterwegs zu sein.“Nach dem ersten Hoffen auf eine Digitalisi­erung der Kurse in kleinen Schritten ist der VHS-Mitarbeite­rin heute klar: „Online-Angebote werden niemals den Präsens-Lernort VHS ersetzen können.“

Zwar würden gerade die früheren älteren Kursteilne­hmer regelmäßig in der VHS-Geschäftss­telle anrufen, um zu erfahren, ob sich endlich etwas bewegt, ab wann sie beispielsw­eise ihre Sprachkenn­tnisse vertiefen dürfen. „Gerade Senioren, die schon zweimal geimpft sind, wollen sich endlich wieder bei uns mit Gleichgesi­nnten treffen“, schildert die pädagogisc­he Mitarbeite­rin: „Die wissen um den Wert ihrer VHS.“Doch Gottschick kann da nur die Schultern zucken: Ob es in absehbarer Zeit Erleichter­ungen für Bildungswi­llige mit Corona-Impfung geben wird, ist zum Zeitpunkt des LZ-Gesprächs noch völlig offen.

Genauso wie die Frage, wie es in diesem Jahr finanziell weitergeht bei der Lindauer VHS. Das Corona-Jahr 2020 hat sie nach Gottschick­s Worten dank des Rettungssc­hirms für Volkshochs­chulen einigermaß­en gut überstande­n. Doch ohne einen zweiten solchen Unterstütz­ungsfond und ohne Besucher werde dieser Sommer schwierig. Gottschick hofft zwar auf das Außenproje­kt des interkultu­rellen Sommers im Zusammenha­ng mit der Lindauer Gartenscha­u. Da sei das ein oder andere Sonderproj­ekt geplant. „Aber wir brauchen Besucher“, heißt das klare Credo des VHS-Teams. Für Lea Gottschick ist die Devise in der Erwachsene­nbildung ganz klar: „Wir freuen uns, wenn wir endlich wieder ein volles Haus haben.“

Auf ihrer neuen Internetse­ite informiert die Lindauer Volkshochs­chule, wann es in welchen Bereichen neue Angebote gibt:

www.vhs-lindau.de

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FOTO: EVI ECK-GEDLER VHS-Mitarbeite­rin Lea Gottschick ist nach einem Jahr Corona-Pandemie bewusst: „Online-Angebote werden niemals den Präsenz-Lernort VHS ersetzen können.“

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