Familienhund stirbt nach Vergiftung
Polizei und Tierarzt geben Tipps für den Ernstfall - Keine Häufung der Fälle bekannt
- Es ist ein schwerer Moment für eine Lindauer Familie vor gut zwei Wochen: Ihr Familienhund stirbt, nachdem er sich zwei Tage lang gequält hat. Am Ende kann ihm der Tierarzt nicht mehr helfen. Die Todesursache seien in Rattengift getränkte Kartoffelstücke gewesen, erzählt die Hundehalterin. Ähnliche Fälle kommen auch in seiner Praxis immer wieder vor, sagt Tierarzt Guido Koslowksi aus Tettnang. Er hat Tipps für Tierhalter für den Ernstfall. Der Polizei in Lindau und im Bodenseekreis sind derzeit keine Häufung von Fällen bekannt.
„Der Verlust wiegt für uns sehr schwer“, erzählt die Lindauerin. Bei der Erinnerung an die zwei Nächte, in denen sie versucht hat, ihren Hund zu retten, muss sie mit den Tränen kämpfen. Denn: „Er war ein Familienmitglied.“
Sie möchte lieber anonym bleiben, da sie auf sozialen Plattformen nicht nur tröstende, sondern auch gehässige Nachrichten erhalten habe. „Manche haben geschrieben, es sei besser so, wenn ein Hund stirbt“, erzählt die Lindauerin. Für sie eine vollkommen unverständliche Reaktion. „Das ist skrupellos“, sagt sie.
Sie vermute auch, dass der Köder, den ihr Hund beim Gassigehen an einem Spazierweg gefressen hatte, absichtlich ausgelegt worden sei. Nachdem ihr Hund sich übergeben und Durchfall bekommen habe, sei er verblutet, berichtet sie. Die Familie sei in ständigem Kontakt mit dem Tierarzt gewesen und habe alles abfotografiert und dem Arzt zur weiteren Diagnose geschickt.
Es sei nicht der erste Hund, dem etwas ähnliches in ihrem Umfeld zustoße, berichtet die Lindauerin. Sie wünsche sich ein friedliches Miteinander und offene Gespräche, wenn etwas stören sollte. „Auch wenn ich Hunde, Katzen und andere Tiere nicht leiden kann oder sie in meinen Garten laufen – dann bin ich doch sauer auf die Besitzer und tue den Tieren nichts an“, sagt die Hundehalterin. Zur Polizei sei die Familie nicht gegangen.
Er kenne ähnliche Fälle aus seiner Kleintierpraxis in Tettnang, sagt Tierarzt Guido Koslowski: „Gott sei Dank passiert das nicht regelmäßig. Es kommt aber immer wieder vor, dass Tiere giftige Substanzen aufnehmen.“Er erinnere sich an einen ähnlichen Fall wie den geschilderten aus Lindau, in dem ein Hund ebenfalls verblutet sei. In der Praxis sei herausgefunden worden, dass dieser Hund absolut tödliches Gift gefressen habe.
„Es gibt schon die Möglichkeit herauszufinden, ob dem Tier extra geschadet werden sollte. Dazu müssen die Chemikalien aber in ein Labor geschickt werden“, erklärt der Tierarzt. Eindeutiger seien Köder, die mit Rasierklingen gespickt worden sind oder auch Gewehrkugeln, die auf Röntgenbildern erkennbar sind. Alles habe er schon erlebt in seinen 25 Jahren im Tierschutz, sagt Koslowski.
Wer die Vermutung hat, dass sein Tier eine giftige oder gefährliche Substanz gefressen hat, soll sofort die nächste Tierarztpraxis aufsuchen, rät der Tierarzt: „In den ersten Stunden nach der Aufnahme kann man das Tier noch dazu bringen, die gefährliche Substanz zu erbrechen.“Es seien so schon viele Tiere gerettet worden.
Nach Einschätzung der Polizei seien Hundeköder in Lindau und Umgebung derzeit kein größeres Problem, berichtet ein Polizeisprecher. Es seien in letzter Zeit keine Fälle angezeigt worden. Nicht jeder angezeigte Fall bestätige sich zudem auch so, wie er geschildert werde.
Allgemein rät der Polizist: „Bei einem Verdacht, dass gezielt giftige Köder ausgelegt werden, sollte immer Anzeige erstattet werden.“Außerdem sollten die Substanzen eingesammelt und am besten eingefroren werden. So könne die Polizei die Giftstoffe am besten untersuchen.
Köder auslegen an sich sei keine Straftat, da zum Beispiel manche Rattengifte unter Beachtung von Vorschriften legal seien, erklärt der
Polizist. Aber: „Wenn wir zur Überzeugung kommen, dass damit gezielt Hunde oder Katzen geschädigt werden sollten, ist es eine Straftat.“
Im benachbarten Bodenseekreis seien aktuell auch keine Fälle von gefährlichen Hundeködern bekannt, erklärt Polizeisprecher Oliver Weißflog. Hinweise auf mögliche Giftköder würden gelegentlich angezeigt, präsidiumsweit circa 20 Fälle im vergangenen Jahr. In den seltensten Fällen habe sich dabei allerdings der Verdacht bestätigt. „Meist handelt es sich um unsachgemäß entsorgte Lebensmittel, die fälschlicherweise als Giftköder fehlinterpretiert werden“, sagt der Polizeisprecher.
Giftköder, die vorsätzlich dazu präpariert und gezielt ausgelegt wurden, Tiere mutwillig zu verletzen, könnten unter den Straftatbestand der Tierquälerei gezählt werden, erklärt er weiter. Jede Polizeidienststelle in Baden-Württemberg nehme Anzeigen wegen Tierquälerei entgegen.
Darum rate auch die Polizei im Bodenseekreis dazu, derartige Feststellungen auf jeden Fall anzuzeigen, um insbesondere auch erkennen zu können, ob sich in einer bestimmten Region derartige Fälle häufen. Neben einer gezielten Warnung vor derartigen Gegenständen könne dann auch eine Eingrenzung von potenziellen Tatverdächtigen erfolgen.