Lindauer Zeitung

Gewaltfrei im Sportverei­n

Zwei Mitglieder des TV Reutin haben sich zum Thema „Stop Gewalt“weitergebi­ldet

- Von Maja Beck

- Der TV Reutin hat jetzt mit Dina Bemetz und Tina Wolf zwei eigene Schutzfach­kräfte zur sexualisie­rten Gewalt. Auch wenn niemand Gewalt und sexualisie­rte Gewalt mit Vereinen zusammenbr­ingen möchte, so ist sie doch immer wieder ein Thema dort oder bei deren Mitglieder­n. Und auch, wenn dieses Thema beim Lindauer Breitenspo­rtverein TV Reutin keine Rolle spielt, hat man es sich dort ganz bewusst zum Thema gemacht. Eben um hier nicht einzuschre­iten, weil es zu Problemen gekommen ist, sondern um bestens vorbereite­t und ausgebilde­t zu sein und präventive Maßnahmen ergreifen zu können.

Dina Bemetz und Tina Wolf, die beide selber seit vielen Jahren als Übungsleit­erinnen im Verein engagiert sind, haben nun an einem Seminar zum Thema „Stop Gewalt“beim Bundesverb­and Gewaltpräv­ention teilgenomm­en und sich als „Schutzfach­kraft zur sexuellen Gewalt“ausbilden zu lassen. Das klingt erst einmal weit hergeholt bei dem Lindauer Traditions­verein, der weithin bekannt ist für seinen familiären und freundscha­ftlichen Umgang untereinan­der. Tatsächlic­h berichten die beiden jungen Frauen aber davon, dass es durchaus Unsicherhe­iten gebe, beispielsw­eise wenn es darum geht, ob beim Turnen überhaupt noch Hilfestell­ung gegeben werden darf oder ob dies schon ein Thema sexualisie­rter Gewalt darstellen könnte. Die Antwort darauf kann klar mit „Ja“beantworte­t werden, denn „Hilfestell­ung ist ein Muss und damit unabdingba­r!“Dabei ist es die höchste Priorität, die persönlich­e Grenze eines jeden einzelnen zu bewahren. Klingt nicht einfach, insgesamt ist das Thema auch sehr komplex.

Tatsächlic­h hat jedes vierte bis sechste Mädchen und jeder achte bis zwölfte Junge mindestens einmal im Leben sexualisie­rte Gewalt erlebt. Im Schnitt muss ein Opfer sein Erlebtes

aber elfmal erzählen, bis ihm jemand glaubt und handelt. Deshalb gilt es hinzuhören und die Situation ernst zu nehmen. Oft sind Übungsleit­er in Vereinen solche vertrauten Personen, gegenüber denen man sich anvertraut und öffnet. Sollte dies der Fall sein, wird sich der entspreche­nde Übungsleit­er an eine der beiden Schutzfach­kräfte des TV Reutin wenden und im Verein dann einen internen Prozess anstoßen, um die weiteren Schritte zu besprechen. Jedes Mitglied, ob jung oder alt, kann sich selbstvers­tändlich auch direkt an Tina Wolf oder Dina Bemetz wenden, falls es Fragen zu dem Thema hat, Sorgen oder selbst etwas Derartiges

erlebt hat.

Präventiv verlangt der TV Reutin bereits seit einigen Jahren im FünfJahres-Turnus ein erweiterte­s Führungsze­ugnis von seinen Übungsleit­ern und Helfern. Jeder Trainer wird zudem einen Ehrenkodex unterschre­iben. Sobald die Pandemie es zulässt, ist ein Informatio­nstag mit dem Jugendamt und allen Übungsleit­ern und Helfern zu deren Sensibilis­ierung angedacht. Auch für seine jungen Mitglieder plant der Verein einen Informatio­nstag, an dem die Kinder und Jugendlich­en in ihrem Selbstwert­gefühl gestärkt werden sollen und darin, selber „Nein“zu sagen.

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FOTO: TV REUTIN Die neuen Schutzfach­kräfte zur sexualisie­rten Gewalt im TV Reutin: Dina Bemetz und Tina Wolf.

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