Kampf gegen Zigarettenstummel
Kommunen verhängen Bußgelder für Kippen am Boden
(lby) - Zigarettenstummel auf Gehwegen, in Parks und vor Geschäften – das Problem mit dem Kippenmüll gehen Kommunen in Bayern auf unterschiedliche Weise an. Raucher können mit Bußgeldern belegt werden, wenn sie Zigarettenstummel auf den Boden werfen.
Die Stadt Augsburg beispielsweise hat das Bußgeld dafür vor knapp drei Jahren erhöht: von 20 auf 40 Euro, wie ein Sprecher mitteilt. Ordnungsdienst und Polizei erteilen Umweltsündern eine Verwarnung. Der Verstoß heißt offiziell „Verunreinigung öffentlicher Straßen durch Wegwerfen/Hinterlassen von Zigarettenkippen“. Werde die Verwarnung nicht fristgerecht bezahlt, würden die Fälle dem Abfallwirtschaftsund Stadtreinigungsbetrieb (AWS) der Stadt gemeldet, der Bußgeldbescheide verschicke.
Eine Statistik zu den geahndeten Verstößen hat der AWS den Angaben nicht. Jedoch sei die Zahl der verschickten Bußgeldbescheide gestiegen, sagt der Sprecher. Seit der Erhöhung des Bußgeldbetrages sinke offensichtlich die Bereitschaft, das Verwarngeld unmittelbar zu bezahlen. 2018 wurden demnach 60 Bußgeldbescheide verschickt, 2019 schon 89 und 2020 waren es 125. Der Kippenabfall sei nicht weniger geworden.
In Amberg macht sich eine private Initiative gegen Zigarettenmüll stark. Die „Kippenjäger“sammeln mit Partnern wie der Polizei oder Gastronomiebetrieben Zigarettenstummel,
die nicht in den Restmüll, sondern zum Recycling gegeben werden. In Kooperation mit dem Verein Tobacycle in Köln entstehen aus den Kippen Taschenaschenbecher und Eimer.
Initiatorin Karin Meixner-Nentwig findet nach eigener Aussage immer mehr Unterstützer für ihre 2018 gestartete Aktion. Zigarettenkippen sind neben Take-away-Verpackungen die in Deutschland am häufigsten unsachgemäß entsorgten Gegenstände.
Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung im Jahr 2019 auf eine Anfrage der Grünen hervor. Die Regierung berief sich dabei auf eine Langzeitstudie des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU). Die
Verrottungszeit der Kippen sei abhängig von Umweltfaktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit, heißt es in der Antwort. Unter optimalen Bedingungen könnte eine Zigarettenkippe nach zwei bis drei Jahren vollständig abgebaut sein. Die in der Kippe enthaltenen Schadstoffe, unter anderem das in den Filtern angesammelte Nikotin, könnten durch Regen in Böden sowie Grund- und Oberflächenwasser ausgewaschen werden und dort lebende Organismen schädigen.
„Es kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass sie über diesen Pfad auch in die Nahrungskette gelangen. Weitere Erkenntnisse hierzu liegen der Bundesregierung nicht vor.“Wissenschaftliche Versuche mit Seeringelwürmern hätten gezeigt, dass bei deutlich geringeren Konzentrationen, als sie aus städtischen Oberflächenabflüssen bekannt sind, Seeringelwürmer signifikant längere Eingrabungszeiten, Gewichtsverluste von mehr als 30 Prozent und mehr als eine Verdopplung von DNA-Schäden aufwiesen. Auch Studien mit Schnecken und Fischen hätten Auswirkungen festgestellt. Zudem bedrohten Kippen Meereslebewesen, die die Stummel mit Nahrung verwechseln und fressen könnten.
Mögliche Folgen: Verstopfung im Verdauungsapparat mit Todesfolge oder Verhungern mit gefülltem Magen. Unter dem Meeresmüll stellten Zigarettenkippen in der Gruppe „Kunststoffe“mit 19 Prozent den größten Abfallfaktor dar.