Mit Tests und viel Abstand zum Abitur
Organisatorischer Aufwand an den Schulen ist hoch – Maskenpflicht gilt auch während der Prüfung
- Am Montag beginnen in Bayern die Abiturprüfungen. Auch die Lindauer Gymnasien haben sich auf die Prüfungen unter Corona-Bedingungen vorbereitet. Sie folgen den Vorgaben, die das bayerische Kultusministerium den Schulen gemacht hat.
Daniel Rechtsteiner ist im AbiStress. Er besucht die Q12 am Valentin-Heider-Gymnasium (VHG) und ist in den letzten Zügen der Prüfungsvorbereitung. Etwas Nervosität sei ganz normal, aber wegen Corona sei die Situation zusätzlich angespannt. Bei ihm schwingt die Sorge mit, sich das Coronavirus einzufangen und dann nicht zur Prüfung gehen zu können. „Gerade jetzt wäre ein blöder Zeitpunkt“, sagt der 17Jährige.
Klar ist, dass die Schulen wegen der Abstandsregeln mehr Räume für die Prüfungen zur Verfügung stellen müssen. Was im Vorfeld geplant werden kann, werde am VHG vorbereitet, sagt Schulleiter Manuel Streubert. Allerdings sei erst am Vorabend der Prüfungen klar, ob und wie viele der 49 Abiturientinnen und Abiturienten in Quarantäne sind, sprich: die zwar negativ auf das Coronavirus getestet wurden, aber als Kontaktperson unter Quarantäne stehen. „Wir halten Räume und Aufsichtspersonal zur Verfügung“, sagt er. Das Kultusministerium habe einen Mindestabstand von 1,5 Metern zur Vorgabe gemacht. „Wir lassen noch mehr Abstand“, sagt Streubert.
Damit das Risiko einer Ansteckung während der Prüfung so gering wie möglich ist, trifft auch das Bodensee-Gymnasium einige Sicherheitsvorkehrungen. Dort schreiben die 59 Abiturientinnen und Abiturienten die Prüfungen nicht mehr gemeinsam in einem großen Raum, sondern in vielen kleinen Räumen. In einem Klassenzimmer werden sich maximal zehn Teilnehmer befinden. Schüler, die selbst oder deren Angehörige zu einer Risikogruppe gehören, sollen separiert werden, damit das Ansteckungsrisiko für sie noch geringer ist. „Wir haben das online abgefragt und uns danach an die Feinplanung gemacht“, sagt Schulleiterin Jutta Merwald. Außerdem gibt es zusätzliche Räume für Schüler, die unter Quarantäne stehen.
Die Schulen werden unter diesen Voraussetzungen deutlich mehr Aufsichtspersonal einsetzen müssen als üblicherweise. „Wir haben das Glück, dass uns ein Schulhaus mit vielen Räumen zur Verfügung steht“, sagt Merwald. Damit für die schriftlichen Abiturprüfungen genug Platz ist, müssen die Schüler der Klassenstufen fünf bis elf an diesen Tagen ausweichen. Sie bekommen von ihren Lehrern Aufgaben, die sie selbstständig zu Hause erarbeiten. Dadurch stehe der Schule auch genügend Aufsichtspersonal zur Verfügung.
In den Klassenzimmern gelten die gängigen Abstandsregeln, außerdem besteht auch während der schriftlichen Prüfungen Maskenpflicht. „Uns geht es in jedem Fall um den Gesundheitsschutz und wir wollen verhindern, dass die Abiturienten Sorgen zur Prüfung mitbringen müssen“, sagt sie. Und: „In Krisensituationen
ist es wichtig, die Sorgen und Ängste zu nehmen, indem wir die optimalen Rahmenbedingungen schaffen“, sagt Merwald.
Eine Testpflicht gibt es für die Abiturienten nicht. Das BodenseeGymnasium stellt ihnen aber die Möglichkeit zur Verfügung, sich am Tag vor der Prüfung an der Schule zu testen. Wer möchte, kann im Vorfeld ein Set mit Selbsttests mit nach Hause nehmen, um sich dort zu testen. „Wir haben an die Schüler appelliert, sich zu fragen, welche Verantwortung sie für sich selbst und die Schulgemeinschaft übernehmen wollen“, sagt Merwald. Sie ist optimistisch, dass die meisten Schüler von dem Testangebot Gebrauch machen.
Denn die Erfahrung der vergangenen Wochen habe gezeigt, dass der überwiegende Großteil der Schüler die Hygieneregeln und Sicherheitsvorkehrungen mittrage, berichtet sie. Auch am VHG wurden die Abiturienten
vorab befragt, ob sie sich auf das Coronavirus testen lassen. „Die getesteten und die nicht getesteten Schüler werden voneinander getrennt“, sagt Streubert und erläutert: „Wir haben die Fürsorgepflicht, das Risiko einer Ansteckung bei den Schülern, die zum Zeitpunkt der Prüfung nicht infektiös sind, so stark zu minimieren, wie es geht.“
Carmen Zoller, die ebenfalls am VGH in die Q12 geht, fühlt sich von der Schule gut informiert und durch die Hygieneregeln grundsätzlich gut geschützt. Trotzdem hat sie Bedenken, dass die Tests eine gewisse Fehlerquote aufweisen und manche trotz Infektion in die Schule gehen. „Ich habe Angst, dass ich mich nicht richtig teste“, sagt sie. „Ich kann das ja sicherlich nicht so gut wie medizinisches Personal.“
Nach Ansicht der Schulleiter sind die Abiturienten trotz Corona auf einem guten Wissensstand. Als wegen der Pandemie im Schulalltag Aktivitäten wie Theater oder Sport ausfielen, sei die Zeit für Unterricht genutzt worden, berichtet Jutta Merwald. „Was die reine Unterrichtszeit betrifft, sind die Schüler gut aufgestellt“, sagt auch Manuel Streubert.
„Unsere Lehrer haben sich wirklich bemüht, das Beste aus der Situation zu machen“, sagt Abiturient Daniel Rechtsteiner. Allerdings sei Distanzunterricht nicht das Gleiche, weil der persönliche Kontakt einfach fehle. Seiner Mitschülerin Carmen Zoller fehlt auch der Ausgleich zum Lernen, mal rauszukommen, sich mit Freunden zu treffen und Abstand zur Schule zu gewinnen. Deshalb fühle sie ständig einen gewissen Druck. Auf das Abitur fühle sie sich trotz der Umstände gut vorbereitet: „Man kann uns nicht anhängen, wir hätten wegen Corona das normale Abi-Niveau nicht erreicht“, sagt sie. „Das ist definitiv nicht der Fall.“