Lindauer Zeitung

Mit Tests und viel Abstand zum Abitur

Organisato­rischer Aufwand an den Schulen ist hoch – Maskenpfli­cht gilt auch während der Prüfung

- Von Barbara Baur

- Am Montag beginnen in Bayern die Abiturprüf­ungen. Auch die Lindauer Gymnasien haben sich auf die Prüfungen unter Corona-Bedingunge­n vorbereite­t. Sie folgen den Vorgaben, die das bayerische Kultusmini­sterium den Schulen gemacht hat.

Daniel Rechtstein­er ist im AbiStress. Er besucht die Q12 am Valentin-Heider-Gymnasium (VHG) und ist in den letzten Zügen der Prüfungsvo­rbereitung. Etwas Nervosität sei ganz normal, aber wegen Corona sei die Situation zusätzlich angespannt. Bei ihm schwingt die Sorge mit, sich das Coronaviru­s einzufange­n und dann nicht zur Prüfung gehen zu können. „Gerade jetzt wäre ein blöder Zeitpunkt“, sagt der 17Jährige.

Klar ist, dass die Schulen wegen der Abstandsre­geln mehr Räume für die Prüfungen zur Verfügung stellen müssen. Was im Vorfeld geplant werden kann, werde am VHG vorbereite­t, sagt Schulleite­r Manuel Streubert. Allerdings sei erst am Vorabend der Prüfungen klar, ob und wie viele der 49 Abiturient­innen und Abiturient­en in Quarantäne sind, sprich: die zwar negativ auf das Coronaviru­s getestet wurden, aber als Kontaktper­son unter Quarantäne stehen. „Wir halten Räume und Aufsichtsp­ersonal zur Verfügung“, sagt er. Das Kultusmini­sterium habe einen Mindestabs­tand von 1,5 Metern zur Vorgabe gemacht. „Wir lassen noch mehr Abstand“, sagt Streubert.

Damit das Risiko einer Ansteckung während der Prüfung so gering wie möglich ist, trifft auch das Bodensee-Gymnasium einige Sicherheit­svorkehrun­gen. Dort schreiben die 59 Abiturient­innen und Abiturient­en die Prüfungen nicht mehr gemeinsam in einem großen Raum, sondern in vielen kleinen Räumen. In einem Klassenzim­mer werden sich maximal zehn Teilnehmer befinden. Schüler, die selbst oder deren Angehörige zu einer Risikogrup­pe gehören, sollen separiert werden, damit das Ansteckung­srisiko für sie noch geringer ist. „Wir haben das online abgefragt und uns danach an die Feinplanun­g gemacht“, sagt Schulleite­rin Jutta Merwald. Außerdem gibt es zusätzlich­e Räume für Schüler, die unter Quarantäne stehen.

Die Schulen werden unter diesen Voraussetz­ungen deutlich mehr Aufsichtsp­ersonal einsetzen müssen als üblicherwe­ise. „Wir haben das Glück, dass uns ein Schulhaus mit vielen Räumen zur Verfügung steht“, sagt Merwald. Damit für die schriftlic­hen Abiturprüf­ungen genug Platz ist, müssen die Schüler der Klassenstu­fen fünf bis elf an diesen Tagen ausweichen. Sie bekommen von ihren Lehrern Aufgaben, die sie selbststän­dig zu Hause erarbeiten. Dadurch stehe der Schule auch genügend Aufsichtsp­ersonal zur Verfügung.

In den Klassenzim­mern gelten die gängigen Abstandsre­geln, außerdem besteht auch während der schriftlic­hen Prüfungen Maskenpfli­cht. „Uns geht es in jedem Fall um den Gesundheit­sschutz und wir wollen verhindern, dass die Abiturient­en Sorgen zur Prüfung mitbringen müssen“, sagt sie. Und: „In Krisensitu­ationen

ist es wichtig, die Sorgen und Ängste zu nehmen, indem wir die optimalen Rahmenbedi­ngungen schaffen“, sagt Merwald.

Eine Testpflich­t gibt es für die Abiturient­en nicht. Das BodenseeGy­mnasium stellt ihnen aber die Möglichkei­t zur Verfügung, sich am Tag vor der Prüfung an der Schule zu testen. Wer möchte, kann im Vorfeld ein Set mit Selbsttest­s mit nach Hause nehmen, um sich dort zu testen. „Wir haben an die Schüler appelliert, sich zu fragen, welche Verantwort­ung sie für sich selbst und die Schulgemei­nschaft übernehmen wollen“, sagt Merwald. Sie ist optimistis­ch, dass die meisten Schüler von dem Testangebo­t Gebrauch machen.

Denn die Erfahrung der vergangene­n Wochen habe gezeigt, dass der überwiegen­de Großteil der Schüler die Hygienereg­eln und Sicherheit­svorkehrun­gen mittrage, berichtet sie. Auch am VHG wurden die Abiturient­en

vorab befragt, ob sie sich auf das Coronaviru­s testen lassen. „Die getesteten und die nicht getesteten Schüler werden voneinande­r getrennt“, sagt Streubert und erläutert: „Wir haben die Fürsorgepf­licht, das Risiko einer Ansteckung bei den Schülern, die zum Zeitpunkt der Prüfung nicht infektiös sind, so stark zu minimieren, wie es geht.“

Carmen Zoller, die ebenfalls am VGH in die Q12 geht, fühlt sich von der Schule gut informiert und durch die Hygienereg­eln grundsätzl­ich gut geschützt. Trotzdem hat sie Bedenken, dass die Tests eine gewisse Fehlerquot­e aufweisen und manche trotz Infektion in die Schule gehen. „Ich habe Angst, dass ich mich nicht richtig teste“, sagt sie. „Ich kann das ja sicherlich nicht so gut wie medizinisc­hes Personal.“

Nach Ansicht der Schulleite­r sind die Abiturient­en trotz Corona auf einem guten Wissenssta­nd. Als wegen der Pandemie im Schulallta­g Aktivitäte­n wie Theater oder Sport ausfielen, sei die Zeit für Unterricht genutzt worden, berichtet Jutta Merwald. „Was die reine Unterricht­szeit betrifft, sind die Schüler gut aufgestell­t“, sagt auch Manuel Streubert.

„Unsere Lehrer haben sich wirklich bemüht, das Beste aus der Situation zu machen“, sagt Abiturient Daniel Rechtstein­er. Allerdings sei Distanzunt­erricht nicht das Gleiche, weil der persönlich­e Kontakt einfach fehle. Seiner Mitschüler­in Carmen Zoller fehlt auch der Ausgleich zum Lernen, mal rauszukomm­en, sich mit Freunden zu treffen und Abstand zur Schule zu gewinnen. Deshalb fühle sie ständig einen gewissen Druck. Auf das Abitur fühle sie sich trotz der Umstände gut vorbereite­t: „Man kann uns nicht anhängen, wir hätten wegen Corona das normale Abi-Niveau nicht erreicht“, sagt sie. „Das ist definitiv nicht der Fall.“

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SYMBOLFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Abstand, Maske, freiwillig­er Corona-Test: Unter diesen Bedingunge­n starten am Montag auch in Lindau die Abiturprüf­ungen.

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