20 Jahre Geschichte in 20 Kisten
Friedensräume feiern trotz Pandemie Jubiläum – Mit neuem Programm, Gartenschau-Aktionen und einer besonderen Kistenausstellung
- Es ist das Jubiläumsjahr für die Friedensräume. Und obwohl die Pandemie die Welt nach wie vor fest im Griff hat und die geplante Saisoneröffnung wieder ausfallen musste, ist das Leitungsteam optimistisch. Denn abgesehen vom Jubiläum, haben die Verantwortlichen für dieses Jahr wieder ein Programm vorgestellt. Beides, Programm und Jubiläum, ist möglich, weil die Friedensräume ein 20 Jahre altes Motto verfolgen: neue Wege gehen.
Schon die Gründer gingen diese neuen Wege und wandelten das Friedensmuseum von einst in die Friedensräume von heute um. Und auch für die Jubiläumsausstellung verlässt das Friedensräume-Team die ausgetrampelten Pfade der Gewohnheit. Diese Ausstellung des sogenannten „Museum in Bewegung“sei eigentlich eine „Notlösung“, wie Cornelia Speth, Waltraud Bube und Gertrud Fersch vom Leitungsteam der Friedensräume schmunzelnd erklären. Allerdings eine ziemlich originelle: In 20 Holzkisten präsentieren die Friedensräume 20 Jahre ihrer Geschichte. In den Kisten stecken 20 Schwerpunktthemen, Meilensteine und Ereignisse, die sich von 2001 bis 2021 ereignet haben und die die Friedensräume kennzeichnen. Und weil die Corona-Pandemie Flexibilität verlangt, ist die Ausstellung ebenso dynamisch und in Bewegung, wie es die Umstände erfordern.
Die „Kulturboxen“stehen mit Abstand in den Friedensräumen, sodass sich die Besucher beim Anschauen nicht zu nahe kommen. Und weil derzeit das Museum in der Villa Lindenhof noch geschlossen bleibt, planen die Verantwortlichen die Ausstellung an bestimmten Tagen im Garten zu zeigen. Etwa am 16. Mai anlässlich des internationalen Museumstages. Möglich ist dies eben durch das handliche Format, das sich auch dann bewährt, wenn das Wetter plötzlich umschlägt.
Der eigentliche Geburtstag der Friedensräume könnte indessen am 19. Juni gefeiert werden. An diesem Tag soll auf jeden Fall die Miniaturausstellung gezeigt werden, was allerdings darüber hinaus möglich ist, ist noch unklar. „Wir müssen ad hoc reagieren und schauen, was möglich ist“, sagt Gertrud Fersch.
Weil viel Raum, gute Luft und wenig Kontaktmöglichkeiten derzeit wichtig sind, haben sich die Friedensräume auch für ihr Programm neue und größere Räumlichkeiten gesucht als den angestammten Salon in der Villa Lindenhof. Der Jubiläums-Vortrag soll beispielsweise in der Inselhalle stattfinden. Andere Programmpunkte sind unter freiem Himmel, im evangelischen Gemeindezentrum St. Josef oder online geplant. Einen Jubiläumsvortrag soll die ehemalige Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann am 18. Juni unter der Überschrift „Entrüstet euch. Wie wir heute ein Klima für den Frieden schaffen“halten. Sollte Corona diesem Programmpunkt einen Strich durch die Rechnung machen, gibt es eine Alternative: „Notfalls ziehen wir um und machen einen Gottesdienst“, stellt Cornelia Speth in Aussicht.
Dagegen wird der Vortrag „Milan trifft Leo. Deutschland in der Oberliga der Waffenexporteure“und die anschließende Diskussion als Webinar am 10. Juni im Internet stattfinden. Dieser Vortrag von Kiflemariam Gebrewold ist einer der drei aus der politischen Reihe, die das Leitungsteam eigentlich für das vergangene Jahr geplant hatte. Der Pandemie ist es zudem geschuldet, dass die Vorträge in diesem Jahr recht spät in der Saison der Friedensräume stattfinden. So ist erst der 1. Juli für den Vortrag von Barbara J. Th. Schmidt „Heimatverlust durch Klimawandel. Warum wir ökologische und soziale Gerechtigkeit für den Weltfrieden brauchen“anvisiert und der 29. Oktober für den Vortrag des Ex-Kapitäns der Lifeline, Claus-Peter Reisch, „Seenotrettung – ein Menschenrecht“.
Die Friedensräume werden sich auch mit diversen Veranstaltungen auf der Gartenschau präsentieren. So wird etwa auf einem eigens geschaffenen „Friedensareal“auf der Hinteren Insel in Kooperation mit der Friedensregion Bodensee und der Stadt Lindau die Ausstellung „Friedensklima! – 17 Ziele für Gerechtigkeit und Frieden“zu sehen sein. Darin zeigt die Fotokünstlerin Bärbel Starz eine Installation mit einem vier Meter hohen Kubus, der Fotos zu Wasser, Wüste und Verschmutzung vorstellt. Darüber hinaus sind hier noch viele weitere Aktionen, Meditationen und Musik geplant.
Alles in allem stehen die Zeichen auf Improvisation und Flexibilität. Denn mit ihrem blauen Programmheft, das nicht nur in Geschäften und Kirchen ausliegt, sondern auch im Internet nachzuschlagen ist, wollen die Friedensräume auch im Coronaund Jubiläumsjahr dem Frieden einmal mehr ein Stück des Weges entgegenkommen.