Bei der Digitalisierung ist noch Luft nach oben
IHK-Umfrage: Corona-Krise hat viel in Bewegung gebracht bei den Unternehmen in Bayerisch-Schwaben
(lz) - Wie steht es um die Digitalisierung in BayerischSchwaben? Laut einer Umfrage, an der rund 300 bayerisch-schwäbische Unternehmen der Industrie- und Handelskammer (IHK) teilgenommen haben, setzen viele Betriebe in der Region bereits auf wichtige Zukunftstechnologien. Doch 82 Prozent der befragten Unternehmen schätzen den eigenen digitalen Status quo eher mittelmäßig ein.
„Die Corona-Krise hat vieles in Bewegung gebracht“, sagt Robert Mayer, Vorsitzender des Digitalausschusses der IHK Schwaben, laut einer Pressemitteilung. „Aber es ist noch Luft nach oben.“Auch die IHK Schwaben unterstützt die Digitalisierung der heimischen Wirtschaft mit zahlreichen Angeboten etwa zur IT-Sicherheit. Neu in Bayerisch-Schwaben ist das Projekt Digiscouts, das vor allem das Potenzial der Digital Natives, also jüngerer Menschen, nutzt.
Bei der Digitalisierung schätzen sich Unternehmen aus BayerischSchwaben etwas schlechter ein als der bundesdeutsche Schnitt, wie die IHKUmfrage zeigt. Stark hingegen sei die Region beim Einsatz von Cloudanwendungen. 60 Prozent der Unternehmen nutzen sie bereits. Auf dem Vormarsch sind die Blockchain-Technologie, die 30 Prozent der Befragten in den kommenden Jahren einsetzen wollen, sowie künstliche Intelligenz (KI), auf die 26 Prozent der Unternehmen setzen. „In der Breite sind viele noch zurückhaltend”, fügt Mayer hinzu.
Das spiegelt sich auch in der Umfrage wider. „Ein Grund dafür ist die Wirtschaftsstruktur BayerischSchwabens. Stärken liegen in der Produktion und im Maschinenbau, dafür gibt es relativ wenige Unternehmen in wissensintensiven Dienstleistungen“, so Mayer. „Die digitale Transformation ist aber gerade in produktionsintensiven Unternehmen oft herausfordernd, weil dort viele Maschinen im Einsatz sind.“
Als größte Hemmnisse einer erfolgreichen Digitalisierung nannten die Umfrageteilnehmer die hohe Komplexität bei der Umstellung vorhandener Systeme und Prozesse sowie fehlende Ressourcen und den immensen Investitionsaufwand. Wichtig ist nach Ansicht der IHK Schwaben,
dass die Politik Impulse setzt und vorhandene Initiativen aus der Unternehmerschaft forciert. „Förderprogramme wie der Digitalbonus ermöglichen vielen Unternehmen die Umsetzung von Digitalprojekten“, so der Vorsitzende des Digitalausschusses.
Die Digitalisierungsexpertin der IHK Schwaben, Anna Kilger, erreichen derzeit Dutzende Anfragen pro Woche zu Fördermitteln. „Man spürt, dass viele Unternehmen durch die Erfahrungen der Corona-Krise noch aktiver werden und investieren möchten“, sagt Kilger. Auch staatliche Initiativen wie die Hightech-Agenda, die Augsburg mit einer Millionenförderung zum KI-Zentrum machen will, verleihen wichtigen Zukunftsthemen Schub.
Auf anderer Ebene setzt die IHK Schwaben mit dem Programm Digiscouts an, das vom RKW Kompetenzzentrum bundesweit initiiert wurde und aus Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert wird. „Dabei geht es nicht zwingend um die ganz großen Zukunftsthemen, sondern vor allem um die vielen Chancen der Digitalisierung auch im Kleinen”, erklärt Kilger. Während einer sechsmonatigen Projektphase werden Auszubildende zu sogenannten Digiscouts geschult.
Sie untersuchen, wo im Unternehmen Spielraum für digitale Lösungen ist. Die besten Ideen werden in Abstimmung mit der Geschäftsführung in drei bis sechs Monaten umgesetzt. Die Digiscouts und die Betriebe werden dabei vom RKW Kompetenzzentrum und von erfahrenen Coaches begleitet.
Dass die Digitalisierung große Chancen bietet, haben die Unternehmen längst erkannt, teilt die IHK Schwaben weiter mit. Die größten Treiber der Digitalisierung sind laut Umfrage der Wunsch nach optimierter Kundenbindung (56 Prozent) und Kostensenkungen (54 Prozent) etwa durch schlankere Prozesse oder weniger Material- und Energieeinsatz. Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt die Digitalisierung zur strategischen Unternehmensentwicklung, und um den Nutzen bei Produkten und Dienstleistungen zu steigern. 43 Prozent geben an, dass die CoronaKrise die unternehmensinterne Digitalisierung vorantreibe.