Lindauer Zeitung

Der Sternenhim­mel im Juni

Die kürzeste Nacht des Jahres markiert am 21. Juni den Sommerbegi­nn – Jupiter und Mars bilden für kurze Zeit ein enges Planetenpa­ar

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Der Sternenhim­mel im Juni. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim:

Die Sonne

Am 21. Juni um 11.14 Uhr findet aus astronomis­cher Sicht der Sommerbegi­nn statt. An diesem Tag der Sommersonn­enwende herrscht die kürzeste Nacht des Jahres mit einer Dauer von etwa sieben Stunden und 37 Minuten. Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ):

1. Juni 5.16 Uhr, 21.20 Uhr;

10. Juni 5.11 Uhr, 21.28 Uhr;

20. Juni 5.10 Uhr, 21.33 Uhr;

30. Juni 5.14 Uhr 21.33 Uhr.

Der Mond

Zum Monatsbegi­nn steht die schmale, zwei Tage alte Mondsichel am Himmel. Sie rundet sich bis zum 7. Juni zum zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels), der im Sternbild „Löwe“steht. Eine Woche später strahlt am 14. unser Erdbegleit­er als Vollmond in der Nähe des Hauptstern­s des Sternbilde­s „Skorpion“, Antares. In den folgenden Tagen schwindet die Leuchtkraf­t des Mondes wieder. Am 21. hat sich der abnehmende Halbmond (Phase des letzten Viertels) in den „Fischen“eingefunde­n. Die danach immer schmaler werdende Sichel verschwind­et schließlic­h in der Neumondnac­ht des 29. vom Firmament.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur kann sich nicht aus dem Glanz unseres Heimatster­ns lösen. Er ist daher im Juni nicht mit dem bloßen Auge zu erspähen.

Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, zeigt sich weiter als auffällige­r Morgenster­n. Ihre Aufgänge am Osthorizon­t verfrühen sich von 3.55 Uhr am 1. Juni auf 3.26 Uhr am 30. Die Venus wechselt am 17. vom „Widder“in den „Stier“.

Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, zeigt sich immer früher in der zweiten Nachthälft­e. Am Monatserst­en geht er noch um 2.58 Uhr über dem Osthorizon­t auf, am Monatsletz­ten bereits um 1.44 Uhr. Der Rote Planet zieht durch die „Fische“. Er durchwande­rt dabei vom 3. bis zum 9. Juni vorübergeh­end das Gebiet des benachbart­en Sternbilde­s „Walfisch“.

Jupiter, der mit elffachem Erddurchme­sser größte Planet unseres Sonnensyst­ems, erscheint, ebenso wie Mars, immer früher in der zweiten Nachthälft­e. Der Gasriese schiebt sich am 1. Juni um 2.52 Uhr im Osten über den Horizont, am 30. bereits um 1.05 Uhr. Am Firmament ist er leicht zu erkennen, da er das hellste Nachtobjek­t nach dem Mond und der Venus ist und zudem durch eine aus unauffälli­gen Sternen zusammenge­setzte Sternregio­n zieht. Am 25. wechselt Jupiter von den „Fischen“in den „Walfisch“. In den ersten Juninächte­n bilden Jupiter und Mars ein enges Planetenpa­ar. Bis zum Monatsende hat sich Mars aber deutlich von Jupiter in östlicher Richtung abgesetzt.

Saturn, der entferntes­te mit bloßem Auge sichtbare Planet, streift durch den „Steinbock“. Am Monatserst­en taucht der Ringplanet um 1.40 Uhr über dem Osthorizon­t auf, am Monatsletz­ten schon um 23.41 Uhr. Am 5. Juni kommt Saturn auf seiner Reise über das Firmament zum Stillstand und setzt dann seine Bewegung am

Nachthimme­l in umgekehrte­r, „rückläufig­er“Richtung fort. Schon in der Antike war dieses Bewegungsm­uster bekannt, das auch Mars und Jupiter aufweisen. Es gelang Nikolaus Kopernikus, sie mit seinem heliozentr­ischen Modell des Sonnensyst­ems einfach zu erklären: Die scheinbare Richtungsä­nderung entsteht dadurch, dass ein Beobachter auf einem schnellen Planeten (der Erde) auf einer Innenbahn um die Sonne einen langsamere­n (Saturn) auf einer Außenbahn um die Sonne überholt.

Die Fixsterne

In der westlichen Himmelshäl­fte steht das Frühlingsd­reieck. Es wird gebildet aus den drei hellen Sternen Regulus im „Löwen“, der bläulichen

Spica in der „Jungfrau“und dem orangefarb­enen Arktur im „Bärenhüter“. Die östliche Himmelshäl­fte nimmt bereits das Sommerdrei­eck ein. Seine drei hellen Ecksterne sind Atair im „Adler“, Deneb im „Schwan“und Wega in der „Leier“. Wega und Arktur fallen als Erste in der Abenddämme­rung auf und zählen zu den fünf hellsten Sternen am Nachthimme­l. Arktur ist der hellste Stern auf der Nordhalbku­gel des Firmaments. Die mutigen Seefahrer Hawaiis nannten Arktur „Hokule’a“und nutzten ihn zur Navigation auf ihren ausgedehnt­en nächtliche­n Reisen über den pazifische­n Ozean in ihren hochseetau­glichen Katamarane­n, da Arktur senkrecht über Hawaii hinwegzieh­t.

Am Westhorizo­nt breitet sich der „Löwe“aus. Im Schwenk nach Süden folgt ihm die „Jungfrau“. Tief am Südhorizon­t lauert der „Skorpion“mit dem rötlichen Riesenster­n Antares. Mit seinem Giftstache­l brachte der Skorpion der Sage nach den prahlerisc­hen Jäger Orion zum Schweigen. Heute befinden sich beide in sicherem Abstand in entgegenge­setzten Richtungen voneinande­r am Firmament. Antares ist riesig: Sein Durchmesse­r entspricht etwa dem der Erdumlaufb­ahn um die Sonne.

Nördlich vom „Skorpion“sind das ausgedehnt­e Sternbild „Schlangent­räger“und die dazugehöri­ge „Schlange“zu Hause. Beide sind leuchtschw­ach, aber geben ein lohnendes Sternpuzzl­e für klare Sommernäch­te ab. Über dem Kopf der „Schlange“, zwischen „Bärenhüter“und „Herkules“, liegt das Sternendia­dem der „Nördlichen Krone“. Ihr hellster Stern heißt Gemma oder „Edelstein“.

Der östliche Nachbar der „Nördlichen Krone“ist der bärenstark­e Haudrauf-Held „Herkules“. Dieses Sternbild ist recht ausgedehnt, seine Sterne sind jedoch eher unauffälli­g. Zwischen den zwei westlichen „Kastenster­nen“, der Brust des Herkules, ist der berühmte Kugelstern­haufen M13 zu finden. Im Fernglas präsentier­t er sich als milchiges Fleckchen. Auf Profi-Aufnahmen sind jedoch Tausende kugelförmi­g angeordnet­e Sterne zu erkennen, die etwa 22 200 Lichtjahre entfernt sind. Astronomen fanden außerdem heraus, dass unser Sonnensyst­em, also die Sonne mit all ihren Planeten und Monden, sich mit etwa 20 Kilometer pro Stunde auf den „Herkules“zubewegt. Da die milden Sommernäch­te zur Sternbeoba­chtung einladen, hier eine kurze Anleitung, wie die Sternkarte zu benutzen ist. Zunächst sei erklärt, warum auf ihr die Himmelsric­htungen Ost und West vertauscht sind: Um mit ihr den Sternhimme­l zu beobachten, wird die Sternkarte mit dem Bild nach unten über den Kopf gehalten und den Himmelsric­htungen entspreche­nd ausgericht­et. Der Zenit, der Himmelspun­kt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpun­kt der gedachten Nord-Süd- mit der Ost-West-Linie. Zur angegebene­n Uhrzeit tummeln sich dort Teile der Sternbilde­r „Drache“, „Bärenhüter“und „Herkules“.

Der aktuelle Sternenhim­mel und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert.

Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/91059 und im Internet unter

 ?? FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. Juni gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Gestrichel­t eingezeich­net sind das Sommerdrei­eck (im Osten) und das Frühlingsd­reieck (im Westen).
FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. Juni gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Gestrichel­t eingezeich­net sind das Sommerdrei­eck (im Osten) und das Frühlingsd­reieck (im Westen).

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