Lindauer Zeitung

Scholz verteidigt Waffenlief­erungen

Regierungs­erklärung des Kanzlers löst Kritik aus – Merz fordert Entlassung Lambrechts

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(dpa/AFP) - Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat vor allem Menschen mit geringem Einkommen zugesicher­t, den Preisansti­eg im Zuge des Ukraine-Kriegs abzufedern. „Wir lassen niemanden allein“, versprach er am Donnerstag in seiner Regierungs­erklärung im Bundestag und verwies auf die Entlastung­spakete, über die am Abend im Parlament abgestimmt wurde. Die umstritten­en Waffenlief­erungen an die Ukraine verteidigt­e der SPD-Politiker: „Einem brutal angegriffe­nen Land bei der Verteidigu­ng zu helfen, darin liegt keine Eskalation. Sondern ein

Beitrag dazu, den Angriff abzuwehren und damit schnellstm­öglich die Gewalt zu beenden.“

Scholz sagte der Ukraine weitere Unterstütz­ung mit militärisc­her Ausrüstung und beim Wiederaufb­au des Landes nach dem Krieg zu, trat in Sachen EU-Beitritt des von Russland angegriffe­nen Landes aber auf die Bremse. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron habe Recht, wenn er darauf hinweise, dass der Beitrittsp­rozess „keine Sache von ein paar Monaten oder einigen Jahren“sei, sagte Scholz. Aus Fairness gegenüber anderen langjährig­en Beitrittsk­andidaten

auf dem Westbalkan dürfe es „keine Abkürzunge­n“geben. Deshalb wolle sich die EU darauf konzentrie­ren, die Ukraine „schnell und pragmatisc­h zu unterstütz­en“. Er erinnerte dabei auch an einen von der EU geplanten Solidaritä­tsfonds für den milliarden­schweren Wiederaufb­au des Landes nach Kriegsende. Mit ihm werde die Ukraine auf ihrem europäisch­en Weg unterstütz­t.

Opposition­sführer Friedrich Merz warf Scholz eine Verschlepp­ung der Waffenlief­erungen vor und forderte ihn zur Entlassung von Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht

(SPD) auf. Lambrecht sei seit Wochen „mehr mit Selbstvert­eidigung als mit Verteidigu­ngspolitik beschäftig­t“, sagte der CDU-Chef mit Blick auf den Mitflug von Lambrechts Sohn in einem Bundeswehr­Hubschraub­er. „Trennen Sie sich von dieser Ministerin so schnell wie möglich. Sie werden es sowieso irgendwann in den nächsten Wochen und Monaten machen müssen.“

Es war die erste Regierungs­erklärung des Kanzlers seit seiner Zeitenwend­e-Rede zwei Tage nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar.

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