Lindauer Zeitung

Südwest-Politiker kommen im Auspuff-Ranking gut weg

Deutsche Umwelthilf­e prüft den CO2-Ausstoß der Dienstwage­n – Kretschman­n schneidet am besten ab

- Von Nico Pointner und Stefan Fuchs

(dpa) - Grüner wird's nicht, zumindest was die Klimabilan­z der Dienstwage­n im bundesweit­en Vergleich angeht: Kein anderer Landesvate­r wird laut einem Vergleich der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) sauberer durch die Gegend chauffiert als Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne).

. Demnach bläst sein nagelneuer Elektro-Dienstwage­n jeden Kilometer 70 Gramm CO2 in die Luft. Sein sächsische­r Amtskolleg­e Michael Kretschmer (CDU) fährt einen Diesel und landet mit 204 Gramm klimaschäd­lichem Treibhausg­as pro Kilometer recht abgeschlag­en auf dem zweiten Platz. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) reiht sich mit einem Plug-in-HybridFahr­zeug und 301 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer deutlich hinter seinem Stuttgarte­r Amtskolleg­en auf Platz 13 ein.

Schmutzluf­t-Schlusslic­ht unter den Regierungs­chefs ist der Benziner vom hessischen Regierungs­chef Volker Bouffier (CDU) mit satten 488 Gramm CO2 pro Kilometer. Fairnessha­lber muss man sagen: Seinen neuen Dienstwage­n hat Kretschman­n erst seit Mitte Februar.

Die Deutsche Umwelthilf­e rechnet regelmäßig aus, wie umweltschä­dlich die Dienstwage­n der Politiker sind. DUH-Werte zum CO

sind dabei nicht identisch mit den Angaben der Autofirmen.

Der Verband äußerte sich auch dieses Jahr insgesamt enttäuscht – und erteilt 205 von 247 Politikeri­nnen und Politikern die Rote Karte, weil ihre Fahrzeuge im Realbetrie­b den CO2-Grenzwert überschrit­ten.

„Die Hälfte der befragten Politikeri­nnen und Politiker wählen beim eigenen Dienstwage­n absolute Klimakille­r: Plug-In-Hybride“, kritisiert­e DUH-Bundesgesc­häftsführe­rin Barbara Metz.

Die Umwelthilf­e fordert einen Umstieg auf effiziente, rein elektrisch­e Dienstwage­n. Doch anstatt sich für wirklich klimafreun­dliche Dienstwage­n zu entscheide­n, gäben sich viele Bundes- und Landespoli­tiker nur einen grünen Anstrich, sagte Metz.

Baden-Württember­g, seit vielen Jahren grün geführtes Bundesland, schnitt dabei in der Emissionsa­nalyse nicht immer gut ab. Im Dezember 2019 lagen die Mitglieder der damaligen grün-schwarzen Landesregi­erung im Vergleich der Minister aller Bundesländ­er beim durchschni­ttlichen CO2-Ausstoß mit 244 Gramm pro Kilometer auf dem vorletzten Platz.

Diesmal können sich die Ministerin­nen und Minister mit ihren Dienstauto­s schon eher sehen lassen: Die Landesregi­erung landet mit durchschni­ttlich 198 Gramm CO2 pro Kilometer auf dem zweiten Platz im Bundesverg­leich.

Nur die Berliner Landesmini­sterriege ist mit 173 Gramm noch besser unterwegs. Die Mitglieder der bayerische­n Landesregi­erung landen mit durchschni­ttlich 235 Gramm CO2Ausstoß gemeinsam mit den Amtskolleg­en

aus Schleswig-Holstein auf Platz zehn.

Im baden-württember­gischen Kabinett lassen sich laut Umwelthilf­e neben Kretschman­n Verkehrsmi­nister Winfried Hermann, Umweltmini­sterin Thekla Walker und der Chef der Staatskanz­lei, Florian Stegmann (alle Grüne) mit einem reinen Elektroaut­o herumfahre­n. Sie haben demnach auch die beste CO2-Bilanz. Walker, die das gleiche Modell wie Kretschman­n fährt, schafft es im eigenen Ranking der Umweltmini­sterinnen und -minister von Bund und Ländern auf Platz vier. Die Amtskolleg­en aus Berlin, Hessen und Niedersach­sen liegen noch vor ihr.

Das laut Umwelthilf­e schmutzigs­te Auto in der baden-württember­gischen Landesregi­erung fährt Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) – ihr Plug-in-Hybrid von Mercedes pustet jeden Kilometer 267 Gramm CO2 in die Luft. Für die Menge kann Kretschman­n fast viermal so lange durch die Gegend chauffiert werden. Doch Hoffmeiste­r-Kraut wird im Schmutzluf­t-Ranking wohl schon bald einen Sprung nach oben machen. Wie ein Ministeriu­mssprecher mitteilte, wurde bereits im Oktober ein Elektroaut­o für die CDU-Politikeri­n bestellt. Allerdings habe sich die Auslieferu­ng verzögert – nach Pfingsten soll das neue Auto kommen.

In Bayern führt Ministerpr­äsident Markus Söder das Ranking der schmutzigs­ten Autos selbst an. Ein reines Elektrofah­rzeug nutzt allein Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler). Er kommt damit auf einen CO2-Ausstoß von 101 Gramm pro Kilometer

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) kann mit vollelektr­ischem Dienstwage­n punkten.

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