Lindauer Zeitung

Union will Schröder auf EU-Sanktionsl­iste setzen

CDU-Politiker Frei sieht Altkanzler in einer Linie mit Oligarchen – Bundestag entzieht ihm Sonderrech­te

- Von Dominik Guggemos und dpa

- Die Unionsfrak­tion im Bundestag fordert, Altkanzler Gerhard Schröder mit EU-Sanktionen zu belegen. Ihr Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer Thorsten Frei sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Die Forderung des Europäisch­en Parlaments ist richtig: Gerhard Schröder gehört auf die Sanktionsl­iste.“Schröder sei ein aktiver Unterstütz­er und Fürspreche­r Putins. „Er ist Teil des Systems Putin. Damit steht er in einer Linie mit den Oligarchen, deren Nähe er immer suchte“, sagte Frei, der auch stellvertr­etender Landesvors­itzender der Südwest-CDU ist. Er forderte Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) dazu auf, in Brüssel dafür sorgen, dass die Forderung des EU-Parlaments zügig umgesetzt werde. Frei betont, das sei „eine Frage der Glaubwürdi­gkeit“.

Am Donnerstag hat der Bundestag Altkanzler Gerhard Schröder einen Teil seiner Sonderrech­te als früherer Regierungs­chef in Deutschlan­d entzogen. Der Haushaltsa­usschuss beschloss die Abwicklung seines Büros, hieß es aus Ausschussk­reisen. Das verblieben­e Personal soll anderweiti­ge Aufgaben übernehmen, hieß es in einem Antrag der Ampel-Koalition, der im Ausschuss eine Mehrheit fand. Anrecht auf ein Ruhegehalt und auf Personensc­hutz hat der Altkanzler aber weiterhin.

Die Union hätte dem SPD-Politiker am liebsten auch sein Ruhegehalt gestrichen. Sie warf Schröder unter anderem vor, dem internatio­nalen Ansehen

Deutschlan­ds zu schaden. Schröder steht wegen seiner Russland-Kontakte, seiner Nähe zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin und seiner Posten bei russischen Staatskonz­ernen seit Wochen in der Kritik.

Zuvor hatte sich das Europaparl­ament mit großer Mehrheit für EUSanktion­en gegen den Altbundesk­anzler ausgesproc­hen. Der Schritt dürfte den Druck auf EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen und den Außenbeauf­tragten Josep Borrell erhöhen, einen Vorschlag für die Aufnahme Schröders auf die EUSanktion­sliste vorzulegen. Sollte dieser angenommen werden, könnten Vermögensw­erte Schröders in der EU eingefrore­n werden.

Der heute 78-Jährige war von 1998 bis 2005 Bundeskanz­ler. Danach übernahm er Aufgaben unter anderem für die Pipelinege­sellschaft Nord Stream, die russische Gazprom und den Energiekon­zern Rosneft.

 ?? FOTO: KAY NIETFELD/DPA ?? Gerhard Schröder verliert sein staatlich finanziert­es Büro als ehemaliger Bundeskanz­ler.
FOTO: KAY NIETFELD/DPA Gerhard Schröder verliert sein staatlich finanziert­es Büro als ehemaliger Bundeskanz­ler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany