Lindauer Zeitung

Warum Hobbygärtn­er den Chelsea Chop kennen sollten

Wer Stauden kräftig zurückschn­eidet, wird mit einer längeren Blütezeit belohnt

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(dpa) - Es klingt erst mal merkwürdig: Gärtner sollen Knospen opfern. Doch um mehr von der folgenden Blüte zu haben, ist beim Staudenrüc­kschnitt Chelsea Chop genau das gefragt.

Diese Schnitttec­hnik mit langer Tradition im gartenvern­arrten England ist ein Weg zu längerer Blüte – und zu einem buschigere­n und verzweigte­ren Wuchs von Stauden. Ein großer Vorteil, denn vielen Stauden gelingt es sonst nicht zu ihrem Saisonhöhe­punkt ohne Stütze aufrecht zu stehen.

Und wie funktionie­rt die Schnitttec­hnik? „Dafür kürzt man Ende Mai einige Triebe bestimmter Staudenart­en um etwa ein Drittel“, erklärt Svenja Schwedtke, Staudengär­tnerin aus Bornhöved in Schleswig-Holstein. „Und das, obwohl sie schon Knospen ausgebilde­t haben.“Sie fallen dem Schnitt aus gutem Grund zum Opfer: Die zurückgesc­hnittenen Triebe blühen später, als die beim Chelsea Chop ausgelasse­nen. Die Blütezeit der ganzen Staude wird damit um ganze vier bis sechs Wochen verlängert.

Der Chelsea Chop ist laut Svenja Schwedtke zum Beispiel bei diesen Stauden möglich: Sonnenhut (Rudbeckia / Echinacea), Phlox, Indianerne­sseln (Monarda), Hohe Fetthenne (Sedum telephium und spectabile) sowie Glattblatt- und Raublatt-Astern (Aster novi-belgii und novae-angliae).

Es gibt zwei Wege zum Ziel: Entweder man entfernt einige Triebspitz­en verteilt über die gesamte Pflanze, was insgesamt zu dichterem Wuchs und einer längeren Blüte

der ganzen Staude führt. Oder man kürzt nur die äußeren Triebe ein. Dann wird die Pflanze in sich stabiler und fällt nicht so auseinande­r, wie sie es sonst vielleicht tun würde, erklärt Schwedtke. Dadurch kann man auf Stützen für die Stauden verzichten. „Und der kürzere Neuaustrie­b verdeckt manche kahlen Stängel in der Pflanzenmi­tte.“

Ob Stauden entspreche­nd auseinande­rfallen, hängt von den Sorten ab, kann aber auch eine Folge der guten Nährstoffv­ersorgung des Bodens sein, so Schwedtke. „Ich würde die Pflanzen in meinem Garten beobachten, wie sie sich benehmen, und danach entscheide­n, welche Chop-Variante man wählt.“

Der Name der Schnitttec­hnik geht übrigens auch auf eine lange Tradition zurück: Die „Chelsea Flower Show“ist nämlich ein Treffpunkt für Gartenlieb­haber im gleichnami­gen Londoner Stadtteil. Da sie auch Ende Mai stattfinde­t, ist der „Chelsea Chop“nach ihr benannt. Und „chop“(sprich: tschopp) steht im Englischen für abschneide­n oder kürzen.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Dem Phlox tut der Rückschnit­t Ende Mai gut.
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FOTO: DPA Eine längere Blüte verspricht auch der Rückschnit­t der Echinacea.

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