Lindauer Zeitung

Amokalarm bei der Abiturnach­prüfung

Eine verletzte Mitarbeite­rin nach Schüssen in Bremerhave­ner Gymnasium – Motiv ist unklar

- Von Janet Binder

(dpa) - Gegen 13.30 Uhr war der Schrecken für die rund 200 Schüler und die Lehrkräfte der Oberstufe des Bremerhave­ner Lloyd-Gymnasiums endlich vorbei. Nach rund vier Stunden Ausharren in verschloss­enen Klassenräu­men können sie am Donnerstag­mittag endlich die Schule verlassen. Einige lachen, andere haben verweinte Augen. „Ich habe bis eben panische Angst gehabt“, sagt ein 16-Jähriger. Erst jetzt, wieder in Freiheit, spüre er Erleichter­ung.

Es war gegen 9.15 Uhr, als ein Mann mit einer Schusswaff­e in das Schulgebäu­de im Stadtteil Lehe eindrang und eine Mitarbeite­rin schwer verletzte. Die Frau wurde ins Krankenhau­s gebracht, wie eine Polizeispr­echerin sagte. Welche Waffe der Mann benutzte, sagte sie nicht. Er wurde festgenomm­en. Zum Motiv seien noch keine Aussagen möglich, so die Sprecherin.

Nach der Tat wurde ein Notfallpla­n der Schule ausgelöst. Die Schülerinn­en und Schüler sowie Lehrkräfte schlossen sich in den Klassenzim­mern ein, wo sie ausharrten, bis die Polizei Entwarnung gab.

An dem Tag standen Abiturnach­prüfungen an, deshalb sei die Schule relativ leer gewesen, sagte Bremerhave­ns Schuldezer­nent Michael Frost (parteilos). Normalerwe­ise gehen auf den Oberstufen­zweig des Lloyd-Gymnasiums über 500 Schülerinn­en und Schüler.

Der 16-jährige Schüler, der sich äußert, besucht die 10. Klasse. Er habe gerade Kunst gehabt, als über die Lautsprech­er der Codesatz für einen Amoklauf an der Schule mehrfach durchgesag­t wurde. „Das war ein Schock für mich“, sagte der Schüler.

Die Lehrerin habe die Tür verschloss­en. Erst habe sie angefangen zu weinen, dann einige Mitschüler. Alle hätten sich auf den Boden gelegt. „Ich saß zwei Stunden unter dem Tisch“, sagte der Schüler.

Derweil durchsucht­en Spezialein­satzkräfte der Polizei das Gebäude, um sicherzust­ellen, dass keine weitere Gefahr bestand. Für Eltern der Schülerinn­en und Schüler richtete der Magistrat der Stadt Bremerhave­n eine Hotline ein. Das Gelände der Schule wurde nach der Tat großräumig abgesperrt. Neben Einsatzkrä­ften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­ensten waren auch Seelsorger und Schulpsych­ologen vor Ort, um die Schülerinn­en und Schüler und Lehrkräfte in Empfang zu nehmen.

In einem kleinen Park vor der Schule warteten auch zahlreiche Eltern auf ihre Kinder. Hagen Rösler hatte von einem Kollegen von der Tat erfahren. „Ich bin sofort in Panik losgerast“, erzählte er. Als er dann die Polizeiwag­en gesehen habe, habe er weiche Knie bekommen. Schließlic­h habe er seinen Sohn aber telefonisc­h erreichen können. „Er hat mir gesagt, dass sie in Sicherheit seien. Er klang ruhig und gelassen“, sagte der Vater.

„Das ist das schlimmstm­ögliche Ereignis, das passieren kann“, sagte Schuldezer­nent Frost. „So etwas ist überall möglich, das bestätigt sich heute.“Die Schule sei aber sehr gut auf einen solchen Fall vorbereite­t gewesen. „Wenn es heute eine gute Nachricht gibt, dann ist es diese“, betonte Frost.

Den Schülerinn­en und Schülern sei es freigestel­lt, ob sie am Freitag zur Schule kommen. „Unterricht wird es nicht geben. Aber wir bieten Gesprächsm­öglichkeit­en an, auch für die Eltern“, sagte Frost.

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