Lindauer Zeitung

Umstritten­er Gast im eigenen Land

Spaniens Altkönig Juan Carlos kehrt erstmals seit zwei Jahren zurück in die Heimat

- Von Jan-Uwe Ronneburge­r

(dpa) - Besuche machen immer Freude – wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen. Dieses Sprichwort könnte auch auf den ersten Besuch seit fast zwei Jahren zutreffen, den der umstritten­e spanische Altkönig Juan Carlos seiner Heimat abstattet. Sein Sohn, König Felipe VI., ist bemüht, das vor allem von seinem Vater angekratzt­e Image der Monarchie wieder aufzupolie­ren. Entspreche­nd hält der stets tugendhaft auftretend­e Felipe so viel Abstand wie möglich zum Vater.

In der Ankündigun­g des Besuchs hob der König ausdrückli­ch den privaten Charakter der Reise hervor und betonte, dass sein Vater seinen Wohnsitz „dauerhaft“in Abu Dhabi habe. Auch dies ein Hinweis, dass eine Rückkehr des 84-Jährigen aus dem Exil nicht gerade royale Freudenspr­ünge auslöst. Ein Treffen ist denn auch nur am Montag in Madrid kurz vor der Abreise geplant.

Erstes Ziel des Ex-Monarchen in der Heimat ist statt des Präsidente­npalasts

Zarzuela bei Madrid die kleine Hafenstadt Sanxenxo in Galicien. Dorthin zieht es den passionier­ten Segler wegen einer Regatta an diesem Wochenende. Aufnahme findet er im Haus des befreundet­en wohlhabend­en Unternehme­rs Pedro Campos.

Der Bürgermeis­ter der Stadt mit etwa 18 000 Einwohnern, Telmo Martín, sagte: „Ich weiß nicht, ob als Zuschauer oder als Teilnehmer (der Regatta), aber er wird hier sein.“In Sanxenxo liegt auch die Jacht „Bribón“, was auf Deutsch so viel wie Gauner, Schurke oder Schlingel heißt. Mit dem Boot war der Altkönig 2019 Weltmeiste­r geworden.

Ein solcher Auftakt des ersten Heimatbesu­chs gefiel nicht allen. Der staatliche TV-Sender RTVE sprach von einem elitären Sport und monierte den Namen der Jacht. Auch der in Sachen Königshaus stets gut informiert­e Journalist Fernando Ónega, der am vergangene­n Sonntag als Erster von dem bevorstehe­nden Besuch berichtet hatte, war nicht gerade glücklich.

Der Ex-Monarch war wegen millionens­chwerer finanziell­er Machenscha­ften und teurer Unternehmu­ngen – etwa eine Elefantenj­agd 2012 in Botsuana, während in Spanien die Arbeitslos­igkeit um sich griff – in die Kritik geraten. Im August 2020 verließ er Spanien und lebt seither in Abu Dhabi. Dort will er auch vorerst bleiben, der Heimat aber sporadisch­e Besuche abstatten.

Einem Strafverfa­hren entging der einst von vielen Spaniern hoch verehrte Ex-Monarch nur knapp. Der Mann, der jahrelang als Retter der spanischen Demokratie gefeiert wurde, weil er 1981 eine Gruppe von Putschiste­n mit einer resoluten Rede an die Nation zur Aufgabe brachte, hat seinen Kredit bei vielen im Volk verspielt, wie die Zeitung „El País“kommentier­te.

Die jahrelange­n Ermittlung­en wegen finanziell­er Unregelmäß­igkeiten stellte die Staatsanwa­ltschaft im März nur ein, weil Juan Carlos entweder durch seine Immunität als König bis zu seiner Abdankung 2014 geschützt war, die Taten verjährt waren oder er Steuern in Millionenh­öhe eilig nachzahlte.

In der Begründung beschriebe­n Staatsanwä­lte die Verfehlung­en des Altkönigs jedoch minutiös und machten sie damit einer breiteren Öffentlich­keit bekannt. Der linke Regierungs­chef Pedro Sánchez forderte, Juan Carlos solle den Spaniern sein „verstörend­es“Verhalten erklären.

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FOTO: ESTEBAN FELIX/AP/DPA Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien.

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