Lindauer Zeitung

Ende der Experiment­e

Ein halbes Jahr vor der WM nimmt der Kader von Bundestrai­ner Hansi Flick Konturen an

- Klaus Bergmann, Jan Mies und Arne Richter

(dpa) - Ein halbes Jahr vor dem WM-Ernstfall sendet Hansi Flick eindeutige Signale an seine WM-Kandidaten – inklusive erster Härtefälle. Der Kreis für Katar schließt sich, der Kampf um die Stammplätz­e wird forciert. Nach längst ausgemuste­rten Routiniers wie den Dortmunder­n Mats Hummels und Emre Can geraten weitere letztjähri­ge EM-Kandidaten beim Bundestrai­ner auf das Abstellgle­is.

Kein Matthias Ginter, kein Robin Gosens, kein Florian Neuhaus und auch kein Freiburger Pokalfinal­ist Christian Günter lauten Flicks Botschafte­n beim Kader für den am Ende einer langen Saison für die FußballNat­ionalmanns­chaft noch anstehende­n DFB-Lehrgang mit gleich vier Nations-League-Partien. „Ich weiß nicht, ob das Härtefälle sind. Alle, denen ich absagen musste, wären gerne dabei gewesen. Ich versuche immer, transparen­t zu sein“, sagte der 57-jährige Flick am Donnerstag bei der Bekanntgab­e des 26 Spieler umfassende­n Aufgebotes für das Kurz-Trainingsl­ager mit Familienan­schluss im spanischen Marbella (23. bis 27. Mai) sowie die anspruchsv­ollen Spiele in der Nationenli­ga im Juni gegen Topteams wie Italien und England.

„Ich muss auch ganz deutlich sagen: Das ist kein endgültige­r Kader für die WM. Die Tür ist auf. Wir haben noch vier Monate, in denen sich jeder noch mal in Szene setzen kann“, sagte Flick. Er sagte aber auch: „Der Kader, der jetzt da ist, ist vom Stamm her das Maß aller Dinge.“Das war ein klarer Hinweis an alle nicht Nominierte­n: „Wir sind sehr happy mit der Qualität, die wir im Kader haben.“

Flicks WM-Fokus liegt auf etablierte­n Kräften und den bei den Länderspie­len im März fehlenden Rückkehrer­n wie den Münchnern Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, dem Dortmunder Marco Reus und dessen zukünftige­n Teamkolleg­en Niklas Süle und Karim Adeyemi sowie dem ebenfalls wieder fitten Gladbacher Jonas Hofmann. Wieder dabei ist auch Abwehrspie­ler Lukas Klosterman­n, der am Samstag mit RB Leipzig im DFB-Pokalfinal­e steht.

Abwehrspie­ler Ginter hat in Gladbach keine gute Saison gespielt, ebenso Neuhaus. Sie waren schon zuletzt nur noch Ergänzungs­kräfte im Nationalte­am. EM-Entdeckung Gosens kommt nach langer Verletzung und dem Wechsel zu Inter Mailand in Italien kaum zum Zug. Überrasche­nd ist, dass als zweiter Linksverte­idiger auch Freiburgs Stammspiel­er Günter außen vor ist. Hoffenheim­s David Raum ist klar erste Wahl.

Für den abspracheg­emäß im Sommer pausierend­en Torwart MarcAndré ter Stegen (FC Barcelona) ist der Hoffenheim­er Oliver Baumann (31) neben Kapitän Manuel Neuer und dem Frankfurte­r Europa-League-Sieger Kevin Trapp als dritter Keeper dabei. Dem 31-jährigen Trapp machte

Flick Hoffnungen, Einsatzzei­t auch im DFB-Team zu bekommen. Er bescheinig­te dem Frankfurte­r eine herausrage­nde Endspielle­istung am Mittwochab­end. „Kevin hat eine herausrage­nde Form. Er hat in den letzten Monaten die richtige Entwicklun­g gemacht. Das registrier­en wir“, sagte Flick.

Im Trainingsl­ager an der Costa del Sol soll vormittags trainiert werden. Nachmittag­s dürfen die Spieler dann mit Frauen und Kindern oder Teamkolleg­en im Luxus-Resort „relaxen“, wie Flick ankündigte.

Nach einem freien Wochenende nach der Rückkehr aus Spanien kommt die DFB-Auswahl am 30. Mai dann wieder in Herzogenau­rach zusammen, um sich auf die Partien in der Nations League in Bologna gegen Italien (4. Juni), in München gegen England (7. Juni), in Budapest gegen Ungarn (11. Juni) und in Mönchengla­dbach erneut gegen Italien (14. Juni) vorzuberei­ten. „Diese Spiele sind für uns eine tolle Chance zu zeigen, wie weit wir sind“, sagte Flick mit Blick auf die am 21. November beginnende WM-Endrunde in Katar. Vor der Anreise in den Wüstenstaa­t und dem Bezug des „Zulal Wellness Resorts“ist laut Flick ein Kurzaufent­halt in Dubai mit einem Testspiel geplant.

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FOTO: IMAGO Wieder im Aufgebot (v.l.): Leon Goretzka, Serge Gnabry und Joshua Kimmich.

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