So geht es auf der Hinteren Insel weiter
Erster Teil des Rahmenplans umgesetzt - Bürgerpark bleibt unangetastet - Bezahlbarer Wohnraum
(lz) – Mit dem neuen Bürgerpark und den nun fertiggestellten Parkplätzen haben einige Veränderungen auf der Hinteren Insel bereits Gestalt angenommen. Nun teilt die Stadt mit, wie und mit welchen Schritten es dort weitergehen kann. So sind jetzt alle 240 Parkplätze auf der Hinteren Insel für Inselbewohner und Beschäftigte auf der Insel nutzbar, heißt es in der Mitteilung. Außerdem stehen 30 Kurzzeit-Parkplätze für Besucherinnen und Besucher der Einrichtungen der Hinteren Insel (IHK, VHS, Ärzte) zur Verfügung.
Nach Angaben der Verwaltung geht Stadtbaumeister Kay Koschka davon aus, dass die Parkplätze erhalten bleiben, bis mit der Bebauung auf der Hinteren Insel begonnen werden kann. Davon unberührt ist der neue Bürgerpark. Er bietet auf insgesamt mehr als 9000 Quadratmetern Erholungsfläche und ist die neu geschaffene grüne Lunge der Hinteren Insel. Weitere Erholungs- und Freizeitflächen bieten der Luitpoldpark und der verbreiterte Schützingerweg. Dort gibt es auch dieses Jahr wieder ein gastronomisches Angebot.
Mit den Grün- und Erholungsflächen sei der erste Teil des Rahmenplans Hintere Insel umgesetzt, schreibt die Stadtverwaltung. Jetzt gehe es an den zweiten Teil: den Bau von bezahlbaren Wohnungen. Doch bevor hier die Bagger rollen, wird es noch dauern. „Bis Ende des Jahres wird der freiraumplanerische Wettbewerb abgeschlossen sein“, hofft
Koschka. „Anschließend werden die Konzeptvergaben für die städtischen Grundstücke vorbereitet.“
Wie diese Vergabe genau funktioniert und wer dann zum Zuge kommt, müsse der Stadtrat entscheiden. Klar sind aber zwei Dinge: Die Grundstücke sollen der Spekulation entzogen bleiben. Und die besten Ideen sollen eine Chance bekommen und nicht der dickste Geldbeutel. Deshalb müsse auch niemand befürchten, dass auf der Hinteren Insel seelenlose Betonklötze entstehen.
Koschka will den Rahmenplan in einer Informationsveranstaltung in der Inselhalle noch einmal vorstellen. Der Termin dafür wird aktuell vorbereitet. Danach sollen sich zwei Arbeitsgruppen aus Bürgerinnen und Bürgern bilden. In einer dieser Gruppen soll noch einmal über die Nutzung nachgedacht werden. In der anderen Arbeitsgruppe soll es um die zukünftige Gestaltung des neuen, familienfreundlichen Wohnquartiers gehen. „So wollen wir möglichst große Transparenz für die Lindauerinnen und Lindauer schaffen“, sagt Koschka, „und die Angst nehmen, wir verschandeln die Hintere Insel.“
Stadtbaumeister Kay Koschka
Weitere Informationen zum Thema Hintere Insel sind auf der städtischen Homepage
www.stadtlindau.de unter der Rubrik Bürger, Politik & Verwaltung/Planen & Bauen zu finden.
- Einst ist es ein großer Gutshof gewesen. Dann diente er als Sanatorium für Kinder mit Tuberkulose. Denn die Ukraine ist eines der am stärksten von dieser Krankheit betroffenen Länder. Vergangenes Jahr wurde das Heim geschlossen. Es sollte zum Altenheim umgebaut werden. Jetzt ist Krieg. Und das zweistöckige Gebäude ist Zufluchtsort für 150 ukrainische Waisenkinder. Maren Riekmann, Aurel Sommerlad und Jürgen Hartmann haben das Heim in der Nähe der ukrainischen Stadt Lviv besucht und den Waisenkindern Geschenke aus Lindau mitgebracht.
Die Buben und Mädchen sind eineinhalb bis sechs Jahre alt. Haben leichte Behinderungen, teils körperlich, teils geistig, manchmal auch beides. Ein Teil der Kleinen hat keine Eltern mehr. Was sie verbindet: Sie stammen alle aus umkämpften Kriegsgebieten. Allein 29 der Kinder lebten zuvor direkt in Mariupol.
Die meisten ihrer Betreuerinnen sind mit ihnen geflohen. Die Medizinerin Olha Buianova, die schon in dem Haus gearbeitet hat, als es noch Sanatorium gewesen ist, leitet nun das Heim. Das ist nicht einfach mit den bescheidenen Mitteln, die sie vom Bezirk Oblast Lviv bekommt. Deshalb freuen sich alle über Spenden aus allen möglichen Ecken – wie nun beispielsweise aus Lindau.
Für die 150 Kinder ist das Gebäude im aktuellen Zustand alles andere als ideal. Die Räume sind voll gestellt mit Betten. Zumeist bleibt in der Mitte nur wenig Platz. Die Kinder sitzen dort eng gedrängt, essen, trinken und spielen auf der kleinen Fläche. Wo Betten fehlen, liegen Matratzen auf dem Boden. Für alle Bewohner des Hauses gibt es genau zwei Duschen.
Über sein Netzwerk in die Ukraine hatte Aurel Sommerlad, Vorsitzender des Lindauer Vereins Hilfswerk
Bodensee, von dem Kinderheim erfahren und Kontakt aufgenommen. „Für uns, aber auch für unsere Spender ist es wichtig, zu sehen, ob das ein Projekt sein könnte, bei dem wir uns weiterhin engagieren. Deshalb fahren wir dieses Mal direkt vor Ort“, erzählt er.
Da Olha Buianova fließend russisch und ukrainisch spricht, Sommerlad und das restliche Team fließend deutsch und englisch, brauchte es jemanden, der hier sprachlich vermitteln konnte. Ruslan ist Lehrer in der Dorfschule und spricht sehr gut Englisch – und wie sich später herausstellt, tauen im Laufe der Zeit auch seine einstigen Deutschkenntnisse wieder auf. Ruslan jedenfalls übernahm die Vermittlung im Vorfeld und erstellte eine Liste mit Dingen, die dringend vor Ort gebraucht werden.
So sind der Transporter und das Auto mit großem Anhänger voll beladen mit sechs Komplettduschen, 15 Waschbecken mit Armaturen, Fliesenkleber, Wandfarbe, zwei Schaukeln und Sandkästen, Picknickgarnituren, Spielzeug, Bastelmaterial. Die Duschen konnten dank einer Spende der Gemeinde
Sigmarszell angeschafft werden. Dazu kamen jede Menge Kinderrucksäcke, vollgepackt mit Spielsachen, Malutensilien, Seifenblasen, Plüschtieren und vielem mehr. Der Bodolzer Ralf Eisenhut, der selbst unermüdlich in Sachen Hilfe für die Ukraine aktiv ist, hatte von der geplanten Fahrt zu dem Kinderheim gehört und mit einer Spontanaktion via soziale Medien innerhalb kürzester Zeit diese Menge zusammenbekommen.
Die Kinder freuen sich unendlich über die Geschenke. Stolz und glücklich strecken sie eine Entdeckung nach der anderen ihren Betreuerinnen entgegen. Bald schon ist kein Kind mehr ohne seinen neuen Rucksack unterwegs.
Wie viel Arbeit noch auf die Menschen hier vor Ort wartet, zeigt sich bei einem Rundgang. Das Wirtschaftsgebäude, das vor allem von außen einen sehr heruntergekommenen Eindruck macht, beinhaltet die Küche und die Bäckerei, wo für mindestens 150 Menschen täglich gekocht wird. In der Küche stehen immerhin neue Gasbrenner. Gespült wird aber noch immer von Hand, sämtliches Geschirr in einer hochgesetzten Badewanne. Neue moderne Gastrogeschirrspüler stehen zwar bereit, die elektrischen Voraussetzungen lassen aber deren Anschluss derzeit noch nicht zu. Die Küche muss dringend saniert werden. Nebenan wird am Bau einer Grundschule gearbeitet.
Da weitere 50 bis 100 Kinder erwartet werden, muss dringend ein weiteres Gebäude dafür hergerichtet werden – und dann sollte bis zum Herbst sichergestellt werden, dass die Gebäude beheizt werden können. Denn eine Heizung gibt es derzeit nicht. Olha Buianova erzählt, dass sie vom Gas unabhängig werden wollen. Sie denkt an Photovoltaik.
Maren Riekmann, Aurel Sommerlad und Jürgen Hartmann sind sich einig: „Das war sehr gut, dass wir uns das vor Ort angeschaut haben und gesehen haben, welche Bedingungen hier herrschen. Aber auch, mit welcher Energie hier daran gearbeitet wird, dass das hier wirklich ein Heim für die Kinder wird.“Denn der Park täuscht nicht darüber hinweg, dass hier noch viel zu tun ist, was die Vertreter des Hilfswerk Bodensee das Engagement gerne weiter unterstützen wollen.