Vor 50 Jahren ging ein Herzenswunsch in Erfüllung
Der TSV Niederstaufen feiert Geburtstag – Was der Verein für den Ort bedeutet
- Ein eigener Fußballverein im Dorf? Mit Trainingsplatz und Sportheim? Fest verankert im Ortsgeschehen? Vor mehr als 50 Jahren ist dies in Niederstaufen ein Herzenswunsch von fußballbegeisterten Jugendlichen und Erwachsenen gewesen. Die Strukturen, die heute selbstverständlich scheinen, gab es damals noch nicht. Sie mussten erst aufgebaut werden. Inzwischen ist der TSV Niederstaufen mit seinen vier Abteilungen der größte Verein im Dorf. Am Wochenende feiert er sein 50-jähriges Bestehen. Was der Sportverein für die damalige und heutige Jugend bedeutet.
„Es hat in Niederstaufen viele begeisterte und einige talentierte Fußballer gegeben. Die talentierten spielten in den Vereinen der Nachbarschaft“, erzählt Wolfgang Sutter. Und die begeisterten? Zu ihnen zählt sich auch der heute 75-jährige Niederstaufener Ortsheimatpfleger selbst. Er erinnert sich gut daran, dass die jungen Leute damals auf irgendeinem Feld Tore aufgestellt und dann losgekickt haben. „Die Bauern haben das oft nicht gern gesehen“, berichtet er. Immerhin handelte es sich um Flächen, die sie bewirtschafteten.
Und manch einer habe in dem damals landwirtschaftlich geprägten Dorf auch das Fußballspielen als solches infrage gestellt: „Was müssen die Jungen auf einem ebenen Feld umeinander springen?“, habe es geheißen.
ANZEIGE Im Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Niederstaufen sei sogar der Kreuzberg, ein markanter Drumlinhügel am Ortsrand, als Trainingsplatz vorgeschlagen worden.
Durchgesetzt hat sich diese Idee nicht, wohl aber die Fußballbegeisterung. Irgendwann durfte auf einer abschüssigen Wiese an der heutigen Kammbachstraße gespielt und trainiert werden. Wettbewerbsfähig war dieser Platz nicht, aber „hart erkämpft“, erzählt Wolfgang Sutter. Die entscheidenden Weichen hätten dann „einige ältere, gestandene Familienväter“gestellt, indem sie einen Verein gründeten.
Alles Weitere steht in der TSVChronik: Im damaligen Gasthaus Rössle unterzeichneten die Gründungsmitglieder am 14. August 1971 eine Vereinssatzung. Am 11. Januar 1972 folgte beim Amtsgericht Lindau der Eintrag ins Vereinsregister. Der ersten Vorstandschaft des TSV Niederstaufen gehörten an: Anton Lehner, Emil Klauber, Adolf Schneider, Hedwig Sohler, Hans Gar, Gebhard Karg, Martin Sohler und Erwin Sutterlitte.
Jetzt brauchte es noch ein Grundstück für einen Fußballplatz und ein Sportheim. Nach vielen Gesprächen war die Lösung gefunden: eine feuchte Wiese am Waldrand. Die Gemeinde kaufte das Areal, stellte es dem jungen Verein zur Verfügung und übernahm auch die Materialkosten. Mit viel ehrenamtlicher Tatkraft wurden Entwässerungsgräben gezogen, der
Wolfgang Sutter
Sportplatz angelegt und ein Sportheim gebaut. Die Einweihung war im Sommer 1974.
Der TSV Niederstaufen entwickelte sich zu einer festen Größe im Ort. Er war, wie Wolfgang Sutter sagt, „ein Kristallisationspunkt für Niederstaufen“. Sogar diejenigen, die nicht mehr hier wohnten, seien zum Fußballspielen wieder ins Dorf gekommen. „Es war schon eine Herzensangelegenheit für die damalige Jugend“, erklärt der 75-Jährige.
Für Karl Liebe (13 Jahre) und Oliver Hoppe (14 Jahre) ist dies alles kaum vorstellbar. Sportverein-, platz und -heim gehören für die beiden
Jungs wie selbstverständlich zu Niederstaufen, sie haben es nie anders erlebt. „Seit ich den Verein kenne, existiert das Vereinsheim“, sagt Karl. Er und sein Freund wissen dies zu schätzen: „Man trifft sich hier, man sieht seine Leute, es macht einfach Spaß“, erklärt Oliver. Und Karl ergänzt: „Man kann sich unterstützen und spornt sich gegenseitig an.“Die beiden sind begeisterte Mountainbiker, trainieren gerne auf dem Pumptrack neben dem Sportheim, helfen der Pflege der Anlage mit und treffen hier auch andere Jugendliche.´
Die Mountainbikeabteilung ist mittlerweile die größte Abteilung des TSV Niederstaufen und wegen einigen sehr erfolgreichen Mitgliedern (bis hin zum Vize-WeltmeisterTitel) das Aushängeschild des Vereins, während die Fußballabteilung inzwischen die kleinste Abteilung ist. Außerdem gibt es eine Ski- und eine Breitensportabteilung mit vielen Angeboten.
Mit seinen fast 400 Mitgliedern aller Altersstufen ist der TSV Niederstaufen der größte Verein im Dorf. Geprägt wurde er in den 50 Jahren seines Bestehens von vielen engagierten Menschen, die hier gar nicht alle genannt werden können. Thorsten Wölfel stammt aus einer dieser engagierten Familien. Schon sein Vater ist TSV-Vorsitzender gewesen, seit vier Jahren steht er selbst an der Spitze des TSV Niederstaufen. Was hat sich in 50 Jahren geändert? „Früher hat man für den Verein gelebt“, sagt er. „Das hat sich geändert, weil sich auch die Zeiten geändert haben. Heute identifiziert man sich nicht mehr so stark mit dem Verein.“Der TSV biete viel an, sei aber letztlich nur eine Möglichkeit von vielen.
Andreas Hoppe, der die Mountainbike-Abteilung leitet, weiß, dass sich die Verbundenheit zum Verein heutzutage nicht von alleine einstellt: „Man muss die Leute miteinbeziehen“, erklärt er. Für ihn persönlich als zugezogenem Niederstaufener war der TSV, wie er sagt, ein „Opener fürs Dorf“. Das heißt: „Man knüpft Kontakte, man integriert sich ins Dorf und beteiligt sich aktiv am Geschehen.“
Auch der Verein als Ganzes gestaltet das Dorfleben aktiv mit. Er veranstaltet zum Beispiel eine Dorfweihnacht, ein Weinfest, eine Schlachtpartie, ein MTB-Rennen, ein Zeltwochenende für Kinder der Mountainbike-Abteilung und Vereinsmeisterschaften. Zudem macht er das Niederstaufener Kinderfest möglich.
50 Jahre TSV Niederstaufen wollen gefeiert werden. Deshalb lädt der Verein alle Mitglieder und Interessierten am Samstag, 21. Mai, ab 14 Uhr ein, zum Sportheim zu kommen. Dort stellen sich die vier Abteilungen vor und bieten verschiedene Mitmachaktionen für Jung und Alt. Fürs leibliche Wohl ist gesorgt.